Kommentar zum Barmer-Pflegereport
Pflege braucht endlich gute Nachrichten
Die Barmer schlägt Alarm: deutlich mehr Pflegebedürftige, zu wenig Fachkräfte, die sich kümmern. Dieses Dilemma aufzulösen ist nicht einfach – einen Ansatzpunkt gibt es aber.
Veröffentlicht:Auf knapp zwei Seiten ihres Koalitionsvertrags widmen sich die mutmaßlichen Ampel-Partner der Pflege. „Der Dramatik der Situation in der Pflege“, heißt es da an einer Stelle euphorisch, „begegnen wir mit Maßnahmen, die schnell und spürbar die Arbeitsbedingungen verbessern.“
Natürlich ehrt es die Politiker von SPD, FDP und Grünen, dass sie die Augen vor der Realität nicht verschließen. Die Personalsituation in Altenheimen und bei Pflegediensten ist alles andere als rosig. Glaubt man den Autoren des neuen Barmer-Pflegereports droht sogar ein Notstand ungeahnten Ausmaßes.
Aber „schnell und spürbar“ geht in der Pflege nix. Das lehrt die Vergangenheit. Da braucht es langen Atem – zumal alles mit allem zusammenhängt: Jeder Eingriff, der an der einen Stelle sinnvoll erscheint, kann am anderen Ende Probleme aufwerfen.
Ein Beispiel sind höhere Löhne für Altenpfleger, um den Beruf attraktiver zu machen. Wer könnte etwas dagegen einwenden? Allerdings schlägt die bessere Bezahlung unmittelbar bei den Eigenanteilen der Heimbewohner auf. Die gehen heute schon durch die Decke.
Report vorgelegt
Barmer warnt vor einem prekären Pflegenotstand
Noch ein Beispiel: Mithilfe einer unbürokratischen Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen ließen sich mehr ausländische Pflegeprofis anwerben. Fakt ist aber auch: Sämtliche Staaten in Europa und darüber hinaus klagen über Pflegepersonalmangel – die Alterspyramiden lassen schön grüßen. Und Deutschland als künftiges Pflegearbeitsland ist im internationalen Ranking nicht eben das attraktivste.
Was bleibt, ist das Werben für den Pflegeberuf – und seine Aufwertung durch mehr Eigenständigkeit. Pflegeprofis müssen tun dürfen, was sie in der Ausbildung oder im Studium erlernt haben. Können sie das nicht, steigen die einen frustriert aus, und die anderen fangen erst gar nicht an.
Es braucht gute Nachrichten für den Berufsstand Pflege – auch wenn es derzeit nicht leichtfällt, die zu finden.