Kommentar zur Corona-Impfung
Lieblose Kampagne
Kritik an der Corona-Kommunikationspraxis gibt es ja schon seit langem. Doch die COVID-Informationskampagnen gehören offenbar nicht zu den „lessons learned“ der Regierung aus zwei Jahren Pandemie.
Der Slogan „Impfen hilft“, den die neue Ampelregierung für vermutlich nicht wenig Geld von Werbeprofis entwerfen ließ, hat nachweislich keinen Impfmuffel hinterm Ofen hervorgelockt. Da war man vor 30 Jahren, als Aids/HIV-Pandemie begann, schon weiter und kreativer – und ist es bis heute.
Lieblos und unengagiert: Anders kann man die Impfkampagne nicht nennen, die Deutschland seit über einem Jahr fährt. Schon zu deren Beginn haben Gesundheits- und Kommunikationswissenschaftler darauf hingewiesen, dass eine zielgruppengerechte Ansprache essenziell ist. Bei Menschen mit Migrationsgeschichte glaubte die öffentliche Hand wohl, diesen Zweck mit Informationen in einigen wenigen Fremdsprachen erfüllt zu haben.
Dass das nicht reicht, zeigen Erfahrungen, die Ärzte täglich in der Praxis machen: Auch deutsche Muttersprachler haben Probleme, die in der Vergangenheit sich oft ändernden Informationen zu den Corona-Vakzinen zu verstehen und ihre Bedeutung richtig einzuordnen. Die Kärrnerarbeit der Aufklärung bleibt damit an den Ärzten hängen. Und wer keinen Hausarzt hat, hat Pech gehabt. Verständliche Aufklärung vom Staat kann er nicht erwarten.
Schreiben Sie der Autorin: julia.frisch@springer.com