Bedarfsplanung
Neues Modell polarisiert
KV-Chef Hans-Joachim Helming sorgt in Brandenburg mit einem innovativen Bedarfsplanungsmodell für große Unruhe - auch die Krankenkassen können sich nicht einheitlich positionieren.
Veröffentlicht:POTSDAM/BERLIN. Das alternative Bedarfsplanungsmodell des Vorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung Brandenburg (KVBB) Dr. Hans-Joachim Helming polarisiert nicht nur bei Ärzten, sondern auch bei Krankenkassen. Während der Ersatzkassenverband vdek es ablehnt, zeigt sich die AOK Nordost offen für eine Erprobung.
"Wir finden, dass es ein überlegenswerter Anstoß ist, den man weiter ausloten sollte", sagte der Geschäftsführer Versorgungsmanagement der AOK Nordost Harald Möhlmann der "Ärzte Zeitung".
Vor dem Hintergrund der wiederkehrenden Kritik an der Bedarfsplanung von Bundesebene und des in manchen Regionen drohenden Ärztemangels sei es vermessen, diesen neuen Vorschlag ohne ausreichende Diskussion und Prüfung vom Tisch zu wischen, so Möhlmann weiter.
Was ihm besonders gut an dem Modell gefällt: "Der Versorgungsauftrag könnte zeitlich und inhaltlich abgestimmt ausgeschrieben werden, mit Vorteilen für interessierte Ärzte, die Versicherten und die beteiligten Regionen."
Helming hatte vorgeschlagen, dass einzelne Arztsitze künftig an einen ganz konkreten Versorgungsauftrag geknüpft vergeben werden könnten. Diese sogenannte Versorgungsauftragsbasierte Arztsitzvergabe (VAV) soll im Umfang mit einem "Warenkorb" ärztlicher Leistungen beschrieben und bei Bedarf auch zeitlich befristet werden.
Ärzte lehnen Modell bisher ab
Bei den Brandenburger Hausärzten stößt das Konzept bislang eher auf Ablehnung. Sie halten ein Alternativmodell zur gängigen Bedarfsplanung für überflüssig. Das hatte der für Sicherstellung zuständige Hausarzt im märkischen KV-Vorstand Andreas Schwark bei der letzten Vertreterversammlung ausgeführt.
Dr. Hanjo Pohle, Vorstand im Hausärzteverband Brandenburg, bestätigte der "Ärzte Zeitung" nun: "Die Hausärzte stehen derzeit voll und ganz hinter ihrem Ressortkollegen Schwark."
Ablehnend äußert sich auch der regionale Ersatzkassenverband vdek. Er bewertet den Ansatz zwar als "interessant", weil von einer KV eingebracht, will ihn nach Abschluss seiner Bewertung aber dann doch nicht weiter verfolgen.
Vdek-Regionalchefin Gabriela Leyh sagte der "Ärzte Zeitung": "Das VAV-Konzept setzt die Einheit von freier Arztwahl, Sachleistungsprinzip und Sicherstellungsauftrag aufs Spiel - für die Konstruktion eines Warenkorbes, der mit zahlreichen rechtlichen, administrativen und finanziellen Unsicherheiten behaftet ist."
Sie hält das Modell für noch nicht ausgereift genug, damit es in den Strukturfonds auf der Landesebene oder den neuen Innovationsfonds einfließen könnte. Leyh weiter: "Nicht zuletzt muss die Ärzteschaft komplett dahinter stehen."
Bereits für das Jahresende hatte Helming VAV-Modellprojekte angestrebt. Die Vertreterversammlung hat sich darüber ein Mitspracherecht auserbeten. (ami)