Von der Uniklinik auf die Straße
Pflegekräfte im Öffentlichen Dienst legen Arbeit nieder
Die Streikbereitschaft im Öffentlichen Dienst ist bei den Beschäftigten des Gesundheitswesens offenbar besonders groß. Dabei geht es ihnen um mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen.
Veröffentlicht:MÜNCHEN. Die Warnstreiks im Öffentlichen Dienst haben am Dienstag auch mehrere bayerische Unikliniken betroffen. In einigen Städten war nur ein eingeschränkter Krankenhausbetrieb möglich. So wurden an der Würzburger Uniklinik vorwiegend Notfälle versorgt. Im Münchner Uniklinikum Großhadern waren 61 Betten gesperrt. In Regensburg seien 40 Prozent der Operationssäle geschlossen gewesen, hieß es. Auch die Uniklinik in Erlangen ist bestreikt worden.
Die Gewerkschaft Verdi wies darauf hin, dass die medizinisch notwendige Versorgung trotz der Arbeitsniederlegungen sichergestellt gewesen sei. Ein Notdienst sei eingerichtet worden, Notoperationen sollten auf jeden Fall stattfinden. Dennoch seien Auswirkungen für die Bürger nicht zu vermeiden gewesen.
Die Unikliniken in München, Regensburg und Erlangen sollen nach Angaben von Verdi auch am Mittwoch noch bestreikt werden. „Wir wollen zur nächsten Gesprächsrunde noch mal ordentlich Druck in den Kessel bringen“, erklärte der bayerische Verdi-Tarifkoordinator Norbert Flach.
Großer Streikwille
Unter den Beschäftigten im Gesundheitsbereich ist demnach der Streikwille besonders ausgeprägt gewesen. Es gehe ihnen nicht nur um mehr Geld, sondern auch um bessere Arbeitsbedingungen, mehr Personal und mehr Anerkennung zitierte der Bayerische Rundfunk viele, die sich im Münchner DGB-Haus in die Streiklisten eintrugen.
Eine Streikteilnehmerin an der Uniklinik Würzburg sagte dem Sender: „Die Patienten werden immer älter und wir natürlich auch. Wir arbeiten oft bis an unsere Grenzen. Ich kenne so viele Kollegen, die so nah am Burn-out sind. Keiner traut sich mal, sich krank zu melden, weil das immer auf die anderen Mitarbeiter zurückfällt. Es ist einfach nicht mehr tragbar. Wir können nicht mehr.“
In Regensburg fand am Dienstagvormittag eine Kundgebung vor dem Haupteingang der Uniklinik statt. In München zog ein Demonstrationszug mit etwa 2000 Teilnehmern vom Gewerkschaftshaus zum Stachus, während Beschäftigte des Öffentlichen Dienstes in Nürnberg am Aufseßplatz demonstrierten.
Zu dem Streikaufruf von Verdi, der Bildungsgewerkschaft GEW, DBB und anderen waren in Bayern neben den Beschäftigten der Kliniken auch Hochschulangestellte und andere Landesbedienstete gefolgt.
Mindestens 200 Euro mehr im Monat
Verdi fordert für die Beschäftigten der Länder sechs Prozent mehr Geld, mindestens aber 200 Euro mehr im Monat. Pflegekräfte sollen zusätzlich 300 Euro mehr im Monat bekommen. Zudem soll an Kliniken der Samstagzuschlag auf 20 Prozent angehoben werden. Für Wechselschichtler an Kliniken fordert Verdi außerdem eine Anhebung des Zusatzurlaubs.
Lehrlinge sollen nach der Ausbildung übernommen werden. Die Länder hatten diese Forderungen als überzogen zurückgewiesen. Gestreikt wurde auch in vielen anderen Bundesländern. So legten auch am Zentrum für Psychiatrie im baden-württembergischen Wiesloch Beschäftigte die Arbeit nieder.
Bereits am Montag waren zahlreiche Universitätskrankenhäuser in Nordrhein-Westfalen von Arbeitsniederlegungen betroffen. Die Tarifparteien treffen sich am Donnerstag und Freitag dieser Woche zur dritten Verhandlungsrunde in Potsdam.
Warnstreik in Frankfurt
- Für Mittwoch ruft Verdi die Beschäftigten am Uniklinikum Frankfurt zu einem ganztägigen Warnstreik auf.
- Die Uniklinik Frankfurt hat einen Haustarifvertrag. Dieser sieht die Anwendung des Tarifvertrags der Länder vor.
- Für die meisten übrigen Landesbediensteten gilt das nicht. Denn Hessen gehört als einziges Bundesland der Tarifgemeinschaft der Länder nicht an und sitzt bei den aktuellen Tarifverhandlungen nicht mit am Tisch.