COVID-19-Lage

Spahn will Ärzte bei Corona-Impfung „pragmatisch schnell“ einbinden

Praxen sollen zügig und ohne viel Aufwand in die Corona-Impfkampagne eingebunden werden, so Gesundheitsminister Jens Spahn. Die Vakzin-Logistik stehe bereits. Die FDP setzt derweil auf ein nationales Impfportal.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
RKI-Präsident Professor Lothar Wieler (li.) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitag bei ihrer Pressekonferenz in Berlin.

RKI-Präsident Professor Lothar Wieler (li.) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn am Freitag bei ihrer Pressekonferenz in Berlin. Der Minister will sich für eine „bürokratiearme“ Ausgestaltung des Impfens in Praxen einsetzen.

© dpa

Berlin. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat eine schnelle und pragmatische Einbindung der Arztpraxen bei den Corona-Impfungen angekündigt. Vergütung, Datenmeldung und Distribution – „vielmehr muss man ja schon gar nicht regeln“, sagte Spahn am Freitag.

Es gehe darum, das Impfen für Ärzte „bürokratiearm“ auszugestalten, betonte der Minister. Er stehe dazu auch in regelmäßigem Austausch mit der verfassten Ärzteschaft.

Anfang April kämen in Deutschland mehr Impfdosen an, als über Impfzentren und mobile Teams verimpft werden könnten, so Spahn. „Dann sollen Arztpraxen routinemäßig miteinbezogen werden in die Impfungen.“

Regional faire Verteilung der Corona-Vakzine

Der Distributionsweg sei der gleiche wie bei den Grippe-Vakzinen: Der Großhandel liefere die Impfdosen täglich an Apotheken aus. Von dort aus würden sie in die Praxen gebracht. Das sollte binnen 24 Stunden möglich sein – „mit einer Logistik, die heute ja schon steht“, betonte Spahn.

Lesen Sie auch

Am Anfang werde „wahrscheinlich deutlich mehr bestellt werden, als wir werden liefern können“, so der Minister. Daher solle ein Mechanismus greifen, der sicherstelle, dass die Vakzine „regional fair“ hinweg verteilt würden. Bei anderen knappen Vakzinen wie etwa denen gegen Pneumokokken werde bereits ähnlich verfahren. „Es wird sich alles in den Bahnen abspielen, die die Ärzte kennen.“

Für kommenden Montag sei eine Schalte mit Vertretern der Länder zur Einbeziehung der Praxen in die Impfkampagne geplant, sagte Spahn. In mehreren Bundesländern seien Ärzte über Modellprojekte schon beim Impfen beteiligt.

KBV: Keine weiteren Aufwände!

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung erklärte am Freitag, für eine schnellere Durchimpfung der Bevölkerung sei es „unabdingbar, die vertragsärztlichen Praxen zügig in das Impfgeschehen einzubinden“. Dies habe „unbürokratisch und ohne weitere Verwaltungsaufwände“ zu geschehen. Die von Spahn vorgesehene Vereinfachung der täglichen Impfdokumentation gehe in diese Richtung.

Laut Robert Koch-Institut (RKI) haben mittlerweile gut fünf Prozent der Bundesbürger eine Erstimpfung gegen Corona erhalten. Knapp drei Prozent hätten beide Impfdosen bekommen, sagte RKI-Chef Professor Lothar Wieler. In den Altersgruppen, in denen aktuell geimpft werde, gingen auch die Inzidenzen „deutlich“ zurück.

Sorge bereite ihm die Ausbreitung der Mutationen, vor allem die der britischen Variante B.1.1.7., sagte Wieler. Vor vier Wochen habe diese Mutante noch einen Anteil von sechs Prozent ausgemacht – mittlerweile seien es mehr als 40 Prozent. „Es ist absehbar, dass B.1.1.7. bald die vorherrschende Variante in Deutschland sein wird.“

Lesen sie auch

Das mache es schwieriger, das Virus im Zaum zu halten, da die Mutation ansteckender sei. Optimistisch stimme, dass alle bislang in Deutschland zugelassenen Impfstoffe auch gegen die Mutationen wirkten.

FDP: Corona-Impftermine bundesweit koordinieren

Um mehr Tempo beim Impfen zu erreichen, sprach sich die FDP für die Einrichtung eines „nationalen Impfportals“ aus. Das Online-Tool solle bundesweit alle Impftermine koordinieren und verlässlich vergeben, heißt es in einem Gesetzesantrag, der am Freitag im Bundestag beraten wurde.

Impftermine dürften nicht länger verschoben oder gar abgesagt werden, schreiben die Liberalen in ihrem Antrag. Um einer Verschwendung von Vakzine-Restbeständen vorzubeugen, sei eine „elektronische Warteschlange einzuführen, „in die sich Menschen virtuell einreihen und entlang der bestehenden Priorisierung kurzfristig aufgerufen werden können“. Zudem sei das Online-Tool mit einer Schnittstelle auszustatten, das die freiwillige Anbindung von Praxen ermögliche.

Koalitionsvertreter reagierten zurückhaltend. Die Terminvergabe beim Impfen sei zwar verbesserungswürdig, sagte der Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU), dem Sender „Phoenix“ am Freitag. „Nur, bis wir ein nationales Impfportal haben, sind wir mit dem Impfen fertig.“

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Schild mit der Aufschrift „Praxis ist geöffnet“ hängt an der Eingangstür einer Arztpraxis in Berlin. Doch wer darf mit Termin eintreten? (Archivbild)

© Peter Kneffel / dpa

Debatte um Arzttermine

Lauterbach beklagt „Diskriminierung“ gesetzlich Versicherter

Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

70 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025