Kommentar zu Hirntod

Missverständlicher Begriff

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Viele denken vermutlich nicht so intensiv wie der Ethikrat darüber nach, ob der Tod schon mit dem irreversiblen Ausfall des Gehirns eintritt oder erst dann, wenn die letzte Zelle im Körper ihren Dienst einstellt.

Wird vom Hirntod gesprochen, legt daher schon der Begriff nahe, dass es neben diesem Tod noch andere gibt, und das widerspricht dem Verständnis der meisten Menschen, die davon ausgehen, dass man entweder lebt oder tot ist, aber eben nicht herz-, hirn- oder nierentot.

Kein Wunder, dass der Begriff "hirntot" als "noch nicht tot" verstanden wird und dadurch womöglich die Bereitschaft zur Organspende beeinträchtigt.

Weit wichtiger als die akademische Diskussion um den Todesbegriff wäre eine Fokussierung auf die Irreversibilität, die mit dem Hirntod einhergeht: Bisher ist noch kein Hirntoter je wieder zum Leben erwacht.

In seiner Konsequenz ist es daher unerheblich, ob man den Hirntod nun mit dem Tod gleichsetzt oder nicht, und das werden sicher die meisten Menschen verstehen.

Der Ethikrat hat daher recht, wenn er eine bessere Information von Spendern und Angehörigen fordert.

Diese sollte jedoch auch klar beinhalten, weshalb der Hirntod ein notwendiges und ausreichendes Kriterium für die Organentnahme darstellt - das beste, das wir derzeit haben.

Lesen Sie dazu auch: Organspende: Ethikrat bekennt sich zur bestehenden Hirntod-Praxis

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Kommentare
Dr. Wolfgang P. Bayerl 28.02.201522:15 Uhr

warum so grantik, Herr Kollege Schätzler? Sie müssen mich wirklich nicht belehren

sondern bestätigen doch meinen Hinweis, dass der Nachweis des zerebralen Zirkulationsstillstandes sicher ist,
sicherer und gleichzeitig schonender, als das in der Pionierzeit möglich war.
Der Spender der ersten deutschen Lebertransplantation war ein Verkehrsunfall.
Wo liegt nun Ihre "Scheinheiligkeit"? Oder die Gratwanderung?
Die größte Belastung bist doch die Information der nächsten Angehörigen insbesondere,
wenn sie mit der Bitte verbunden ist einer Organentnahme zuzustimmen.

Dr. Thomas Georg Schätzler 28.02.201515:35 Uhr

@Dr. Wolfgang P. Bayerl: Lesen und Verstehen versuchen hilft tatsächlich!

Mit ist unerfindlich, wie Sie aus meinem Satz "Die Gratwanderung, w a n n denn bei einem künstlich beatmeten, auf der Intensivstation mit Katecholaminen am "Funktionieren" gehaltenen menschlichen Organismus die Hirntod-Diagnostik eingeleitet werden soll,..." herauslesen wollen

''Die Hirntod- Diagnose ist KEINE "Gratwanderung", sie ist zweifelsfrei möglich und eher ein akutes Ereignis, wie ein Verkehrsunfall.'' (Bayerl)

Abgesehen davon, dass Ihr "Verkehrsunfall"-Vergleich völlig deplatziert ist, gibt es eine Übersichtsarbeit im "Deutschen Ärzteblatt international" 2012 zu diesem Thema, welche ihr Basiswissen aktualisieren könnte:
http://www.aerzteblatt.de/archiv/130983/Apparative-Zusatzverfahren-bei-der-Hirntoddiagnostik-Ein-Vergleich-von-SEP-AEP-EEG-TCD-und-CT-Angiographie

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

Dr. Wolfgang P. Bayerl 27.02.201519:15 Uhr

Sehr geehrter Herr Kollege @Dr. Thomas Georg Schätzler, das sind zwei verschiedene Themen!

Die Hirntod- Diagnose ist KEINE "Gratwanderung", sie ist zweifelsfrei möglich und eher ein akutes Ereignis, wie ein Verkehrsunfall. Früher hat man dafür eine Arteriographie der Corotis zum Nachweis von komplettem Durchblutungsstopp des Gehirns verwendet. Hier muss also in der Regel auch schnell gehandelt werden.
Davon ist das "Wachkoma" zu unterscheiden, bei dem je nach Befund und Verlauf die Frage der "Behandlungsdauer" zu stellen ist.

Dr. Thomas Georg Schätzler 25.02.201514:37 Uhr

Ende der "scheinheiligen" Hirntod-Diskussion?

Der Deutsche Ethikrat hat mit seiner aktuellen Stellungnahme zur Diskussion über den Hirntod im Zusammenhang mit Explantation von Spenderorganen mehr Realitätsnähe gebracht. Die Gratwanderung, w a n n denn bei einem künstlich beatmeten, auf der Intensivstation mit Katecholaminen am "Funktionieren" gehaltenen menschlichen Organismus die Hirntod-Diagnostik eingeleitet werden soll, um mit der Organentnahme dieses dann tatsächlich "hirntote" Leben endgültig zu besiegeln bzw. das Leben von Organempfängern potenziell zu retten, ist für Betroffene, Öffentlichkeit, Medien und Experten von größter Bedeutung.

Und genau diese Frage wurde bislang systematisch ausgeklammert: Ich erinnere mich an eine TV-Talkshow, wo eine Klinik-Kollegin geradezu hysterisch beschwor, dass jeder Organspender immer erst mausetot sei, bevor man ihm überhaupt Organe entnehmen könne. Leider war kein Pathologe anwesend, der ihr widersprochen hätte, dass avitale, nicht mehr perfundierte Organe bis auf wenige Ausnahmen (Hornhaut-Spende) in der Transplantationsmedizin keinen Sinn machen.

Nicht die "Heiligkeit" des Lebens mindert die Organspende-Bereitschaft, sondern die Scheinheiligkeit, mit der bisher über das Procedere diskutiert wurde.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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