Bremen
Praxis-Umzug erhitzt Gemüter
Raus aus dem Klinikum Bremen Mitte, rein ins nahe gelegene St. Joseph-Stift: Die Bereitschaftsdienstpraxis der KV Bremen zieht um - und der Ärger ist groß.
BREMEN. Die Vertreterversammlung der KV Bremen (KVHB) hat entschieden: Die Bereitschaftsdienstpraxis Bremen-Stadt wird im Herbst 2015 den Standort wechseln - und zwar vom im Umbau befindlichen Klinikum Bremen Mitte (KBM) zum St. Joseph-Stift (SJS), nur einige Hundert Meter Luftlinie entfernt.
Mit der Entscheidung geht ein Monate langer Streit um die Qualität der Zusammenarbeit zwischen dem Bereitschaftsdienst und der Notaufnahme im Klinikum Mitte zu Ende. Das bestätigte Christoph Fox, Sprecher der KVHB.
In der "Ärzte Zeitung" hatte KVHB-Vorstandsvorsitzender Dr. Jörg Hermann erklärt, man habe sich in der Notaufnahme des KBM nicht mehr willkommen gefühlt. Auch kritisierte er, dass in der Notaufnahme zum Teil nur Assistenzärzte arbeiteten, die schwierigere Erkrankungen möglicherweise nicht angemessen versorgen könnten.
Auch Dr. Ulrike Siegert-Keil, Vorsitzende der Bereitschaftsdienstkommission, monierte in einem Rundschreiben der KVHB die fehlende Zusammenarbeit. Man fühle sich am KBM "nur geduldet."
Heftig reagierte darauf die Ärztekammer Bremen. In einem offenen Brief warf ihre Präsidentin, Dr. Heidrun Gitter, KV-Chef Hermann vor, "die Ärzteschaft durch Unterstellung von Qualitätsunterschieden zu spalten".
Sieben Enthaltungen
Dessen ungeachtet haben sich die KVHB-Delegierten am 7. Oktober "nach langer und kontroverser Diskussion", so Fox, für den Umzug der Praxis entschieden.
Das Abstimmungsergebnis war knapp: Sieben Delegierte haben sich dafür ausgesprochen, vier dagegen und sieben haben sich enthalten, so KV-Sprecher Fox zur "Ärzte Zeitung".
Auch 18 der 22 Mitglieder des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes wollen umziehen. Nur einer war dagegen, heißt es in der entsprechenden Beratungsunterlage der VV-Delegierten.
Drei waren zur Zeit der Befragung im Urlaub. Das Ergebnis unter den Ärzten, die am Bereitschaftsdienst teilnehmen, war weniger deutlich.
In Bremen arbeiten rund 40 Ärzte häufig im Bereitschaftsdienst. Eine Telefonumfrage unter ihnen hat laut KVHB ergeben: Etwa ein Drittel sei unentschieden. Unter den restlichen Ärzten sprechen sich "etwa. 60 Prozent für das SJS und 40 Prozent für das KBM aus."
Geht man von 39 Kollegen aus, so haben sich also gerundet 16 für den Wechsel entschieden, 10 dagegen und 13 haben sich enthalten. "Letztlich war die Planungssicherheit für die Umzugsentscheidung ausschlaggebend", so Fox.
GeNo bedeuert Entscheidung
Zwar hatte das KBM, dessen Teilneubau 2017 fertig sein soll, einen Plan vorgelegt, in dem die Bereitschaftsdienstpraxis einen neuen Platz als "Gatekeeper" für die Notaufnahme in einem neuen Gebäudetrakt erhalten hätte.
"Aber möglicherweise hätte die Praxis dafür einen Zwischenumzug machen müssen, was niemand wollte", sagt Fox. Zudem sei die finanzielle Sicherheit des KBM nicht in jedem Fall gegeben, so die KVHB.
Die Gesundheit Nord (GeNo), die Holding, zu der das KBM gehört, bedauert die Entscheidung. "Wir haben mit der KVHB Gespräche über eine weitere Kooperation geführt," sagt Karen Matiszick, Sprecherin der GeNo.
Tatsächlich habe es Probleme gegeben. "Aber wir glauben nicht, dass unsere Ärzte in der Notaufnahme zu schlecht ausgebildet sind. Die Qualität der medizinische Versorgung in der Notaufnahme ist sehr gut."
Auf die Einweisungszahlen am Klinikum Bremen Mitte werde die Entscheidung der KVHB keinen Einfluss haben, so Matiszick. (cben)