Modellstadt?

Tübingen am Wochenende Ziel von Corona-mürben Besuchern

Ein Stück Normalität – danach sehnen sich viele Menschen im zweiten Corona-Jahr. Deshalb war Tübingen mit seiner speziellen COVID-19-Öffnungsstrategie am Wochenende für viele eine weite Reise wert: Doch nicht jeder durfte shoppen.

Von Julia Giertz und Marco Krefting Veröffentlicht:
Coronamüde Menschen nahmen am Wochenende teils lange Anfahrten in Kauf, um in Tübingen shoppen zu gehen.

Coronamüde Menschen nahmen am Wochenende teils lange Anfahrten in Kauf, um in Tübingen shoppen zu gehen.

© Tom Weller | picture alliance / dpa

Tübingen. Tübingen ist bei herrlichem Frühlingswetter am Wochenende Ziel von Menschen gewesen, die shoppen, im Biergarten sitzen oder einfach einen Kaffee auf dem historischen Marktplatz genießen wollten. Wer das Leben ohne gravierende Einschränkungen wieder einmal schnuppern wollte, brauchte dafür ein Tagesticket mit der Bescheinigung eines negativen Corona-Testergebnisses.

Eine halbe Stunde Wartezeit für das begehrte Zertifikat war für einen Besucher aus dem Kreis Göppingen völlig in Ordnung. Die Aussicht auf ein Schnitzel im Biergarten war zu verlockend. „Man hat wieder mehr Freiheit“, sagte er am Sonntag. Auch eine junge Frau und ihren Freund hat es wenig gestört, am Samstag sogar eineinhalb Stunden auf den Freibrief zu warten. „Die Normalität zu spüren war uns das wert.“ Sie habe einfach draußen sitzen und bei Essen und Trinken Leute beobachten wollen, erzählte die Tübingerin.

Test-Zertifikat öffnet Türen

Tübingen testet seit knapp zwei Wochen, ob mehr Öffnungsschritte mit möglichst flächendeckendem Testen umsetzbar sind, ohne dass die Zahl der Corona-Fälle deutlich zunimmt. Menschen können in der Stadt kostenlose Tests machen, das Ergebnis wird bescheinigt. Mit dem Zertifikat können die als gesund getesteten Personen zum Beispiel in Modeläden einkaufen, zum Friseur oder auch in Theater und Museen gehen.

Das Testen auf Corona-Infektionen muss aus Sicht der Tübinger Pandemiebeauftragten Lisa Federle mittelfristig an die Bürger übertragen werden. Das bundesweit beachtete Modellprojekt in der Universitätsstadt sei sehr aufwändig und teuer. Jeder Test an einer der neun Teststationen in Tübingen koste den Steuerzahler 15 Euro, sagte Federle am Samstag bei einer Online-Diskussionsveranstaltung der Bundesregierung, bei der Bürgerinnen und Bürger unter anderem Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Fragen stellen konnten. Daher müsse man die Verantwortung für die Selbsttests „schon in die Hände der Bevölkerung geben“.

Ticketzahl für Besucher begrenzt

Die hohe Anzahl auswärtiger Gäste hat dazu geführt, dass am Samstag die Zahl der Tagestickets für diese Gruppe auf maximal 3000 Stück bei nur drei Teststationen begrenzt war. Oberbürgermeister Boris Palmer (Grüne) sagte, er bedauere es sehr, Gäste am Wochenende abweisen zu müssen: „Tübingen ist immer eine Reise wert. Ich bitte alle, die nun eine weite Anfahrt auf sich nehmen würden, um das Flair unserer Stadt zu genießen, diesen Plan auf den Sommer zu verschieben.“

Das Modellprojekt wurde vor dem Wochenende zunächst bis zum 18. April verlängert. Die Positivrate der Schnelltests ist nach Angaben des Gesundheitsministeriums mit 1:1000 sehr konstant, das von der Stadt aufgebaute System regelmäßiger Testungen in Betrieben, Schulen, Kitas und das leistungsfähige Netz von Teststationen funktioniere. Die sogenannte Inzidenz liege seit mehreren Wochen unter 35. (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Karzinomscreening

Genügt die biparametrische MRT für die Prostatadiagnostik?

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Abb. 1: Zeitaufwand pro Verabreichung von Natalizumab s.c. bzw. i.v.

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [9]

Familienplanung und Impfen bei Multipler Sklerose

Sondersituationen in der MS-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Biogen GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Wechselspiel zwischen Hirn und Pankreas

Demenz & Diabetes: Welche Vorteile das CGM bietet

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Lesetipps
Dreidimensionale medizinische Illustration von Nierenkrebs, die das Vorhandensein eines Tumors in der Niere zeigt.

© Crystal light / stock.adobe.com

Hinweis aus Registerstudie

Welchen Einfluss NSAR auf das Nierenkrebs-Risiko haben

Eine Frau greift sich mit beiden Händen um den Nacken.

© fizkes / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Leitlinien-Update

Polymyalgia rheumatica: Aktualisierte Empfehlungen sind online

Eine Ärztin tastet den Hals einer Frau zur Diagnose von Schilddrüsenerkrankungen und Hypothyreose ab.

© Peakstock / stock.adobe.com

US-Review

Wie mit latenter Hypothyreose bei älteren Patienten umgehen?