Kommentar

Knüppel aus dem Sack

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:

Lang, lang ist es her, dass Dr. med. Karl Lauterbach, der Chef-Gesundheitsstratege der SPD, mit der Medizin Kontakt hatte. Auf den Punkt genau, nämlich fünf Tage oder 120 Stunden, soll es Kassenpatienten nach SPD-Erkenntnissen und damit auch gesetzlich zumutbar sein, auf einen Arzttermin zu warten. Differenzierung kennen die Sozialdemokraten nicht. Das wäre ein Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz.

Womit sich die Sozialdemokraten wohl auskennen, ist die staatliche Repression: Wehe dem Doktor, der die Wartefrist bei seinen Patienten überschreitet: Bis zu 25.000 Euro Geldbuße oder Entzug der Kassenzulassung. Das ist Knüppel aus dem Sack-Politik.

So viel Einfallslosigkeit dürfte noch nicht einmal den Beifall bierseliger Dorfstammtische finden. Zur Lösung real existierender Probleme sind die Vorschläge nicht einmal diskussionswürdig.

Das ist traurig. Als die SPD noch Regierungsverantwortung trug, war sie in der Gesundheitspolitik konzeptionell weit besser aufgestellt als ihre Wettbewerber.

Die sind zwar mit den Herausforderungen ihrer Ämter etwas gewachsen. Das entbindet die SPD als wichtigste Oppositionspartei nicht davon, eine ernst zu nehmende Politik zu betreiben.

Lesen Sie dazu auch: Strafe bei Wartezeiten auf Facharzt: Rösler kritisiert SPD-Vorstoß Wartezeiten: SPD baut Drohkulissen für Vertragsärzte Ärzteschaft reagiert empört auf SPD-Vorschläge Kommentar: Knüppel aus dem Sack

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Kommentare
Dr. Ulrich Hilland 10.02.201114:52 Uhr

Rheinischer Kanevalsjeck

Die Auftritte des Professors aus Düren zeugen von sprühendem rheinischen Frohsinn und eignen sich allenfalls für die Bütt. Einen ernstzunehmenden Diskussionsbeitrag wollte die talkerprobte "Quasselstrippe" wie immer eher nicht leisten. Bei Interesse an weiterem Klamauk empfehle ich den Internetauftritt www.karllauterbach.de mit Links zu seinen Bundestagsclownerien.

Dr. Thomas Georg Schätzler 08.02.201113:13 Uhr

Eine Fliege macht noch keine Strategie

Herr Kollege Lauterbach, das hört sich aber schwer nach einem aggressiven Impulsdurchbruch an. Oder liegt es daran, dass die SPD in der Gesundheitspolitik nur "Wischiwaschi" anzubieten hat: Ein wenig Bürgerversicherung, ein bisschen Steuerfinanzierung, etwas die private PKV piesacken und bloß nicht an die absurd niedrige Beitragsbemessungsgrenze in der GKV herangehen und an die Rentenversicherung angleichen. Möglichst keine i n h a l t l i c h e n Reformen; Patienten, Krankenkassen, Pharmaindustrie, Gesundheitsbürokratien und dem Medizinisch-Industriellen Komplex bloß nicht zu fest auf die Füße treten.

Stattdessen Vertragsarzt-"Bashing", Praxismobbing, wohl wissend, dass Ihr Termintheater letztlich an den Praxismitarbeiterinnen hängenbleibt, denn medizinische Akutfälle müssen s o f o r t, Routinepatienten s p ä t e r terminiert werden (von medizinischen Alltagsproblemen ganz zu schweigen).

Ich vermute einen anderen Grund hinter den populistisch aufgebauschten, drakonischen Strafen bei längeren Wartezeiten für unsere Patientinnen und Patienten:
"Anfang April" (sie meinte 2011!) "wolle die SPD ihr durchgerechnetes Modell" (der GKV) "präsentieren", kündigte SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles am 14.12.2010 in Berlin an, ihren Bürgerversicherungsversuch der verblüfften Öffentlichkeit präsentierend. Selbst wenn wir den für die SPD günstigsten 1. April 2011 nehmen, beträgt die Wartezeit zwischen großspuriger Ankündigung und endgültiger Terminierung satte dreieinhalb
M o n a t e (!) oder e i n h u n d e r t u n d f ü n f Tage!

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen schmeißen, meint
mit freundlichen, kollegialen Grüßen, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM DO

Dr. Gunter Scholles 07.02.201117:21 Uhr

Testimonium paupertatis !

Man möge mit den selbsternannten gesundheitspolitischen "Experten" der SPD ein Nachsehen haben. Auch auf diesem Sektor fehlt ein vernünftiges zielorientiertes Konzept. Orientierungslosigeit auf breiter Basis kennzeichnet die SPD seit geraumer Zeit. Außer polemischen Kommentaren von Gabriel & Co findet sich in deren Politmaschinerie nichts substantielles, worüber es sich lohnen könnte nachzudenken. Wirklichkeitsfremde Agitationen und Androhungen von Repressalien gegenüber der Ärzteschaft tragen sicher nicht dazu bei, die Versorgung der Patienten zu verbessern. Herrn Lauterbach möge man zurufen: Quidquid agis prudenter agas et respice finem ! Wir sind die Ärzte: Aegroti salus suprema lex !

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