Ampelpläne
Kritik an Lauterbachs Pflegekompetenzgesetz: „Noch nicht der große Wurf“
Ärzte- und Pflegeverbände fordern eine eigenständige Rolle der Pflege in der Versorgung. Zur Not müsse das Ansinnen auch gegen den Widerstand der organisierten Ärzteschaft durchgeboxt werden.
Veröffentlicht:Berlin. Braucht es mehr Eigenständigkeit von Pflegefachpersonen in der Versorgung? Ja, betont ein Bündnis aus Ärzte- und Pflegeorganisationen. Könnte das Pflegekompetenzgesetz (PKG) von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) den Weg ebnen für das Pflege-Upgrade?
Jein, meinen die Verbände, unter ihnen der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte (vdää). Der Referentenentwurf zum PKG sähe zwar vor, dass Pflegefachpersonen erweiterte Kompetenzen in der Versorgung von Diabetes, Demenz und chronischen Wunden übernehmen könnten. Zugleich sollten aber weiter Vertragsärzte entscheiden, ob diese Kompetenzen zum Einsatz kämen, heißt es in einer am Mittwoch verbreiteten Mitteilung.
„Pflegerische Kompetenzen stärker nutzen“
Gerade in der ambulanten Versorgung brauche es aber eine stärkere Nutzung personeller Ressourcen und Kompetenzen. Eine „Primärversorgung“, erbracht von Community Health Nurses (CHN), könne Versorgungslücken schließen, die Prävention stärken und langfristig Pflegebedürftigkeit verringern und Kosten senken. „Dieser größere Wurf ist im Entwurf zum PKG noch nicht enthalten“, kritisierte DBfK-Bundesgeschäftsführerin Dr. Bernadette Klapper.
Ärzteverbände wie der Marburger Bund oder der Hausärztinnen- und Hausärzteverband sehen die Pläne für eine Kompetenzerweiterung skeptisch. Der Marburger Bund etwa hatte erklärt, interprofessionelles Arbeiten sei wichtig und richtig. Es ergäbe aber keinen Sinn, Aufgaben von einem Mangelberuf auf den anderen zu verschieben. Der Hausärztinnen- und Hausärzteverband hatte vor einer drohenden „Deprofessionalisierung“ der Versorgung gewarnt.
Kritik an paradoxen Reaktionen
Das Vorstandsmitglied beim vdää, Michael Janßen, wies dies zurück. Es sei „paradox“, dass die Ärzteschaft einerseits über Überlastung beschwere, „anderseits aber die Kompetenzübertragung auf andere Berufsgruppen hemmt“. Die Stärkung der Pflegeberufe müsse notfalls auch gegen den Widerstand der organisierten Ärzteschaft durchgesetzt werden.
Dr. Udo Puteanus vom Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten betonte, auch mit Blick auf die Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) bei älteren, multimorbiden Patienten sei eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegekräften, Ärzten und Apothekern unverzichtbar. „Wir benötigen feste AMTS-Strukturen und interprofessionelle Teams, um Risiken zu minimieren und die Qualität der Versorgung zu sichern“. (hom)