Besser als Widerspruchslösung?

Ökonomen: Lotterie sollte Bereitschaft zur Organspende erhöhen

Belohnung mit Lotterieteilnahme: So könnten nach Ansicht von zwei Ökonomen mehr Menschen dazu animiert werden, Organe zu spenden. Im Bundesrat gibt es eine Initiative zur Einführung der Widerspruchslösung.

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Wer bereit ist, seine Organe zu spenden, soll die Chance auf einen Millionengewinn bekommen. Das schlagen Ökonomen als Anreiz vor.

Wer bereit ist, seine Organe zu spenden, soll die Chance auf einen Millionengewinn bekommen. Das schlagen Ökonomen als Anreiz vor.

© Veikkaus/Eurojackpot/obs

Berlin. Mit einem ungewöhnlichen Vorschlag wollen zwei Ökonomen die Bereitschaft zur Organspende steigern. Hanno Beck und Aloys Prinz schlagen vor, mit einer Lotterie den Anreiz zu erhöhen. „Jeder Inhaber eines Organspendeausweises nimmt an einer jährlichen Lotterie teil, bei der drei Preise von beispielsweise zehn, fünf und einer Million Euro verlost werden“, empfahl Beck im Interview der „Welt“ (Freitagsausgabe).

Jeder, der mindestens ein Jahr einen gültigen Organspendeausweis besitze, solle automatisch an dieser Verlosung teilnehmen. Finanziert werden sollten die Preise vom Staat oder den Krankenkassen, so Beck, der Professor für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule Pforzheim ist. „Diese Lotterie hilft zum einen, den psychologischen Widerstand gegen eine Organspende zu überwinden, zudem bringt sie mehr Aufmerksamkeit für das Thema - die zweite Barriere auf dem Weg zu mehr Organspendern.“

Auf die Frage, ob dies nicht makaber sei, sagte Beck: „Die eigentliche Lotterie findet doch derzeit statt - ob sie aktuell ein Spenderorgan bekommen oder nicht, gleicht einer Lotterie. Da geht es um Menschenleben - bei unserer Lotterie geht es nur um etwas Geld.“ Und: „Der Preis, den man mit einer solchen Lotterie erringen könnte, ist es wert, darüber nachzudenken: die Rettung von Menschenleben.“

Die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg wollen am heutigen Freitag (24. November) eine Bundesratsinitiative starten und die Bundesregierung auffordern, einen Gesetzentwurf zur sogenannten Widerspruchslösung im Transplantationsrecht zu beschließen. Dabei wäre grundsätzlich jede Person Organspenderin oder -spender, es sei denn, sie oder - nach ihrem Tod - Ersatzpersonen wie etwa die nächsten Angehörigen widersprechen der Organentnahme.

Ökonom Beck ist skeptisch, ob eine solche Lösung dazu beitragen könnte, die langen Wartezeiten auf eine Organspende in Deutschland zu verringern. Derzeit stehen etwa 8.500 Patienten auf der Warteliste. 2022 wurden nur rund 2.600 Organe gespendet, und die Zahl der Organspender stagniert seit etwa zehn Jahren. (KNA)

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