Psychisch krank - jedes vierte Kind ambulant behandelt
Der neue Gesundheitsbericht der AOK Plus zeigt: Psychische Leiden sind auf dem Vormarsch - vor allem die Zahl der behandelten Kinder wächst stark. Für die AOK Plus sind die Daten "unfassbar".
Veröffentlicht:DRESDEN (tt). In Sachsen leiden immer mehr Kinder unter psychischen Erkrankungen. Das zeigt eine Auswertung der sächsischen AOK Plus, die in Dresden ihren Gesundheitsbericht für 2011 vorgestellt hat.
Demnach gibt es eine auffällige Zunahme der Erkrankungen, inzwischen sei jedes vierte versicherte Kind deswegen in ambulanter Behandlung.
Rolf Steinbronn, Vorstandsvorsitzender der Kasse, bezeichnete diese Zahl als "schier unfassbar". Die AOK Plus versichert im Freistaat mehr als jeden zweiten gesetzlich Versicherten.
Ein Grund für die Zunahme der Erkrankungen ist oft Übergewicht bei Kindern, interpretierte Dr. Peter Schwarz, Professor für Prävention und Versorgung des Diabetes an der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, die Zahlen.
So würden übergewichtige Kinder häufiger gehänselt, was zu Unsicherheit und mangelndem Selbstbewusstsein führen könne. Schwarz plädierte für Präventionsprogramme, die möglichst früh beginnen.
Psychische Leiden auf Platz eins
Auch bei Erwachsenen nimmt die Zahl der Erkrankungsfälle zu. Im Vergleich zum Vorjahr sind in Sachsen die Ausfalltage bei fast allen Erkrankungsarten zurückgegangen - außer bei Infektionen und psychischen Erkrankungen.
Jeder zehnte Ausfalltag in Sachsen hat seine Ursache in psychischen Leiden. Die meisten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, nämlich 22 Prozent, wurden 2011 wegen Muskel- und Skeletterkrankungen ausgestellt.
Es folgen Atemwegserkrankungen mit 14 und Verletzungen mit 13 Prozent. Das ist die gleiche Reihenfolge von Ursachen für AU-Tage wie im Vorjahr.
Positiv fällt für die AOK Plus ins Gewicht, dass der Krankenstand in Sachsen im Vergleich zu 2010 von von 4,6 auf 4,2 Prozent gesunken ist - der niedrigste Wert im Bundesvergleich.
Nur bayerische AOK-Versicherte melden sich genauso selten krank wie die Sachsen, beide Länder liegen 0,5 Prozentpunkte unter dem Bundesschnitt.
Jedes sächsische AOK-Mitglied war 2011 damit demnach durchschnittlich 15,3 Tage arbeitsunfähig geschrieben, und damit fast zwei Tage weniger als 2010. Damals hatte die die AOK noch 16,7 Tage Krankheitstage pro Versicherten verzeichnet.
Mehr Aufmerksamkeit auf psychische Erkrankungen
Steinbronn legte Wert darauf, die Zahlen vorsichtig zu interpretieren. Er verwies dazu auf das sinkende Durchschnittsalter der AOK-Versicherten. Außerdem habe es im vergangenen Jahr im Freistaat keine große Grippewelle gegeben.
Die Kasse will nach eigenen Angaben psychischen Erkrankungen mehr Aufmerksamkeit widmen. Es gehe auch darum, der Wirtschaft Ausfälle "in Milliardenhöhe" zu ersparen.
Steinbronn verwies auf das Programm "Psyche Aktiv", das seit Jahresbeginn zusammen mit der KV angeboten wird. Es wendet sich an Versicherte, die unter anderem an Depressionen oder Schizophrenie erkrankt sind.
247 Hausärzte und 16 Fachärzte nehmen teil, den bis jetzt 371 Patienten wird ein Netz angeboten, das einen nahtlosen Übergang von der Klinik in die Praxis sicherstellen soll.
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