Digitale Datenmeldung

Kliniken: DEMIS-Anschlüsse hängen an Kapazitäten der Software-Industrie

Nicht einmal 100 der 2000 Krankenhäuser sind an das DEMIS angeschlossen, weshalb nur wenige ihre Daten digital an den ÖGD senden können. Das Problem liege bei der Industrie, betonen die Kliniken. Doch den Häusern drohen Sanktionen.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Baustelle IT-Systeme: Krankenhäuser und Öffentlicher Gesundheitsdienst haben nach wie vor Verbindungsprobleme.

Baustelle IT-Systeme: Krankenhäuser und Öffentlicher Gesundheitsdienst haben nach wie vor Verbindungsprobleme.

© steschum / stock.adobe.com

Berlin. Vor dem Hintergrund erneut steigender Corona-Fallzahlen will die Ampel die digitale Datenmeldung der Krankenhäuser beschleunigen. Bislang seien nicht einmal 100 der insgesamt knapp 2000 Krankenhäuser an das Deutsche Elektronische Melde- und Informationssystem für den Infektionsschutz, kurz DEMIS, angeschlossen, hieß es diese Woche aus Regierungskreisen.

Angesichts der Tatsache, dass es DEMIS bereits seit zwei Jahren gebe, sei die geringe Zahl der dorthin meldenden Krankenhäuser „überraschend“.

Bei DEMIS handelt es sich um eine Software, über die die IT-Systeme der Krankenhäuser mit dem Öffentlichen Gesundheitsdienst, also den Gesundheitsämtern und dem Robert Koch-Institut verbunden werden sollen. Über den Austausch von Daten zum Beispiel zur Belegung der Häuser mit COVID-Patienten soll der ÖGD möglichst in Echtzeit zusätzliche Erkenntnisse über den Verlauf der Pandemie gewinnen können.

Lesen sie auch

Gaß: Schnittstellen fehlen

Für viele Krankenhausinformationssysteme gebe es nach wie vor keine programmierten Schnittstellen mit dem Meldesystem, sagte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) Dr. Gerald Gaß, dazu auf Anfrage der Ärzte Zeitung.

Die DKG sei darüber im Gespräch mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG), dem Robert Koch-Institut und den Herstellern. Die Aufgabe lasse sich nicht durch ein Abspecken des erforderlichen Programmierungsaufwandes lösen, betonte Gaß. Dies sei auch eine Herausforderung für die Hersteller.

„Wir sind zuversichtlich, dass wir bis zum Herbst eine sehr viel höhere Anzahl von Krankenhäusern anbinden können“, sagte Gaß. Es bestehe aber die Abhängigkeit von der Zuarbeit der Softwareindustrie.

BMG arbeitet mit Hochdruck

Das BMG arbeitet dem Vernehmen nach derzeit „mit Hochdruck“ daran, dass sich sämtliche Häuser an DEMIS anschließen. Dabei sollen auch Sanktionen in Form von Abschlagszahlungen greifen, wenn einzelne Kliniken den Anschluss verpassen.

Ziel sei es, dass alle Krankenhäuser die für das Pandemiemanagement notwendigen Informationen „taggleich“ an DEMIS melden, betonte ein Regierungsvertreter weiter. Zu diesen Daten zählten etwa die Zahl der Corona-Erkrankten auf Normal- und Intensivstationen oder Angaben zu betreibbaren Betten.

Auf diese Weise lasse sich besser und vor allem rechtzeitig abschätzen, „wie viel Raum“ Bund und Länder noch hätten, bevor die Krankenhäuser als Teil der kritischen Infrastruktur überliefen. (hom/af)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Geplantes Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit

Ministerium will mehr Kooperation zwischen RKI und BZgA

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Carl Billmann, Leiter der Stabsstelle IT, Marketing & Kommunikation bei BillmaMED, Medizinstudent mit dem Berufsziel Dermatologe.

© Doctolib

Interview

„Am Empfang haben wir Stress rausgenommen“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Die Patientin tippt ihre Nachricht ins Smartphone, das Praxisteam antwortet direkt über
den Desktop. So sind Vereinbarungen über ein E-Rezept oder eine Befundmitteilung vom Facharzt schnell übermittelt.

© [M] Springer Medizin Verlag | Foto: A_B_C / stock.adobe .com

Digitale Patientenkommunikation

„Das Potenzial für die Zeitersparnis ist riesig“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
KI-Einsatz mit Robotern im Krankenhaus oder in der ambulanten Pflege? In Deutschland noch schwer vorstellbar. Aber vielleicht ist das dieZukunft. Ein Feld auch für die Geldanlage.

© sirisakboakaew / stock.adobe.com

Interview zum Thema Geldanlage

KI für Anleger: „Ich sollte verstehen, in was ich investiere“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Deutscher Apotheker- und Ärztebank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025