DocDirekt

Südwest-KV will Patienten mit Callcenter in die Praxen steuern

Vorbild Schweiz: Die KV Baden-Württemberg will in zwei Pilotregionen ein Callcenter etablieren. Teleärzte sollen Patienten zeitnah beraten und auf freie Praxistermine verteilen – die Kassen sind mit im Boot.

Florian StaeckVon Florian Staeck Veröffentlicht:
Per Callcenter will die KV Baden-Württemberg Patienten durch Ärzte beraten – und auf freie Termine verteilen.

Per Callcenter will die KV Baden-Württemberg Patienten durch Ärzte beraten – und auf freie Termine verteilen.

© Jacob Wackerhausen / Getty Images / iStock

STUTTGART. Die KV Baden-Württemberg baut ein Callcenter mit dem Ziel der Patientensteuerung auf. Die KV will mit ihrem "Doc Direkt" genannten Projekt in Erfahrung bringen, ob ein ärztlich besetztes Callcenter Versicherte davon abhalten kann, das Krankenhaus aufzusuchen, erläutert KV-Vorstandsvize Dr. Johannes Fechner im Interview mit der "Ärzte Zeitung".

Hintergrund ist die wachsende Zahl an Patienten, die teilweise mit Befindlichkeitsstörungen in die Notaufnahmen drängen. Im Südwesten will die KV nun konkrete Lösungen anbieten.

Dass und wie ein Callcenter funktioniert, hat sich Fechner beim Unternehmen Medgate in der Schweiz angeschaut. Auslagern an externe Dienstleister will er das Callcenter nicht.

"KV besonders geeignet"

"Wir haben gute Gründe dafür, dass die KV für diese Aufgabe besonders geeignet ist", sagt der KV-Vize: Die Sozialdaten seien dort sicher, mit dem Einsatz von Vertragsärzten könne die KV zudem ein qualitativ hochwertiges Angebot garantieren.

Gegen Ende des Jahres will die Südwest-KV das Projekt zunächst im kleinen Format starten – mit zehn beteiligten Ärzten in Stuttgart und in Tuttlingen. Ruft dann ein Versicherter aus den beiden Regionen an, schätzt eine Mitarbeiterin im Callcenter zunächst die Dringlichkeit ab.

Berichtet der Anrufer etwa von neu aufgetretenen Schmerzen im linken Brustkorb, werde er sofort an die 112 weiterverbunden, so Fechner. Liege kein Notfall vor, soll der Anrufer binnen 30 Minuten von einem Telearzt zurückgerufen werden.

Wird deutlich, dass der Anrufer am gleichen Tag einen Arzt aufsuchen sollte, sieht der Telearzt anhand einer Software, welche Vertragsärzte aktuell freie Termine haben. Fechner hofft, dass zehn bis 15 Prozent der Anrufer "abschließend beraten oder in die ambulante Versorgung gelenkt werden können" –  und nicht in die Notaufnahmen.

Krankenkassen stimmen zu

Von den Krankenkassen hat sich die KV grünes Licht geholt. Auch über die Honorierung der Teleärzte ist man sich weitgehend einig. Pro Anruf sollen die teilnehmenden Ärzte 20 bis 25 Euro extrabudgetär erhalten.

Beide Seiten hätten hierbei "einen guten Kompromiss gefunden", kommentiert Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Er bezeichnet das Projekt "Doc Direkt" als "wichtigen Schritt".

30 Minuten

soll es dauern, bis ein Anrufer in den beiden Pilotregionen Stuttgart und Tuttlingen nach dem Erstkontakt mit dem Callcenter einen Rückruf von einem Telearzt erhält.

Lesen Sie dazu auch das Interview: Patienten via Callcenter steuern: "Die KV muss das Thema besetzen"

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Runde der letzten 9

Gießener Dermatologin steht im Finale von Miss Germany

Probleme in ambulanter Versorgung

SpiFa: „Keine einzige Baustelle des Gesundheitswesens beseitigt“

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Lesetipps
Im Vordergrund Savanne und eine Giraffe, im Hintergrund der Kilimandscharo.

© espiegle / stock.adobe.com

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger