Nordrhein

Notdienstreform bringt Ärzte auf die Palme

Schlagabtausch in der VV der KV Nordrhein: Viele Ärzte ließen ihrem Frust über die beschlossene Notdienstreform freien Lauf. Der Vorstand wurde für die Pläne und sein Vorgehen abgewatscht.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Ärztlicher Notdienst bleibt in Nordrhein ein Zankapfel.

Ärztlicher Notdienst bleibt in Nordrhein ein Zankapfel.

© theisse / imago

DÜSSELDORF. Die Neugestaltung des ärztlichen Notdienstes in der KV Nordrhein (KVNo) läuft nicht so glatt, wie vom Vorstand erhofft.

Nach langer und zum Teil polemischer Debatte hat die KVNo-Vertreterversammlung (VV) beschlossen, die Details des umstrittenen Konzepts durch den Notdienstausschuss prüfen zu lassen. Das Gremium wird erweitert, damit alle VV-Gruppierungen repräsentiert sind.

Eckpunkte stoßen auf Kritik

Auf Vorschlag des Vorstands hatte die VV im Dezember 2012 Eckpunkte für eine Notdienstreform beschlossen, die eine Homogenisierung der sehr zersplitterten Strukturen zum Ziel hat.

Dazu gehören die Trennung von Fahr- und Sitzdiensten, die Verteilung der Dienste durch die Notdienstzentrale und die Finanzierung über einen einheitlichen Beitrag für jeden Arzt.

Das stößt bei manchen Notfalldienstpraxen und Ärzteverbänden auf heftigen Widerstand. Sie warnen vor einer Zerschlagung gut funktionierender Strukturen.

"Wir sind der Kritik und den Behauptungen nachgegangen, so gut wir konnten", sagte der KVNo-Vorsitzende Dr. Peter Potthoff. Er ist trotz aller Einwände überzeugt von dem vorgelegten Konzept. "Das Thema Notdienstordnung wird nirgendwo auf Gottes Erden konfliktfrei behandelt."

Lügen unterstellt

Das wurde in der VV nur zu deutlich. Das zentralistische Konzept gehe an dem vorbei, was die Ärzte wollen, sagte Dr. Catherina Stauch von der Freien Ärzteschaft. "Wir haben null Verzahnung mit der Basis."

Ein weiterer Vorwurf: "Das ist ein Kaschieren des Ärztemangels, um sich der Politik gefällig zu machen", so Stauch.

Der Vorsitzende des nordrheinischen Hausärzteverbands Dr. Dirk Mecking warf dem Vorstand sogar vor, mit Lügen zu arbeiten. "In den Regionen gibt es keinen, der das Konzept umsetzen will", sagte er.

Es könne nicht sein, dass den Ärzten von dem wenigen, was sie verdienen, auch noch etwas für den Notdienst abgezogen werde, ergänzte sein Kollege Dr. Jens Uwe Wasserberg. Er sieht ein besonderes Problem: 80 bis 90 Prozent der Inanspruchnahme sei ohnehin völlig überflüssig. "Das kostet unser Geld und unsere Zeit."

Im Rhein-Sieg-Kreis wird das Konzept erprobt

Das sieht der stellvertretende VV-Vorsitzende Dr. Rolf Ziskoven ähnlich. Mehr als die Hälfte seien gar keine Notfall-Patienten, es gehe um "Luxusmedizin", kritisierte er. "Es ist nicht unsere Pflicht, uns und unser System ausnutzen zu lassen."

Es gehöre zum Berufsbild der Ärzte, auch Patienten in den Notdienstpraxen zu versorgen, die vielleicht nicht dorthin gehören, sagte dagegen der Kinderarzt Dr. Thomas Fischbach.

"Das Problem der unberechtigten Inanspruchnahme lösen wir dann, wenn wir die Patienten abschaffen." Fischbach warb dafür, an den Eckpunkten der Notdienstreform weiterzuarbeiten.

Der Kölner Hausarzt Dr. Lothar Rütz hält das Festhalten an den vorgeschlagenen Strukturen für sinnvoll. "Die Kollegen sollen ihre Bedenken äußern und wir werden sie einfließen lassen, aber wir sollten nicht grundsätzlich von den Zielen abweichen."

Die Überarbeitung des Konzepts im Notdienstausschuss ändert nichts an dem Plan des Vorstands, es im Rhein-Sieg-Kreis modellhaft zu erproben.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kurzsichtige Vorwürfe

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