Tarifstreit

Verdi weitet Warnstreik an Unikliniken aus

Nach ersten Warnstreiks ohne Einschränkungen würden die Aktionen in den Unikliniken und Landeskrankenhäusern nun deutlich spürbar werden, kündigte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke an. Verdi fordert für alle Landesbeschäftigten fünf Prozent mehr Gehalt.

Veröffentlicht:
„Vor dem dritten Verhandlungstermin erwarten wir eine sehr breite Streikbeteiligung im Gesundheitswesen“, so der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke (Archivbild).

„Vor dem dritten Verhandlungstermin erwarten wir eine sehr breite Streikbeteiligung im Gesundheitswesen“, so der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke (Archivbild).

© Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

Berlin. Mitten in der sich zuspitzenden Corona-Lage will Verdi die Warnstreiks an Universitätskliniken deutlich ausweiten. Mit den Ausständen will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeber im Tarifstreit um den öffentlichen Dienst der Länder erhöhen. „Vor dem dritten Verhandlungstermin erwarten wir eine sehr breite Streikbeteiligung im Gesundheitswesen“, sagte der Verdi-Vorsitzende Frank Werneke der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. Der Verband der Unikliniken attackierte Verdi und warf der Gewerkschaft fehlende Nächstenliebe in der Pandemie vor.

Nach ersten Warnstreiks ohne Einschränkungen würden die Aktionen in den Unikliniken und Landeskrankenhäusern nun deutlich spürbar werden, kündigte Werneke an. Der Verdi-Chef versicherte: „Das Wohl der Patientinnen und Patienten hat dabei höchste Priorität.“

Sechs Unikliniken allein in NRW sollen mitmachen

Ab Dienstag sind etwa in Nordrhein-Westfalen Beschäftigte in den Kliniken in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster zur Teilnahme aufgerufen.

Nach bisher ergebnislosen Verhandlungen kommen Verdi und der Beamtenbund dbb am 27. und 28. November in Potsdam zur dritten Verhandlungsrunde mit der Tarifgemeinschaft der Länder zusammen. Verdi und dbb beamtenbund und tarifunion fordern für die mehr als eine Million Landesbeschäftigten fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 150 Euro monatlich, im Gesundheitswesen 300 Euro mehr. Der TdL-Verhandlungsführer, der niedersächsische Finanzminister Reinhold Hilbers (CDU), hatte die Forderungen mehrfach als unrealistisch zurückgewiesen.

Der dbb-Vorsitzende Ulrich Silberbach sagte: „Ich habe es noch nicht erlebt, dass Arbeitgeber so wenig Interesse für die Anliegen und Bedarfe ihrer Beschäftigten zeigen.“ Die Arbeitgeber täten die enormen Belastungen durch die Pandemie in den Gesundheitsberufen, Schulen, Ordnungs- und Aufsichtsbehörden und bei der Polizei als punktuelle Belastungsspitze ab. Mit Verweis auf pandemiebedingte Mehrausgaben wollten sie den Beschäftigten sogar einen Inflationsausgleich verwehren, sagte Silberbach der dpa.

Uniklinika-Verband: Der falsche Zeitpunkt

Der Vorsitzende des Verbands der Universitätsklinika Deutschlands, Jens Scholz, sagte der „Welt“, es zeuge weder von Weitsicht für die Pflege noch von Nächstenliebe für die Patientinnen und Patienten, sich die Uniklinika als Streikobjekt auszusuchen. Strukturelle Verbesserungen seien nötig, aber für Arbeitsniederlegungen sei wegen des enormen Corona-Drucks der falsche Zeitpunkt. „Von 2000 Krankenhäusern in Deutschland versorgen die 35 Uniklinika ein Viertel aller Intensivpatienten, bis zu 40 Prozent aller beatmeten Patienten.“

Werneke versicherte, die Arbeitskampfmaßnahmen würden „mit sehr großem Verantwortungsbewusstsein und auf die regionale Lage jeweils abgestimmt“ organisiert. „Wenn die Beschäftigten auf die ignorante Haltung der Arbeitgeber nicht reagieren, würden diese ihnen diese bei der dritten Verhandlungsrunde wieder vorhalten“, sagte Werneke. „Das Schändliche ist, dass die Arbeitgeber sagen: Es gibt kein Problem.“ Sie ignorierten den Fachkräftemangel und die dramatische Situation auf vielen Stationen. Dabei sei zum Beispiel ein Drittel der Intensivbetten nicht belegt, weil viele Beschäftigte ihren Beruf erschöpft und frustriert aufgegeben hätten.

Silberbach meinte: „Die Verantwortung für alle Folgen der Streikmaßnahmen tragen die Arbeitgeber – es ist an ihnen, den Konflikt jetzt zügig mit uns zu lösen.“

Auch in anderen Bereichen wollen die Gewerkschaften die Warnstreiks ausweiten. Die Aktivitäten sollen laut Werneke hin zur dritten Verhandlungsrunde breiter werden. „Das betrifft die gesamte Bandbreite des öffentlichen Dienstes der Länder, von der Verwaltung über Kitas und dem Gesundheitswesen bis hin zu den Schulen.“ (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

© Salesforce Germany GmbH

Value Based Healthcare

Salesforce hilft Kliniken, die Versorgungsqualität zu verbessern

Kooperation | In Kooperation mit: Salesforce Germany GmbH
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2024

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Eine Sanduhr, durch die Geldstücke fall

© fotomek / stock.adobe.com

Tag der Privatmedizin 2024

Outsourcing: Mehr Zeit für Patienten!

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Buch mit sieben Siegeln oder edles Werk? KI-Idee einer in Leder eingebundenen neuen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)

© KI-generiert mit ChatGPT 4o

Exklusiv Entwurf unter der Lupe

Das brächte Ihnen die neue GOÄ

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
In der Klinik Königshof in Krefeld werden Menschen mit psychischen Erkrankungen behandelt. Die digitale Terminvergabe über Doctolib senkt eine Hemmschwelle: Es fällt leichter, mit wenigen Klicks einen Termin zu buchen, als im direkten Gespräch am Telefon.

© St. Augustinus Gruppe

Unternehmensstrategie für Krankenhäuser

Patientenportal stärkt die Reichweite der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung von Krankenhäusern

Patientenportale: Greifbarer Mehrwert für Klinik und Patienten

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

S2k-Leitlinie

Husten – was tun, wenn er bleibt?

Lesetipps
Viele gesunde Lebnesmittel, darunter Gemüse, Lachs und Sesam, liegen auf einem Tisch.

© aamulya / stock.adobe.com

Leckere und gesunde Ernährung

Remission bei Morbus Crohn: Das glückt auch mit einer rein oralen Diät

Moderne Grafik eines Gehirns und eines Darms nebeneinander. Der Hintergrund ist mehrfarbig.

© KI-generiert watz / stock.adobe.com

Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

Psychische Erkrankungen begünstigen CED-Schübe

Ein Modell eines Herzens steht auf einem Tisch.

© Jonima / stock.adobe.com (Generi

DGK-Jahrestagung

Präzisionsmedizin: Die Kardiologie ist auf dem Weg