Kommentar zur Pflege-Personalbemessung
Neues Personal lässt sich nicht von Apfelbäumen pflücken
Flexible Personalmixe sollen die starren Fachkraftquoten in der Altenpflege ablösen. Das ist richtig. Aber eine Herausforderung bleibt.
Veröffentlicht:Es ist ein echter Teufelskreis, der sich einem da auftut: Weil es an Personal fehlt, müssen die Altenpflegekräfte, die den Pflegeheimen und ambulanten Diensten noch zur Verfügung stehen, immer mehr an Arbeit wegschaffen.
Die Folge dieser Pflege im Laufschritt und im Dauerstress ist: Viele der Pflegebeschäftigten sind genervt und überlegen, ihren Job hinzuschmeißen – obwohl sie ihre Arbeit eigentlich lieben. Stimmungstests in der Branche zeichnen ein entsprechendes Bild.
So nennen zum Beispiel die im „Pflexit-Monitor“ des Medizinprodukte-Herstellers Paul Hartmann befragten Pflegekräfte einen „permanenten Personalmangel“ (72 Prozent) und die „generell hohe Arbeitsbelastung“ (57 Prozent) als Hauptgründe für ihre Unzufriedenheit im Beruf.
Verstärkt auf Assistenzkräfte zurückgreifen
In der Konsequenz kann das nur bedeuten: Um eine steigende Zahl von Pflegepatienten in Deutschland angemessen und gut zu versorgen, muss die Zahl der Beschäftigten je Pflegebedürftigen erhöht werden. Dabei sollte – wie jetzt vom Bremer Pflegeexperten Heinz Rothgang in mühsamer Studienarbeit nachgewiesen – verstärkt auch auf Assistenzkräfte zurückgegriffen werden.
Für einfache Tätigkeiten wie das Waschen eines Pflegepatienten oder der Hilfe beim Toilettengang braucht es nicht zwingend eine examinierte Fachkraft – zumal der Arbeitsmarkt diese immer weniger „hergibt“.
Doch Vorsicht: Nicht alles kann mal eben an geringer qualifiziertes Personal delegiert werden. Dafür infrage kommende Tätigkeiten sind behutsam festzulegen. Freilich: Das dürfte kein Hexenwerk sein.
Pflegeberuf ist kein Traumjob
Deutlich schwieriger wird es dagegen, neue Pflegehilfskräfte zu finden, denn auch die wachsen nicht wie Äpfel auf Bäumen. Zu den Traumjobs junger Menschen gehört der Pflegeberuf (leider) nicht, da die Gehälter selten gut und die beruflichen Perspektiven oft dürftig sind.
Bei aller Euphorie über einen flexibleren Personalmix und weniger starre Vorgaben sollte das Grundproblem daher nicht aus den Augen verloren werden: Es fehlt an (vielen) jungen Menschen, die in der Pflege arbeiten möchten – unter guten Rahmenbedingungen!
Schreiben Sie dem Autor: thomas.hommel@springer.com