„Gehört nicht zwischen Gummibärchen“

Kölner Chefarzt: Partydroge Lachgas wird unterschätzt

Ärzte warnen davor, dass vor allem junge Menschen Lachgas als Partydroge missbrauchen. Der Kölner Mediziner Professor Volker Limmroth plädiert dafür, die Verfügbarkeit des Gases massiv einzuschränken.

Veröffentlicht: | aktualisiert:
Lachgas wird in Amsterdam in Flaschen gefüllt.

Lachgas wird in Amsterdam in Flaschen gefüllt.

© Annette Birschel/dpa

Köln/Berlin. Der Kölner Mediziner Professor Volker Limmroth hat harte Einschränkungen bei der Verfügbarkeit von Lachgas gefordert. Um das Gas war zuletzt eine Diskussion entstanden, weil es als Partydroge beliebt ist. „Das Problem ist, dass es unterschätzt wird“, sagte Limmroth, Chefarzt der Klinik für Neurologie in Köln-Merheim, am Freitag im ARD-Morgenmagazin.

Es sei bislang legal, billig und verfügbar. „Selbst am Kiosk neben jeder Schule haben sie das inzwischen. Und das muss aufhören. Die Verfügbarkeit muss unterbrochen werden“, sagte er. „Ein Narkosemittel gehört nicht in den allgemeinen Verkauf, sondern das gehört in die Hände von Ärzten. Und nicht zwischen Gummibärchen.“

Lesen sie auch

Rufe nach strengeren Regeln werden lauter

Der stellvertretende gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dr. Christos Pantazis, sprach sich für ein Verkaufsverbot von Lachgas an Jugendliche aus. „Lachgas als Partydroge zu nutzen, halte ich für gefährlich und das insbesondere bei Minderjährigen aber auch bei jungen Erwachsenen, deren neurologische Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist“, sagte Pantazis am Freitag.

Auch der Grünen-Gesundheitspolitiker und Arzt, Professor Armin Grau, warnte: „Lachgas euphorisiert, besitzt aber bei chronischem Gebrauch ein Abhängigkeitspotential.“ Nicht zu unterschätzen seien häufige Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Es gelte jetzt, schnell eine Regelung zu finden, um Kinder und Jugendliche vor Lachgasgebrauch in der Freizeit zu schützen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach dringt ebenfalls auf strengere Regeln, um den Verkauf von Lachgas als Partydroge besonders an junge Menschen einzudämmen. „Die schnelle Verbreitung bei Kindern und Jugendlichen muss uns allen Sorge machen“, hatte Lauterbach am Mittwoch erklärt.

Verkauf und Konsum bisher nicht untersagt

Er sei dazu mit den zuständigen Ressorts der Regierung im Gespräch, sodass man hoffentlich bald zu Regelungen kommen werde. In Deutschland sind Verkauf und Konsum von Lachgas bislang nicht verboten.

Lesen sie auch

Limmroth berichtete, dass er in seiner Klinik Menschen erlebe, die einen „hochfrequenten“ Konsum von Lachgas gehabt hätten - über mehrere Wochen und Monate mehrmals pro Woche. „Da verändert sich tatsächlich ein Teil des zentralen Nervensystems“, sagte er. „Je nachdem, wie ausgeprägt das ist, kann das auch irreversible Schäden bedeuten.“ (dpa/hom)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur Weltgesundheitsorganisation

WHO ist nur ein Bauernopfer Trumps

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

REDUCE-AMI und ABYSS

Betablocker nach Herzinfarkt – so steht es um die Evidenz

Schlecht für die Augen?

„Gutes" HDL-Cholesterin offenbar mit erhöhtem Glaukomrisiko assoziiert

Parallelen zum Leistungssport

Höhere Anspannung vor der Operation führt offenbar zu besserem Ergebnis

Lesetipps
Personen greifen nach einer Angel mit Geldscheinen.

© mitay20 / stock.adobe.com

FAQ zum Zuschuss für angehende Ärzte

Weiterbildung: So kommen Sie an die Facharzt-Förderung

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung