Pflegereform
Schwesig greift Generalistik-Gegner an
Den Reformgegnern gehe es lediglich darum, die Löhne in der Pflege zu drücken. Ministerin Schwesig kämpft für die Generalistik.
Veröffentlicht:BERLIN. Mit scharfen Vorwürfen an die Reformgegner hat Familien- und Jugendministerin Manuela Schwesig (SPD) für die Einführung einer einheitlichen, dreijährigen Ausbildung in denPflegeberufen geworben.
Schwesig hat gemeinsam mit Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) das Pflegeberufsgesetz auf den Weg gebracht. Seit einem Jahr steckt das Gesetz im parlamentarischen Verfahren fest. Teile der Unionsfraktion fürchten, ein höheres Ausbildungsniveau könne Hauptschüler abschrecken, in die Altenpflege zu gehen.
Das sei ein Vorwand, rief Schwesig den Gegnern der Generalistik zur Eröffnung des Kongress Pflege von Springer Medizin und Springer Pflege am Freitag in Berlin zu. "Wenn wir die Aufwertung der sozialen Berufe wollen, dann brauchen wir auch eine bessere Bezahlung", sagte Schwesig.
Weibliche Pflege
Die Pflege sei überwiegend weiblich. Der durchschnittliche Unterschied zwischen der Bezahlung von Männern und Frauen liege bei 21 Prozent. "Darin liegt der Widerstand gegen das Gesetz begründet", wetterte Schwesig. "Das geht nicht, und deshalb erwarte ich, dass das Gesetz auch kommt."
Schwesig versicherte, dass die aktuell in der Pflege beschäftigten Fachkräfte durch eine Ausbildungsreform auf dem Arbeitsmarkt nicht ins Hintertreffen gerieten. In der Pflege herrsche großer Bedarf an Personal.
Auf 100 offene Arbeitsplätze gebe es derzeit lediglich 28 Bewerber. Die Zahl der Empfänger von Leistungen der sozialen Pflegeversicherung belaufe sich auf 2,86 Millionen, mithin neun Prozent mer als noch 2013.
Wie geht es weiter mit dem Gesetz?
Kein Wort verlor die Ministerin jedoch zum weiteren Verlauf des Gesetzesverfahrens. Sicher sei nur, dass der angepeilte Starttermin zum Jahresbeginn 2018 nicht mehr gehalten werden könne.
Zuvor hatte der stellvertretende Präsident des Deutschen Pflegerats Franz Wagner ein Grußwort verlesen lassen. Dass Hauptschüler unter Bedingungen der Generalistik schlechteren Zugang zu den Pflegeberufen haben könnten, wollte er nicht gelten lassen.
Die Pflege sei schließlich kein Ausbildungsförderungsprogramm. Der Hauptschulabschluss dürfe nicht das Maß sein, an dem sich die künftige Pflegeausbildung orientieren müsse. Der Deutsche Pflegerat fordere die schwarz-rote Koalition daher auf, den Gesetzentwurf in der vorliegenden Form zu verabschieden.