AU-Daten
Pflegekräfte besonders häufig wegen Coronavirus krankgeschrieben
Wegen COVID-19 fehlten im Frühjahr vor allem Beschäftigte in der Altenpflege an ihrem Arbeitsplatz. Das geht aus einer Auswertung der AU-Daten von knapp zwölf Millionen AOK-Mitgliedern hervor.
Veröffentlicht:Berlin. Weil sie engen Kontakt zu kranken und pflegebedürftigen Menschen haben, sind Beschäftigte in Gesundheitsberufen zuletzt häufig wegen einer COVID-19-Diagnose krankgeschrieben worden. Das geht aus einer am Mittwoch in Berlin vorgelegten Analyse von Arbeitsunfähigkeitsdaten durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) hervor.
Das Institut wertete die AU-Daten von 11,6 Millionen bei den elf Ortskrankenkassen versicherten Erwerbstätigen in den Monaten März bis Mai 2020 aus.
Mehr als doppelt so oft betroffen
Demnach fehlten im besagten Zeitraum 1283 je 100.000 Beschäftigte in der Altenpflege wegen COVID-19 am Arbeitsplatz. Damit war der Berufsstand mehr als doppelt so häufig von COVID-19 betroffen wie alle übrigen Arbeitnehmer. Hier gab es im Schnitt 474 Corona-bedingte Krankheitsfälle je 100.000 versicherte Beschäftigte.Gleichzeitig mussten Altenpfleger wegen COVID-19 auch häufiger ins Krankenhaus: Je 100.000 Altenpflege-Beschäftigte wurden 157 Personen mit dieser Diagnose stationär behandelt. Der Vergleichswert aller AOK-Mitglieder liegt bei 91 je 100.000 Beschäftigen.
Auch Gesundheits- und Krankenpfleger wurden wegen Corona öfter krankgeschrieben. Laut WIdO lag die Rate hier bei 1237 Betroffenen je 100.000 Beschäftigte. Die niedrigsten Fehlzeiten zeigten sich dagegen bei Berufen in der Hochschullehre und -forschung. Hier kommen auf 100.000 Beschäftigte 110 Betroffene. In der Landwirtschaft sind es 121 Betroffene je 100.000 Beschäftigte.
Heimarbeiter seltener krankgeschrieben
Fehlzeiten im Zusammenhang mit Corona seien demnach bei Berufen wahrscheinlicher, in denen Beschäftigte trotz Lockdowns mit einer Vielzahl von Menschen in Kontakt kämen, sagte der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer Helmut Schröder. Tätigkeiten, die eher im Homeoffice oder in der freien Natur ausgeübt würden, seien dagegen mit niedrigerem Infektionsrisiko behaftet. Es bleibe abzuwarten, ob sich die Unterschiede aufgrund neuer Infektionsherde weiter verstärkten.
Insgesamt wurden laut AOK-Institut von März bis Mai etwa 55.000 Beschäftigte im Zusammenhang mit einer COVID-19-Diagnose krankgeschrieben. Das entspricht 474 je 100.000 AOK-versicherte Beschäftigte beziehungsweise 0,5 Prozent der bei den Ortskrankenkassen versicherten Erwerbstätigen.
Verantwortungsvoll mit Tele-AU umgegangen
Die Daten zeigen auch, wie sich die Regelung zur telefonischen Krankschreibung (Tele-AU) bei leichten Erkältungskrankheiten – ohne COVID-19-Verdacht – ausgewirkt hat. Die Sonderregelung zur Tele-AU galt von Anfang März bis Ende Mai.
Laut WIdO lag der Anteil der Atemwegserkrankungen an allen Diagnosen im März knapp drei Prozentpunkte und im April dieses Jahres etwa zwei Prozentpunkte über dem jeweiligen Monatsdurchschnitt der vergangenen fünf Jahre. „Das spricht für einen verantwortungsvollen Umgang von Ärzteschaft und Beschäftigten mit der temporären Regelung zur telefonischen Krankschreibung“, sagte WIdO-Experte Schröder.