Versorgungsplanung

Psychotherapiestudium stößt bei Ärzten auf Gegenwehr

Die Interessen prallen aufeinander: Ärztliche und nichtärztliche Psychotherapeuten liegen in der Bewertung der geplanten Ausbildungsreform für Psychotherapeuten weit auseinander.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Dass der Gesetzgeber nun mit einer Ausbildungsreform die nichtärztlichen Psychotherapeuten aufwerten will, kommt unter Ärzten nicht gut an. Das war auf einer Veranstaltung der BÄK zu spüren.

Dass der Gesetzgeber nun mit einer Ausbildungsreform die nichtärztlichen Psychotherapeuten aufwerten will, kommt unter Ärzten nicht gut an. Das war auf einer Veranstaltung der BÄK zu spüren.

© Miriam Dörr/ Fotolia

BERLIN. Haus- und Fachärzte leisten die psychosomatische Grundversorgung in Deutschland. Patienten mit Depression werden zu mehr als 80 Prozent von ihrem Hausarzt behandelt, zwei Fünftel der Patienten mit psychischen und psychosomatischen Störungen beim Facharzt mit der Zusatzbezeichnung Psychotherapie.

Diese Zahlen haben Fachleute bei einer von der Bundesärztekammer (BÄK) ausgerichteten Veranstaltung "Chancen und Wert der ärztlichen Psychotherapie" am Samstag in Berlin genannt, aber auch auf einen sich abzeichnenden Nachwuchsmangel hingewiesen. Zudem würden die ärztlichen Kapazitäten nicht ausreichend genutzt. Etwa 40 Prozent der Psychiater wollten nicht als Therapeuten arbeiten.

Der Versorgungsbedarf steigt. Die Vier-Wochen-Prävalenz psychischer und psychosomatischer Störungen in der Bevölkerung liegt bei knapp 20 Prozent. Die direkten Krankheitskosten beziffert die Bundesanstalt für Arbeit für das Jahr 2016 auf 40 Milliarden Euro.

Dass der Gesetzgeber nun mit einer Ausbildungsreform die nichtärztlichen Psychotherapeuten aufwerten will, kommt unter Ärzten nicht gut an, war bei der Veranstaltung zu spüren. Die Politik folge damit der Tendenz, arztersetzende Berufe und Tätigkeiten zu schaffen.

Als "heftigen Gegner" des Arbeitsentwurfs aus dem Gesundheitsministerium hat sich am Wochenende auch Bundesärztekammerpräsident Professor Frank Ulrich Montgomery bezeichnet. Komme das Gesetz so, wie es dort skizziert sei, würden sich die Kapazitäten für die psychotherapeutische Aus- und Weiterbildung für den ärztlichen Nachwuchs weiter verknappen.

Das Ministerium hatte Ende Juli ein als "Arbeitsentwurf" gekennzeichnetes Papier in Umlauf gebracht, dessen Inhalt seither hohe Wellen schlägt. Die Psychotherapeutenausbildung soll demnach an die Universitäten verlagert werden und mit der Approbation abschließen. In einem Modellstudiengang sollen die neuen Psychotherapeuten auch auf das Verschreiben von Medikamenten vorbereitet werden. Das ist bislang alleine den psychotherapeutisch tätigen Ärzten vorbehalten.

Hier ist eine rote Linie für die Ärzte überschritten. Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer Dr. Dietrich Munz versuchte zu beschwichtigen. Am status quo solle sich nichts ändern. Munz bestritt Vorwürfe, im Ministerium auf die Übertragung der Medikation gedrängt zu haben.

Ärztliche Psychotherapie

- 2135 Fachärzte für psychosomatische Medizin und Psychotherapie

- 10.000 Fachärzte mit Zusatzbezeichnung Psychotherapie.

- 55.000 Haus- /Fachärzte mit psychosomatischer Grundversorgung.

- 8482 Psychiater, Neurologen, Nervenärzte, Kinder- und Jugendpsychiater.

Quellen: Roth-Sackenheim, Kruse

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