Krankenhaus-Qualität

Viel Licht und etwas Schatten

Der Qualitätsreport 2013 wirft ein Schlaglicht auf die Qualität der Versorgung in den Krankenhäusern. Fazit: Das Qualitätsniveau ist stabil. Aber es gibt Ausreißer.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Herzschrittmacher vor der Implantation. OP-Revisionen weisen auf Mängel hin.

Herzschrittmacher vor der Implantation. OP-Revisionen weisen auf Mängel hin.

© Mathias Ernert, Deutsches Herzzentrum

BERLIN. Herzschrittmacher-Revisionen, die Implantation von Defibrillatoren und deren Revision bereiten Probleme. Zu diesem Ergebnis kommt der Qualitätsreport 2013, den das Göttinger Aqua-Institut im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) erstellt hat.

Auch bei der Mammachirurgie und der Dekubitusprophylaxe gebe es noch Luft nach oben haben die zuständigen Bundesfachgruppen ermittelt.

Insgesamt hat sich die Qualität der Behandlungen in den Krankenhäusern im Vergleich zum Vorjahr kaum verändert. 85,9 Prozent der 403 Indikatoren, die eine Tendenzaussage zuließen, seien unverändert geblieben, sagte Dr. Regina Klakow-Franck, beim GBA zuständig für Qualitätssicherung. 9,9 Prozent der Qualitätsindikatoren wiesen Verbesserungen auf.

"Qualität auf hohem Niveau"

"Die Qualität ist gut und auf einem hohen Niveau", stellte der Geschäftsführer des Aqua-Instituts, Professor Joachim Szecsenyi, fest. Bei der Entwicklung von 17 Qualitätsindikatoren ging der Daumen allerdings nach unten. Hier haben die Fachleute Handlungsbedarf festgestellt, teilweise auch besonderen Handlungsbedarf.

Das gilt zum Beispiel für das Auswechseln von Herzschrittmachern. Nach Ansicht der Mitglieder der Bundesfachgruppe Herzschrittmacher waren zu häufig Revisionseingriffe nötig.

Im Berichtszeitraum kam es in 18,3 Prozent der Krankenhäuser zu "prozedurassoziierten Problemen". Dabei handelt es sich um Komplikationen der Aggregattaschen oder der Sonden.

Die Komplikationen treten kurz nach einem vorangehenden Herzschrittmachereingriff auf. Insgesamt gab es 748 Auffälligkeiten in 405 Kliniken. Die Ergebnisse von 162 Krankenhäusern lagen außerhalb des Referenzbereiches. 64 Krankenhäuser wurden sogar als "qualitativ auffällig" beurteilt.

Die Revisionseingriffe seien als Hinweise auf Mängel bei vorhergehenden Herzschrittmachereingriffen zu werten, so die Experten.

Viele Lymphknoten ohne Not entfernt?

Bei der Mammachirurgie ergab die Analyse, dass bei einem nicht unerheblichen Teil der Patientinnen die Lymphknoten unter den Achseln möglicherweise ohne Not entfernt wurden.

Dies betrifft jede sechste Frau mit dieser Diagnose. Die Bundesfachgruppe geht davon aus, dass die Patientinnen in den Kliniken häufig nicht leitliniengerecht versorgt würden.

Klärungsbedarf sieht die Bundesfachgruppe schon bei der richtigen Diagnosestellung. Mindestens 145 Krankenhäuser gelten als rechnerisch auffällig.

Die Landesgeschäftsstellen für Qualitätssicherung sollen nun prüfen, ob diese Krankenhäuser überhaupt technisch dafür ausgestattet sind, Stanz- und Vakuumbiopsien vornehmen zu können.

Qualitätsmängel scheinen auch in der pflegerischen Versorgung auf. So zeige die Erfassung der Abrechnungsdaten, dass 2012 fast 2500 Patienten, sich im Krankenhaus schwer wund lagen.

Die Dekubiti Grad 4 gelten als schwere Komplikation, die hohen Leidensdruck und Schmerzen auslösen, aber durch Prophylaxe verhindert werden könnten.

Die Bundesfachgruppe hat die Länder aufgefordert, die Gründe zu analysieren, warum bundesweit in fast 1700 Krankenhäusern diese Fälle auftreten konnten.Für die Untersuchungen hat Aqua annähernd 3,2 Millionen Datensätze aus 1557 Krankenhäusern ausgewertet. Die Qualitätsindikatoren erfassen bislang 30 Leistungsbereiche.

An der Unvollständigkeit der Erfassung übt der Patientenvertreter im GBA, Wolf-Dietrich Trenner, Kritik. Das Bild weise noch zu viele Lücken auf.

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