Technik in der Pflege

Medizinethiker: Digitalisierung soll mehr Zeit für Pflege schaffen

Der Einsatz von digitaler Technik in der Pflege kommt nur langsam voran. Nach dem Medizinethiker Giovanni Rubeis fehle es an einer Strategie, um eine menschenwürdige digitale Technik in der Pflege zu etablieren.

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Ein Medizinroboter legt einen Verband an: Der Einsatz von intelligenten Maschinen in der Pflege sei nach dem Medizinethiker Giovanni Rubeis enorm wichtig. In einigen Alters- und Pflegeheimen befindet sich bereits die Therapierobbe „Paro“. Das Roboter-Plüschtier kann gestreichelt und gefüttert werden.

Ein Medizinroboter legt einen Verband an: Der Einsatz von intelligenten Maschinen in der Pflege ist nach Ansicht des Medizinethiker Giovanni Rubeis sinnvoll, wenn damit Pflegekräften mehr Zeit geschaffen wird.

© M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com

Berlin. Der österreichische Medizinethiker Giovanni Rubeis fordert eine Strategie für einen menschenwürdigen Einsatz digitaler Techniken in der Pflege. In einer immer älter werdenden Gesellschaft sei der Einsatz von intelligenten Maschinen in der Pflege enorm wichtig, sagte der in Krems an der Donau lehrende Ethikexperte am Mittwoch in einem Interview des „Spiegel".

Technik sei aber nur dann eine Lösung, wenn durch sie mehr Zeit für Beziehungsarbeit zwischen Pflegekraft und der gepflegten Person entstehe. Im schlechtesten Fall werde etwa der Einsatz von Pflegerobotern dazu führen, Pflege zu rationalisieren und zu ökonomisieren.

„Welchen Weg wir einschlagen, haben wir selbst in der Hand", sagte Rubeis. „Wir müssen uns als Gesellschaft darauf einigen, welche Werte uns wichtig sind und wie wir diese mithilfe der neuen Techniken umsetzen wollen."

Roboter-Plüschtier zum Streicheln

Der Einsatz digitaler Techniken in der Pflege kommt nur langsam voran. Computer können Bürokratie vereinfachen, Roboter können Pillen sortieren, Sensoren bei Stürzen alarmieren und intelligente Maschinen Vitalfunktionen wie Blutdruck oder Blutzucker überwachen. In manchen Alters- und Pflegeheimen findet sich bereits die Therapierobbe „Paro", ein Roboter-Plüschtier, das man streicheln und füttern kann.

Der Medizinethiker betonte: Die Grundfrage laute, wofür man die vorhandene Technologie einsetzen wolle. „Will man das Patientenwohl fördern? Oder nur Arbeitsabläufe ökonomisieren?" Einerseits könnten Menschen vielleicht länger in der eigenen Wohnung leben, wenn Sensoren anzeigen, wenn sie sich verletzen oder stürzen.

Auf der anderen Seite könnten diese Sensoren auch einzelne Arbeitsschritte in der Pflege zeitlich genau erfassen und Unternehmen dabei helfen, Geld und Personal zu sparen - „wie in einem Logistikzentrum von Amazon".

Technik darf nicht nur zum Sparen dienen

Der Medizinethiker zeigte sich besorgt: Derzeit werde sehr viel teurer Forschungsaufwand betrieben, um „soziale Roboter" wie etwa die Roboterrobbe zu entwickeln, die mit Patientinnen und Patienten spielen, singen oder spazieren gehen kann. „Man fragt sich natürlich: Warum entwickelt man einen Roboter für etwas, was ein Mensch viel besser kann? Die Antwort ist einfach: Personalkosten sparen."

„Im schlechtesten Fall", so Rubeis, „werden Menschen nur noch verwahrt und verwaltet. Die Pflege wird zu einem Geschäft, in dem es darum geht, mechanisch die basalen Bedürfnisse zu identifizieren und diese dann nacheinander abzuhaken. Das, was eine Person als Person benötigt, wird vernachlässigt." (KNA)

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