Arbeitsagentur

Kliniken sollen bei ausländischen Ärzten Abstriche machen

Auf der Suche nach Ärzten sind Personalservice-Agenturen immer öfter auch außerhalb Europas unterwegs. Doch um die zur Einwanderung bereiten Ärzte gut zu integrieren, fehlt es an durchdachten Konzepten, kritisiert die Arbeitsagentur.

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Zwei ausländische Assistenzärzte bei der Arbeit im Klinikum Dortmund.

Zwei ausländische Assistenzärzte bei der Arbeit im Klinikum Dortmund.

© Bernd Thissen / dpa

KÖLN. Wenn Deutschland als Arbeitsplatz für ausländische Ärzte attraktiv sein will, brauchen wir eine bessere Willkommenskultur.

"Hier muss Deutschland in Konkurrenz zu anderen Ländern auf jeden Fall zulegen", sagte Frank Böttcher beim "Gesundheitskongress des Westens 2015" in Köln. Böttcher ist Leiter des Internationalen Personalservices bei der Bundesagentur für Arbeit.

Hierzulande mangele es an ganzheitlichen Konzepten der Willkommenskultur, die auch die sozio-kulturelle Integration der Ärzte und anderer Fachkräfte aus dem Ausland umfassen, beklagte er.

Das könne bei der Suche nach Medizinern in Europa und im außereuropäischen Ausland in der Konkurrenz mit anderen Nationen zum Nachteil werden.

"Der internationale Wettbewerb um den ausgebildeten Arzt wird zunehmen. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche", sagte der Arbeitsmarktexperte.

Kaum Sprachkurse in der Heimat

Eine der größten Hürden bei der Integration sei die Sprache. Er verwies auf das Problem, dass es in der Heimat der Ärzte kaum Sprachkurse für Deutsch gibt und es bei uns an öffentlichen Mitteln zur Förderung des Spracherwerbs fehlt. Auch die oft sehr langen Anerkennungsverfahren für die Abschlüsse aus anderen Ländern sei ein negativer Faktor.

Böttcher appellierte an die Arbeitgeber, nicht zu hohe Ansprüche zu stellen und auch zu Kompromissen bereit zu sein, wenn Kandidaten grundsätzlich geeignet sind.

"Die Arbeitgeber werden sich daran gewöhnen müssen, dass wir ihnen keinen voll ausgebildeten 100-prozentig passenden Kandidaten vor die Tür stellen."

Auch sollten Kliniken oder andere Interessierte der Arbeitsagentur den Personalbedarf frühzeitig melden. "Wir müssen die Meldung der Stelle perspektivisch erhalten, am besten zwei Jahre im Voraus und nicht erst, wenn Not am Mann ist."

Die Vermittlung ausländischer Arbeitnehmer nach Deutschland ist eine vergleichsweise neue Aufgabe für die Arbeitsagentur, die aber an Bedeutung gewinnt.

Bei der Suche nach geeigneten Kandidaten war der Fokus nach Angaben von Böttcher bislang vor allem auf Europa gerichtet, das ändere sich aber gerade.

Suche über Europa hinaus

"Wir müssen den Schritt aus Europa heraus machen bei der Anwerbung von Fachkräften." Dabei müsse eine Industrienation wie Deutschland aber auch vorsichtig vorgehen. "Es ist niemanden gedient, wenn wir in einen neuen Kolonialismus geraten und die Arbeitskräfte aus dem Ausland abziehen", betonte er.

Die ukrainische Ärztin Diana Podolska plädierte dafür, insbesondere junge Ärzte nach Deutschland zu holen, die gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen haben. "Sie sind besonders geeignet, um sich die Arbeit in einem fremden Land anzueignen."

Die 1971 geborene Ärztin kam 1997 nach Deutschland und arbeitet seit 2005 als Oberärztin für Anästhesiologie und Intensivmedizin am Klinikum Westfalen in Dortmund.

Podolska hält es für sinnvoll, die Ärzte über ein intensives Programm auf die Herausforderungen im Klinikalltag vorzubereiten.

"Es ist kaum möglich, sich alles berufsbegleitend anzueignen", weiß sie aus eigener Erfahrung. Die Vorbereitung durch einen Sprachkurs reiche nicht aus, um die Kommunikation mit Patienten, Kollegen und Pflegekräften meistern zu können, sagte Podolska. "Das muss man in Simulationen trainieren."

Sprachprobleme könnten neben kulturellen Unterschieden das Leben sehr schwer machen. Sie selbst habe die Wörter "Behälter" und "Zuhälter" anfangs verwechselt, die Kollegen seien vor Lachen fast zusammengebrochen.

"Als ausländischer Arzt muss man sich eine Elefantenhaut zulegen und Mut zur Hässlichkeit haben." (iss)

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