DAK-Gesundheitsreport

Mehr Schlafstörungen – Versorgung hält nicht Schritt

Deutschland ist müde. Flächendeckend leiden die Menschen im Lande an Ein- und Durchschlafstörungen. Therapiert wird offenbar zu selten. Dafür fehlt Know How.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Knapp jeder zehnte Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren leidet unter krankhaften Schlafproblemen. Das geht aus einer DAK-Umfrage hervor.

Knapp jeder zehnte Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren leidet unter krankhaften Schlafproblemen. Das geht aus einer DAK-Umfrage hervor.

© Edler von Rabenstein / Fotolia

BERLIN. Vier von fünf Menschen in Deutschland schlafen schlecht, knapp jeder zehnte Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren leidet unter krankhaften Schlafproblemen. Der Verbrauch an Schlafmitteln steigt signifikant. Das geht aus dem aktuellen DAK-Gesundheitsreport hervor. 2009 hatte die DAK schon einmal die Schlaflosigkeit in Deutschland unter die Lupe genommen. In den sieben Jahren seither hat unter den 35- bis 65-Jährigen die Häufigkeit von Störungen des Schlaf-Wachrhythmus um 66 Prozent zugenommen.

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Der grassierende Schlafmangel hat Folgen. Annähernd jeder zweite ist im Job müde, jeder dritte regelmäßig erschöpft. Für diese Werte hat das Berliner IGES-Institut im Auftrag der DAK die Daten von 2,6 Millionen Versicherten ausgewertet. 5200 erwerbstätige Frauen und Männer sind zudem vom Forsa-Institut befragt worden.

Somnologie in Zahlen

700 Ärzte mit der Zusatzbezeichnung Somnologe gibt es in Deutschland.

310 Schlaflabore stehen flächendeckend zur Verfügung.

34 Millionen Menschen hochgerechnet leiden unter Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus.

Arbeiter, vor allem die ungelernten (13,3 Prozent), leiden demnach am häufigsten unter Schlafstörungen. Unter Selbstständigen ist das Problem kaum bekannt (1,4 Prozent). Arbeitsbedingte Risikofaktoren seien vor allem häufige Nachtschichten (sechs bis acht pro Monat), Termin- und Leistungsdruck sowie Überstunden, berichtete IGES-Geschäftsführer Hans-Dieter Nolting. Wer immer am Mobiltelefon erreichbar sei oder bis in die Puppen fernsehe oder am Computer sitze, erhöhe sein Risiko, nicht mehr durchzuschlafen.

Rund 70 Prozent der Betroffenen wenden sich mit ihrem Leiden nicht an Ärzte. "Die Versorgungssituation ist dramatisch schlecht", sagte der Leiter des Charité-Schlaflabors Professor Ingo Fietze bei der Vorstellung des Reports am Mittwoch in Berlin. Es fehlten niedergelassene Somnologen, Apotheker klärten zuwenig über die Wirkung rezeptfreier Arzneien auf. Chronisch schlaflose Patienten, die mit Schlafmitteln dauertherapiert würden, erhielten zu selten eine fortlaufende Betreuung durch ihre Hausärzte.

"Dringenden Handlungsbedarf" stellte DAK-Chef Andreas Storm fest. Es müsse auf noch breiterer Basis der Status der Schlafstörungen im Lande erhoben werden. Zudem müssten sich mehr Ärzte in der Schlafmedizin fortbilden. Die allgemeine Erschöpfung im Job müsse im betrieblichen Gesundheitsmanagement ankommen.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Schlaflos in Deutschland: Ärzte müssen hinsehen

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