Entbürokratisierung der Pflege

"Viele Einrichtungen sollen an dem Modell teilnehmen"

Ein Thema, das viele Pflegende aktuell bewegt, ist auch die Entbürokratisierung der Dokumentation. Peter Bechtel, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Pflegemanagement, hat im Interview mit der "Ärzte Zeitung" erläutert, warum er die geplanten Schritte befürwortet.

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Peter Bechtel

Peter Bechtel

© Stephanie Pillick

Das Interview führte Jana Kötter

Ärzte Zeitung : Herr Bechtel, die Entbürokratisierung der Pflege schreitet voran. Seit Jahresbeginn arbeitet ein Projektbüro an der Implementierung des Strukturmodells, das den Aufwand der Dokumentation in der Grundpflege deutlich reduzieren soll. Wie bewerten Sie die geplanten Maßnahmen?

Peter Bechtel: Die Schritte zur Entbürokratisierung kann ich nur positiv bewerten. Die Pflegedokumentation ist seit vielen Jahren ein absolutes Streitthema.

Die Debatte hat genau genommen schon mit der Einführung der Pflegeversicherung begonnen - denn seither wird eben nur bezahlt, was auch dokumentiert ist. Ob das jetzt geplante Strukturmodell alle vorhandenen Probleme lösen wird, sei einmal dahingestellt.

Aber ich halte es für ein sehr gutes Instrument, um die Entbürokratisierung voranzutreiben. Es ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Was wären mögliche zweite oder dritte Schritte?

Bechtel: Diese Frage stellt sich jetzt noch nicht. Es geht jetzt erst einmal darum, das Strukturmodell flächendeckend einzuführen. Aus meiner Sicht reicht dies auch als Zwischenschritt erst einmal aus, bevor sich neue Fragen stellen.

Wie kann die flächendeckende Implementierung der Entbürokratisierung gelingen?

Bechtel: Ich denke, man muss das Strukturmodell nun in erster Linie bewerben - von allen Seiten.

Die Pflegeverbände, der Deutsche Pflegerat, der sich ja auch mit dem Thema beschäftigt hat, aber natürlich auch die Pflegekassen, die Spitzenverbände, MDK, sie alle müssen die Entbürokratisierung bewerben und ihre Mitglieder informieren, also sowohl ambulante Pflegedienste als auch stationäre Einrichtungen ansprechen.

Im ersten Schritt ist es jetzt erst einmal wichtig, dass möglichst viele Einrichtungen an dem Modell teilnehmen.

Wie realistisch schätzen sie die Chance ein, dass die anvisierten 25 Prozent der Pflegeeinrichtungen teilnehmen?

Bechtel: Das halte ich durchaus für realistisch. Ich meine, es gibt ja auch Aussagen aus der Vergangenheit von Pflegenden, die diese Bereitschaft ausdrücken. Schließlich erhofft sich dadurch jeder, mehr Zeit für das zu haben, worauf es ankommt: Zeit für die zu Pflegenden.

Wie bewerten Sie das Strukturmodell hinsichtlich der Rechtssicherheit für die Pflegenden?

Bechtel: Da sehe ich zum jetzigen Zeitpunkt kein Risiko. Ich halte das Modell im Moment eigentlich für einen sehr guten Entwurf, der auch in Fragen der Rechtssicherheit keine Probleme mit sich bringt.

Ich denke deswegen auch nicht, dass es ein Problem ist, dass die Teilnahme nicht verpflichtend ist. Es geht aber - noch einmal - darum, jetzt Werbung dafür zu machen und Institutionen für das Strukturmodell zu gewinnen.

Gerade in kritischen Situationen ist die Pflegedokumentation jedoch ein wichtiger Schritt zur Absicherung der Pflegenden. Stichwort Flüssigkeitszufuhr in heißen Sommermonaten, hier hat es immer wieder Diskussionen gegeben. Könnte eine schlankere Dokumentation da nicht Probleme mit sich bringen?

Bechtel: Es ist natürlich immer eine Frage der Argumentation, inwiefern die bisherige Dokumentation in Falle eines Rechtstreits die Pflegenden auch wirklich absichert. Wir könnten, wenn Sie wollen, ja auch den Fall konstruieren, dass die eingetragenen Mengen für die Flüssigkeitszufuhr fingiert wurden.

In diesem Fall könnte letztlich auch niemand nachweisen, ob die eingetragenen Zahlen der Realität entsprechen - was nicht nur ein explizites Problem der Pflege-, sondern jeglicher Dokumentation ist.

Letztlich sichern zehn Seiten zusätzliche Dokumentation eben nicht unbedingt mehr ab als eine Seite mit notwendigen, qualitativ wertvollen Informationen.

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