Auf dem Weg aus dem Shutdown

Merkel setzt auf zwei Helfer gegen das Coronavirus

Der Corona-Lockdown wird bis 28. März verlängert. Erste Öffnungen sind aber möglich. Hausärzte sollen zudem ab Ende März umfassend impfen. Aus der Oppsition kommen Kritik und Lob.

Thomas HommelVon Thomas Hommel Veröffentlicht:
Bundeskanzlerin Merkel: Deutschland steht an der Schwelle zu einer neuen Phase der Pandemie, „in die wir nicht mit Sorglosigkeit, aber doch mit berechtigten Hoffnungen hineingehen können

Bundeskanzlerin Merkel: Deutschland steht an der Schwelle zu einer neuen Phase der Pandemie, „in die wir nicht mit Sorglosigkeit, aber doch mit berechtigten Hoffnungen hineingehen können.

© picture alliance/dpa

Berlin. Bund und Länder haben die geltenden Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie bis 28. März verlängert. Gleichwohl sollen ab der kommenden Woche erste Öffnungsschritte möglich sein.

Diese richten sich nach einem komplexen Stufenplan bei Inzidenzen zwischen 100 und 50. Steigen die Werte an, greift eine Notbremse, die erneute Beschränkungen auslöst.

Deutschland stehe an der Schwelle zu einer neuen Phase der Pandemie, „in die wir nicht mit Sorglosigkeit, aber doch mit berechtigten Hoffnungen hineingehen können“, sagte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) nach den neunstündigen Beratungen per Videoschalte am späten Mittwochabend.

Zwei Helfer gegen das Coronavirus

Aktuell gehe eine große Gefahr von den Virusmutationen aus, warnte Merkel. Diese breiteten sich auch in Deutschland weiter aus – aktuell gehen in einigen Regionen bereits 50 Prozent der Neuinfektionen auf Mutationen zurück.

Der Frühling 2021 werde „anders sein als der Frühling vor einem Jahr“, sagte Merkel. Das liege in erster Linie an „zwei Helfern, die wir gegen das Virus haben“: die verschiedenen Vakzine und eine Bandbreite an Tests.

Impfen gegen SARS-CoV-2 ab Ende März in Praxen

Die Impfkampagne solle daher weiter an Fahrt gewinnen, betonten die Vertreter von Bund und Ländern. Ziel sei es, die Zahl wöchentlicher Impfungen zu verdoppeln. Aktuell werden täglich bis zu 200.000 Impfungen durchgeführt – bislang überwiegend in den dafür vorgesehenen Zentren der Länder oder über mobile Impfteams.

Ende März, spätestens Anfang April sollen Impfungen auch Haus- und Fachärzte umfassend impfen. Die Impfzentren sollen weiter nach der geltenden Impfpriorisierung Termine vergeben.

20 Euro je COVID-19-Impfung

In den Praxen erfolgt die Entscheidung der Priorisierung nach ärztlicher Einschätzung. Dies solle eine flexiblere Umsetzung der Impfungen ermöglichen, hieß es. Grundlage bleibe aber auch hier die Impfverordnung.

Ein aktueller Entwurf des Bundesgesundheitsministeriums sieht vor, dass ausgewählte Praxen bereits nächste Woche in das Impfgeschehen einsteigen sollen. Schon jetzt laufen dazu Modellprojekte in mehreren Bundesländern.

Auch die Vergütung ist taxiert – pro Impfung ist ein Honorar von 20 Euro geplant. Bei Hausbesuchen sind es 55 Euro. Betriebsärzte sollen im Laufe des zweiten Quartals verstärkt in die Impfkampagne einsteigen.

Mehr Normalität durch mehr Schnell- und Selbsttests

Bis Anfang April sollen schrittweise Testkonzepte umgesetzt werden – im Bereich der Schulen, der Kinderbetreuung oder der Unternehmen. Allen asymptomatischen Bürgern soll ab nächster Woche mindestens einmal pro Woche ein kostenloser, von geschultem Personal durchgeführter Schnelltest ermöglicht werden. Die Kosten dafür übernimmt der Bund.

Zudem wollen Bund und Länder eine Taskforce „Testlogistik“ einrichten, um die größtmögliche Verfügbarkeit von Schnell- und Selbsttests sicherzustellen.

BMG: Genügend Tests vorhanden

Das BMG betonte am Donnerstag, es gebe schon jetzt genügend Schnelltests in Deutschland. 150 Millionen davon lägen laut Herstellerangaben auf Halde. Länder und Kommunen müssten diese nur abrufen.

Lesen Sie dazu auch

Der Bund habe sich „Stand heute“ mindestens 800 Millionen Schnelltests über bilaterale und europäische Rahmenverträge für das laufende Jahr gesichert.

Mit der Taskforce wolle der Bund den Ländern helfen, „die Bestellung der Tests zu optimieren“, betonte das BMG. Eine mögliche Option sei eine Bestellplattform, damit etwa Schulen und Kitas die Schnelltests einfacher abrufen können.

Zudem habe sich der Bund bereits über 200 Millionen Selbsttests gesichert. Mit weiteren Herstellern liefen Gespräche. Die ersten Selbsttests seien ab nächster Woche in Apotheken, im Einzelhandel und einigen Discountern erhältlich.

Kritik und Lob der Opposition

Oppositionspolitiker übten teils scharfe Kritik an den Beschlüssen. Deutschland stehe momentan am Beginn einer dritten Pandemiewelle und rede zugleich über Öffnungen, sagte Grünen-Chef Robert Habeck dem „Deutschlandfunk“ am Donnerstagmorgen. Zuerst müsse mehr getestet und dann geöffnet werden. Die Bundesregierung verspreche ständig Tests, diese kämen aber nicht.

FDP-Chef Christian Lindner sagte dagegen, die Bürger hätten Vertrauen im Umgang mit der Pandemie verdient. Deshalb sei es trotz der unverändert großen Gefahr verantwortbar, stufenweise zu lockern, sagte Lindner ebenfalls im „Deutschlandfunk“.

Lesen Sie auch
Lesen sie auch
Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

© Spinger Medizin Verlag

Vitamin C als hochdosierte Infusionstherapie

Internationaler Vitamin-C-Kongress im Juni

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung

Symposium der Paul-Martini-Stiftung

COVID-19 akut: Früher Therapiestart effektiv

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Praxisabgabe mit Hindernissen

Warum Kollege Gieseking nicht zum Ruhestand kommt

Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025