Psychisch Kranke

Modellprojekt zielt auf Hand-in-Hand-Versorgung

Bei psychisch kranken Patienten kann es beim Übergang von der stationären in die teilstationäre oder ambulante Versorgung haken. Die Uniklinik Bochum steuert mit einem Modellprojekt entgegen. Die Erfahrungen fließen in das neue Entgeltsystem.

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KÖLN. Psychisch kranke Patienten sollen im LWL-Universitätsklinikum Bochum für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Präventivmedizin künftig ohne Behandlungsbrüche versorgt werden.

Beim Modellprojekt "Psychiatrie integrativ aus einer Hand" (PINAH) werden die Patienten durch feste klinische Behandlungsteams unter oberärztlicher Leitung betreut - unabhängig davon, ob sie der stationären, der teilstationären oder ambulanten Versorgung bedürfen.

"Wir wollen die bisherigen Angebote flexibilisieren", sagt der Ärztliche Direktor des Klinikums Professor Georg Juckel der "Ärzte Zeitung".

Die Lockerung der Schnittstellen zwischen den Versorgungsbereichen soll helfen, die Behandlung der psychisch Kranken besser auf ihre jeweiligen Bedürfnisse abzustimmen.

Ziel ist es, die Dauer der stationären Klinikaufenthalte zu reduzieren und häufige Wiederaufnahmen zu vermeiden. "Unser Modell ist eine Antwort auf die bisherigen Schnittstellenprobleme."

Verkürzung des Klinikaufenthalts

Ein Patient, der zurzeit 30 Tage in der Klinik bleibt, könne so nach 15 Tagen entlassen werden, erläutert Juckel. "Er braucht zwar weiterhin eine hochfrequente Behandlung, aber kein Bett mehr."

Je nach Bedarf könne der Patient in der Tagesklinik versorgt werden oder regelmäßig zur ambulanten Kontrolle kommen. "Bisher gibt es diese Angebote auch, aber es fehlt die Abstufung", sagt er.

Nicht jeder psychisch Kranke benötige acht Stunden in der Tagesklinik.

Wenn Patienten nicht in die Klinik kommen und auch nicht zum niedergelassenen Arzt gehen können, suchen die Ärzte, Therapeuten oder Pfleger sie in ihrem häuslichen Umfeld auf. "Perspektivisch soll das auch nachts oder am Wochenende geschehen", sagt der Arzt. Noch stehen die mobilen Krisen- und Notfallteams aber nicht bereit.

Kooperation mit Niedergelassenen

Bei der ambulanten Versorgung durch die Klinikteams gehe es nicht darum, sich in den Tätigkeitsbereich der niedergelassenen Ärzte einzumischen, betont er. "Wir wollen die Patienten besser auf die Versorgung beim niedergelassenen Kollegen vorbereiten." Gleichzeitig wollen die Bochumer Therapeuten die Lücke schließen, die heute häufig entsteht, wenn Patienten nach der Entlassung mehrere Wochen auf einen Termin beim niedergelassenen Spezialisten warten müssen.

PINAH ist ein gemeinsames Projekt der Bochumer Klinik, des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe (LWL), der Barmer GEK und der Techniker Krankenkasse (TK). "Wir hoffen, dass sich noch mehr Krankenkassen beteiligen", sagt Juckel.

Das Projekt umfasst alle psychiatrischen Diagnosen. Es ist auf acht Jahre ausgelegt. Dieser lange Zeitraum sei notwendig, betont Juckel. "Erst dann kann man sehen, ob es funktioniert." Zudem dauere es, bis das Konzept im vollen Umfang implementiert ist.

"Wenn wir eine nachhaltige Veränderung des Systems erreichen wollen, brauchen wir Zeit." Die ersten Patienten erhalten bereits Leistungen nach dem neuen Konzept. Richtig Fahrt aufnehmen werde das Projekt aber erst im Herbst.

Bei PINAH handelt es sich um ein "Modellvorhaben zur Versorgung psychisch kranker Menschen" nach Paragraf 64b SGB V. Die dort gemachten Erfahrungen sollen in das pauschalierende Entgeltsystem in der Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) einfließen. Die Basis dafür ist das Psych-Entgeltgesetz aus dem Jahr 2012, das die Einführung von Fallpauschalen in der Psychiatrie vorsieht.

Barmer GEK und TK stellen für PINAH ein Modellbudget zur Verfügung. "Unser Ziel ist es, mit PINAH die Behandlungsqualität für psychisch Erkrankte spürbar zu verbessern", begründet Günter van Aalst, Leiter der TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen, das Engagement.

Er begrüßt, dass die Patienten die für sie passenden Therapieangebote dort erhalten, wo es Sinn macht, egal ob in der Klinik oder zu Hause.

Bislang hake es oft beim Übergang von der stationären in die teilstationäre oder ambulante Versorgung, sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer GEK, Heiner Beckmann.

"Die Folge ist ein Drehtüreffekt, bei der nächsten Krise kommt der Betroffene wieder ins Krankenhaus." Das soll bei PINAH durch die auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abgestimmten Angebote anders werden. (iss)

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