Bremen

Neuer Hausarztvertrag abgeschlossen

Der Bremer Hausärzteverband hat mit einigen Ersatzkassen einen neuen Hausarztvertrag abgeschlossen. Die Hausärzte freuen sich - nur die KV nicht. Auch sie hätte gerne einen Vertrag mit den Kassen vereinbart.

Veröffentlicht:
Die Bremer Stadtmusikanten: Im Stadtstaat gibt es jetzt einen neuen Hausarztvertrag.

Die Bremer Stadtmusikanten: Im Stadtstaat gibt es jetzt einen neuen Hausarztvertrag.

© imagebroker / imago

BREMEN (cben). Bremens Hausärzteverband gewinnt Land bei der hausarztzentrierten Versorgung (HzV) an der Weser. Mitte Juli schloss der Verband mit der DAK, der BARMER, der HEK und der KKH Allianz einen HzV-Vollvertrag nach Paragraf 73b SGB V.

Der Vertrag wird am 1. Januar 2013 honorarwirksam. In der Vergangenheit hatte der Verband bereits mit der TK abschließen können. Der Vertrag ist nach einem Schiedsspruch zustande gekommen.

"Erfreulich ist, dass wir im neuen Vertrag mit dem vdek unter anderem die kontaktunabhängige Patientenpauschale umsetzen konnten", erklärt Hausarzt Dr. Michael Mühlenfeld, Chef des Bremer Hausarztverbandes.

Wer unterschreibt, erhält 60 Euro Pauschale und gegebenenfalls sechs Euro zusätzlich als Sonographie-Zuschlag.

Ohne eine solche Pauschale seien die Hausärzte zu der Unsitte gezwungen, Patienten auch dann wieder einzubestellen, obwohl sie der Arzt eigentlich noch gar nicht wieder sehen müsste, einzig um die Pauschale auszulösen.

Aufgezwungener Vertrag mit der AOK

"Jetzt können wir mehr uns um die Patienten kümmern, die wirklich krank sind", erklärt Mühlenfeld.

Wenig erfreut dürfte die KV Bremen von dem Vertragschluss sein. Denn gerne hätte auch sie die vdek-Kassen in ihren Add-on-Vertrag einbezogen, den sie schon seit Jahren unter anderem mit der AOK Bremen/ Bremerhaven geschlossen hat.

Tatsächlich gibt die KV Bremen zu Protokoll: "Wir hätten gerne auch mit den vdek-Kassen abgeschlossen."

Der Hausarztverband auf der einen Seite und die KVHB sowie AOK des Landes auf der anderen Seite konkurrieren seit Jahren mit den verschiedenen Hausarztvertragsmodellen um die Gunst der Kollegen und Patienten im Land.

Der Hausärzteverband hat auch der AOK an der Weser den Vertrag quasi aufgezwungen, und seither versucht die Kasse ihn wieder loszuwerden, derzeit mit Erfolg.

Derzeit streiten Kasse und Verband darüber, ob die Datenübertragung über die Hausärztliche Vertragsgemeinschaft rechtens ist.

Eine politische Entscheidung

Man warte nun auf eine Bewertung der Bremer Datenschutzbeauftragten Imke Sommer, sagt Jörn Hons, Sprecher der AOK Bremen/Bremerhaven. "Je nach Ergebnis wird der Verhandlungsprozess dann fortgesetzt."

Nach Worten Dieter Volkmanns vom Bremer vdek wollen die Ersatzkassen nicht in diese Situation kommen. "Es war eine politische Entscheidung, nicht zwei Verträge zu schließen", so Volkmann zur "Ärzte Zeitung."

Da sie zum Vertrag mit dem Verband genötigt sind, verzichten die Kassen auf den Vertrag mit der KV Bremen. Allerdings wird vor dem Sozialgericht eine Kassen-Klage gegen diesen Vertrag verhandelt.

Inzwischen dürfte der Hausärzteverband an der Weser für rund 150.000 von den rund 560.000 GKV-Versicherten in Bremen, inklusive der TK-Kunden, der einzige Vertragspartner in Sachen HzV sein.

Wegen der hohen Anforderungen des Verbands-Vertrages könnten laut Mühlenfeld wohl nicht alle 400 Hausärzte Bremens bei dem TK-Vertrag mitmachen.

"Den TK-Vertrag haben bisher 100 Kollegen unterschrieben", so Mühlenfeld, "das Potential hätten etwa 170 Kolleginnen und Kollegen in Bremen." Beim neuerlichen Vertrag dürften die Dinge ab Anfang 2013 ähnlich liegen.

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Kommentare
Dr. Johannes Hupfer 01.08.201207:45 Uhr

kontaktunabhänige Pauschale

Nichts tun und trotzdem ein Honorar--
hatten wir doch schon mal---Siehe Text oben: Ohne die Pauschale seien die
Ärzte zu der Unsitte gezwungen....man liest richtig "Unsitte",
es gibt keinen anderen Beruf, indem man kontaktunabhänig honoriert wird.
Wie wär`s in Zuknunft beim Friseur mit kontaktunabhäniger Bezahlung
oder beim Zahnarzt, noch besser beim Bäcker in der virtuellen Backstube.

An Frechheit und Raffgier nicht zu überbieten.Nur gut, daß die
meisten Patienten sich gar nicht vorstellen können,daß es eine
Bezahlung ohne erbrachte Leistung überhaupt gibt.
,

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