Projekt des Innovationsfonds
Muss es die Notaufnahme sein? So entscheiden Patienten
Welche Faktoren beeinflussen Patienten bei der Entscheidung zwischen ambulanter Notfallversorgung, Rettungsdienst und stationärer Notaufnahme? Das will ein Projekt erforschen und erhält dafür 1,13 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds.
Veröffentlicht:BERLIN/POTSDAM. Wie kann die Notfallversorgung umstrukturiert werden, damit Patienten die Hilfe erhalten, die sie benötigen, ohne Ressourcen über die Maßen zu beanspruchen? In Brandenburg will ein Forschungsprojekt Antworten suchen. Das Projekt läuft bis 2019 und wird mit 1,13 Millionen Euro aus dem Innovationsfonds gefördert.
Initiiert wurde das sektorenübergreifende Versorgungsforschungsprojekt vom brandenburgischen Gesundheitsministerium. Ziel sei es, zu prüfen, wie die Ressourcen zum Wohle aller optimal organisiert werden könnten, so die brandenburgische Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke).
Dazu wird das IGES Institut zunächst eine systematische Bestandsaufnahme der Not- und Akutversorgung mit ihren drei Säulen ambulante Notfallversorgung, Rettungsdienst und stationäre Notaufnahme vornehmen. Eine Befragung von mehr als 1000 Bürgern und über 2000 Patienten soll Aufschluss darüber geben, welche Faktoren Patienten bei der Entscheidung für eine der drei Säulen beeinflussen.
Zugleich werden die Angebotsstrukturen analysiert. Im Fokus der Bestandsaufnahme stehen regionale und lokale Belastungszonen, Erreichbarkeiten, Wartezeiten und die Frage, wie weit der Wohnort vom Behandlungsort entfernt ist.
Viele Faktoren entscheiden
"Ob Informationslücken über medizinische Angebote, Erreichbarkeitsprobleme von Ärzten oder veränderte Ansprüche an die Gesundheitsversorgung – viele Faktoren beeinflussen Patienten bei der Suche nach medizinischer Hilfe. Wie all dies auf regionaler Ebene zusammenwirkt und optimal aufeinander abgestimmt werden kann, wissen wir bisher kaum", sagt der IGES-Geschäftsführer und wissenschaftliche Projektleiter Dr. Martin Albrecht. Weitere Bestandteile des Projekts sind Expertenworkshops, die Befragung von Ärzten medizinischer Einrichtungen und die Evaluation der vorhandenen Modellprojekte, etwa der KV-Regiomed-Praxen an Krankenhäusern (die "Ärzte Zeitung" berichtete).
Auch KV und Kassen sind beteiligt
Auch regionale Unterschiede zwischen den Versorgungsstrukturen in ländlichen und städtischen Gebieten werden erhoben. Abrechnungs-, Diagnose- und statistische Daten fließen ebenso wie Literaturrecherchen in das Forschungsprojekt ein. Am Ende sollen auf dieser Basis konkrete Empfehlungen für eine zukunftsfeste, flächendeckende Notfallversorgung in Brandenburg entwickelt werden.
An dem Projekt wirken KV (KVBB), Landeskrankenhausgesellschaft (LKBB) und das Innenministerium, dem der Rettungsdienst untersteht, mit. Auch alle großen Krankenkassen (AOK, Ersatzkassen, BKKen, IKK, Knappschaft) beteiligen sich. Der Landespflegerat, der Landkreistag Brandenburg, der Städte- und Gemeindebund Brandenburg sind ebenfalls eingebunden.
"Hervorzuheben ist der ganzheitliche Ansatz des Forschungsvorhabens. Alle an der akut- und notmedizinischen Versorgung Beteiligten sitzen mit dem gemeinsamen Ziel am Tisch, neue Erkenntnisse zu gewinnen und in den Versorgungsalltag zu übertragen", sagt KV-Chef Dr. Peter Noack.
Der LKBB-Vorstandsvorsitzende Dr. Detlef Troppens, meint: "Alle beteiligten Akteure stehen künftig in der Pflicht, sektorenübergreifend und Hand in Hand zusammenzuarbeiten, um die stetig wachsenden Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung zu bewältigen."
Die Frage der Patientensteuerung wurde jüngst auch auf der KBV-Vertreterversammlung diskutiert. Geprüft wird aktuell die Möglichkeit, den ambulanten Bereitschaftsdienst um einen multimedialen Zugang für Patienten zu ergänzen, durch den sie bereits vorab per Telefon, online oder per App eine qualifizierte Einschätzung erhalten könnten. Immer wieder ist auch eine Patientengebühr im Gespräch, um steuernd einzugreifen.