Facharzttermine

Thüringer KV und vdek im Clinch

In Thüringen streitet der Ersatzkassenverband mit der KV darüber, was eine zeitnahe fachärztliche Versorgung ist: Die Kassen wollen konkrete Fristen, die KV lehnt das ab.

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Welcher Termin darf's denn sein? In Thüringen ist darüber ein Streit entbrannt.

Welcher Termin darf's denn sein? In Thüringen ist darüber ein Streit entbrannt.

© RRF / fotolia.com

ERFURT (rbü). Lange Wartezeiten auf einen Facharzttermin sollten mit der jüngsten Gesundheitsreform eigentlich der Vergangenheit angehören.

Die KV müsse eine "zeitnahe Zurverfügungstellung" der fachärztlichen Versorgung sicherstellen, heißt es seit Jahresbeginn im Paragraf 75 SGB V.

Doch was genau "zeitnah" bedeutet, sorgt zwischen Kassen und Ärzteschaft in Thüringen derzeit für erhebliche Verstimmung.

Gespräche über eine Konkretisierung des Gummiparagrafen liegen seit Wochen auf Eis, eine Einigung ist nicht absehbar. Der Verband der Ersatzkassen (vdek) sieht die KV Thüringen (KVT) in der Pflicht, eine Zeitvorgabe zu definieren.

vdek-Landeschef Arnim Findeklee: "Ich halte die schnelle Bereitstellung von Facharztterminen für ein zentrales gesundheitspolitisches Thema."

In Weimar, dem Sitz der KVT, reagiert man zurückhaltend auf die Forderung nach Fristen. Der Vorsitzende Thomas Schröter sagte: "Wir wollen uns nicht auf verbindliche Zeitvorgaben festlegen lassen."

Trotz einer vergleichsweise geringen Arztdichte in einigen Regionen gebe es nur wenige Patientenbeschwerden.

"Zeitliche Vorgaben führen nicht automatisch zu einer Verbesserung der Versorgung. Wir müssen zuerst analysieren, wo Schwachstellen sind und überhaupt Beschwerden vorliegen", sagt KV-Sprecher Matthias Zenker.

Tatsächlich existieren für Thüringen keine belastbaren Statistiken oder Befragungen, wie schnell bei welchen Fachärzten im Schnitt ein Termin zu bekommen ist.

40 Praxen bislang unbesetzt

Einer bundesweiten Studie der Universität Hamburg zufolge müssen Kassenpatienten in der Regel etwa 16 Tage warten - Privatpatienten hingegen nur sieben Tage. Allerdings liegen einige Facharztgruppen erheblich darüber.

Vor allem Psychotherapeuten, Augenärzte, Orthopäden oder Kardiologen gelten bei Patienten als extrem gefragt.

Eine Warteliste führt die Altenburger Diplom-Psychologin Eva Schlimok schon gar nicht mehr. "Die wäre endlos. Das könnte ich gar nicht abarbeiten."

Termine vergebe sie nur noch spontan, wenn etwas frei ist. Mit einem halben Jahr Wartezeit müsse man schon rechnen, wenn es kein absoluter Notfall sei, sagt Schlimok. Kollegen schilderten ihr Ähnliches.

Ursache seien einerseits zu wenige Psychotherapeuten, zum anderen eine Zunahme psychischer Erkrankungen. Nach KV-Angaben sind derzeit 40 kassenärztliche Praxen in Thüringen unbesetzt.

Zu lösen sei das Problem nicht mit gesetzlichen Vorgaben, sondern nur über Anreize, sagt KV-Sprecher Zenker. Welcher Art diese Anreize sein könnten, ließ er offen - man sei noch mitten in Gesprächen.

Der Ersatzkassenverband blockt dagegen finanzielle Begehrlichkeiten kategorisch ab. "Das ist eine Frage, die nicht mit Geld zu regeln ist", sagt Findeklee.

Auch ohne konkrete Definition des Begriffs "zeitnah" seien Ärzte im Übrigen dazu verpflichtet, akut erkrankte Patienten zu behandeln.

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