Kommentar zum Notdienst-Streit in Nordrhein
Kurzsichtige Vorwürfe
In der Debatte um die Reform des ärztlichen Notdienstes in der KV Nordrhein haben manche Ärzte einen riskanten Kurs eingeschlagen. Sie polemisieren gegen den Notdienst, weil die meisten Patienten dort ohnehin nichts zu suchen hätten.
Klar gehört nicht jeder Patient, der zu den sprechstundenfreien Zeiten zum Notdienst kommt, tatsächlich dorthin, zumindest aus medizinischer Sicht. Aber subjektiv halten sich die meisten für einen Notfall. Aus Lust und Laune geht kaum jemand in die Notdienstpraxen. Zudem warnen Mediziner mit Recht vor Selbstdiagnosen.
Wenn es um die Unterstützung ihrer Belange geht, versuchen die Ärzte gern, ihre Patienten zu mobilisieren. Da ist es kurzsichtig, ihnen jetzt pauschal vorzuwerfen, das System nur auszunutzen.
Hinzu kommt: Wenn der vertragsärztliche Notdienst wirklich in großen Teilen überflüssig ist, könnten Kassen und Politik auf die Idee kommen, ihn an die Krankenhäuser zu verlagern.
Damit ginge den niedergelassenen Ärzten auch das Notdiensthonorar verloren - in Nordrhein waren es im Jahr 2011 immerhin 44,5 Millionen Euro.
Mit ihrer Argumentation haben diese Ärzte nicht nur die Interessen ihrer Patienten aus den Augen verloren, sondern auch die vieler Kollegen.
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