Großteil kommt aus Deutschland
Schweiz zieht immer mehr ausländische Ärzte an
In der Schweiz steigt der Anteil an Ärzten mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation stetig. Dominant sind hier vor allem Ärzte aus den Nachbarstaaten wie Deutschland.
Veröffentlicht:Bern. Die Corona-Pandemie prägt gegenwärtig auch in der Schweiz die gesundheitspolitischen Diskussionen. So befindet sich der Bundesrat derzeit zwar noch in Gesprächen mit Vertretern der eidgenössischen Krankenhauslandschaft, zeigt aber bisher, wie es in einer Mitteilung des Klinikverbandes H+ heißt, keinerlei Bereitschaft, auch nur irgendeinen Teil des finanziellen Schadens zu kompensieren, den COVID-19 dem stationären Sektor unter anderem durch den Ausfall geplanter Op verursacht hat.
Die Kliniken selbst taxieren ihre COVID-19-bedingten Ertragsausfälle bis Ende 2020 auf einen Betrag zwischen 1,7 und 2,6 Milliarden Franken.
Die Corona-Pandemie versperrt derzeit etwas den Blick auf ein strukturelles Problem, das die Schweiz seit Jahren mit eigenen Nachwuchsprogrammen zu bekämpfen versucht: die Abhängigkeit von Ärzten mit im Ausland erworbener Berufsqualifikation.
So steigt die Zahl der in der Schweiz tätigen Ärzte seit Jahren kontinuierlich an: Im vergangenen Jahr waren bei den Eidgenossen insgesamt 37.882 Ärzte berufstätig – gegenüber 2018 ein Zuwachs um 357 Personen –, wie aus der aktuellen Medizinerstatistik des Schweizer Berufsverbands der Ärzte FMH für 2019 hervorgeht.
Männeranteil dominiert
Mit 13.755 hat die Zahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz, die aus dem Ausland stammen oder im Ausland ihre Berufsqualifikation erworben haben, einen neuen Höchststand erreicht. So betrug der Anteil dieser Gruppe innerhalb der Schweizer Ärzteschaft im vergangenen Jahr 36,3 Prozent – 0,9 Prozentpunkte mehr als 2018.
Im Praxissektor beträgt der Anteil der Ärzte aus dem Ausland 32,7 Prozent, im Kliniksektor 40,2 Prozent. Mit 54,7 Prozent im Praxis- und 52,7 Prozent im Spitalsektor dominiert hierbei der Männeranteil.
Der Großteil der ausländischen ärztlichen Fachkräfte stammt laut FMH-Statistik aus Deutschland (53,4 Prozent), gefolgt von Italien (8,9 Prozent), Frankreich (6,9 Prozent) oder Österreich (6,0 Prozent).
In Zahlen ausgedrückt waren im vergangenen Jahr 7347 Ärzte aus Deutschland, 1222 aus Italien, 952 aus Frankreich, 830 aus Österreich sowie 3404 aus anderen Ländern bei den Eidgenossen ärztlich tätig gewesen.
Medizinstudenten noch unter Ziel
Wie aus der Ärztestatistik weiter hervorgeht, lag die Zahl der Ärzte, die im vergangenen Jahr an Schweizer Unis das eidgenössische Diplom in Humanmedizin erhalten haben, mit insgesamt 1089 Ärzten um 60 höher als im Vorjahr.
Sie liegt aber weiterhin weit unter dem Zielkorridor von 1300 Abschlüssen in der Humanmedizin, die die Eidgenossen bis 2025 anstreben. Seit November 2016 verfolgt die Alpenrepublik mit dem 100 Millionen Franken schweren Sonderprogramm „Erhöhung der Anzahl Abschlüsse in Humanmedizin“ das Ziel, Abschlüsse in der Humanmedizin zu erhöhen, um ihre Abhängigkeit von im Ausland ausgebildeten Ärzten zu verringern.
Der medizinische Fachkräftemangel wird für die Schweiz dadurch verschärft, dass viele Absolventen des Medizinstudiums der Schweiz den Rücken kehren, um anderswo berufstätig zu werden.
Insgesamt 1334 Ärztinnen und Ärzte haben 2019 einen eidgenössischen Facharzttitel erworben. Von ihnen hatten wiederum 43,4 Prozent ihr Medizinstudium zuvor im Ausland abgeschlossen. Auch hier dominierten Ärzte aus Deutschland wieder mit 45,9 Prozent, gefolgt von Medizinern aus Österreich (14,2 Prozent), Italien (9,3 Prozent), Griechenland (7,1 Prozent) und Frankreich (5,9 Prozent).