Mord an Arzt im Notdienst verunsichert Kollegen

HALLE (zie). Dr. Horst Grimm, Allgemeinmediziner in Mansfeld, wurde Anfang der Woche während eines nächtlichen Hausbesuches ermordet. Mit ihm starb seine 74-Jährige Patientin. Der mutmaßliche Täter wurde mittlerweile in der Schweiz gefasst. Dennoch wirft das Verbrechen Fragen auf.

Veröffentlicht:
Mord an Arzt im Notdienst verunsichert Kollegen.

Mord an Arzt im Notdienst verunsichert Kollegen.

© Foto: imago

"Der gewaltsame Tod unseres Kollegen und einer Patientin hat uns alle zutiefst erschüttert”, sagt die Vizepräsidentin der Landesärztekammer Sachsen-Anhalt Dr. Simone Heinemann. Viele Ärzte, die Bereitschaftsdienst leisten, würden sich jetzt fragen: Wie sicher sind wir?

Nach ihrer Ansicht laufe der Bereitschaftsdienst vor allem in den ländlichen Gebieten katastrophal ab. "Ärzte fahren zum großen Teil in ihrem privaten PKW - auch nachts - , allein in abgelegene Gegenden, um Patienten zu versorgen. Und dabei sind 85 bis 95 Prozent der Einsätze sinnlos.” Ärzte würden oft wegen lapidarer und schon lange bestehender Beschwerden gerufen.

Hinzu kämen Anforderungen von oder zu alkoholisierten Patienten. "Jede Nacht sind in Sachsen-Anhalt über 100 Vertragsärzte im Einsatz”, so die Kardiologin. Wegen des Ärztemangels müssten Kollegen in einigen Regionen alle drei Wochen ununterbrochen Dienst machen. In nur fünf von über 100 Bereitschaftsdienstbereichen bestehe ein zentraler Fahrdienst, den Ärzte aber selbst finanzieren müssten.

In Einklang mit der KV fordert die Vizepräsidentin, die kassenärztlichen Dienstbereiche weiter zusammenzulegen und zentrale Anlaufstellen zu schaffen. Heinemann forderte die Kassen zur Mitfinanzierung von zentralen Sitzen und Fahrdiensten auf.

Viele Kollegen sind nachts allein unterwegs.

Der Geschäftsführer der KV Sachsen-Anhalt, Mathias Tronnier: "Wir wollen in einer erweiterten Vorstandssitzung, aber auch mit den Ärzten über neue Strukturen beraten.” Da für Schwerkranke und hochakute Fälle der Rettungsdienst zuständig ist, sollten "Patienten abwägen, ob ein Notruf wirklich notwendig ist", sagt Heinemann. "Der Arzt muss am anderen Tag wieder voll arbeiten. Und welcher Patient wünscht sich einen vom Nachtdienst und sinnlosen Einsätzen abgenervten Arzt?”

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Mediensucht, Depressionen, HPV-Impfung

DAK baut Vorsorgeangebot in Kinder- und Jugendarztpraxen aus

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken