AOK-Umfrage
Viele Pflegekräfte gehen krank zur Arbeit
Laut einer Studie treten viele Pflegekräfte trotz Erkrankung ihren Dienst im Altenheim oder Krankenhaus an. Nicht wenige nennen Personalmangel und hohe Arbeitsbelastung als Gründe für ihr Verhalten.
Veröffentlicht:Berlin. Krank zur Arbeit gehen ist in der Pflegebranche offenbar ein weitverbreitetes Phänomen. So gibt laut einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des AOK-Bundesverbands mehr als ein Drittel (36 Prozent) der Führungskräfte in Altenheimen und Krankenhäusern an, zuletzt krank zur Arbeit gegangen zu sein. Knapp ein Viertel (23 Prozent) erklärt, sogar entgegen dem ausdrücklichen Rat des Arztes zum Dienst erschienen zu sein.
Für die Studie wurden im Juli 2021 insgesamt 500 Leitungskräfte in Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern befragt. Details der Erhebung will die AOK beim „Deutschen Pflegetag“ vorstellen, der am Mittwoch in Berlin beginnt.
Corona hat Tendenz zum Präsentismus verstärkt
Der jüngste Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK habe gezeigt, dass die ohnehin schon hohen Belastungen für das Pflegepersonal in der Corona-Pandemie noch einmal gestiegen seien, kommentierte AOK-Chef Martin Litsch die Zahlen.
Als eine Folge habe sich eine bereits vor der Krise vorhandene Tendenz zum Präsentismus bei den Führungskräften noch verstärkt. Viele Beschäftigte meinten offenbar, sie täten dem Unternehmen und den Kollegen etwas Gutes, wenn sie krank am Arbeitsplatz erscheinen würden.
Das spiegelt sich auch in den Antworten der befragten Leitungskräfte wider: So geben 44 Prozent Pflichtbewusstsein, Verantwortungsgefühl oder die eigene Vorbildfunktion als Gründe für ihr Verhalten an. Knapp ein Viertel (23 Prozent) führen Personalmangel ins Feld. Jeder Sechste (16 Prozent) nennt hohe Arbeitsbelastung als Ursache.
„Fehler- und Unfallrisiko steigt“
Die AOK verwies darauf, dass Präsentismus laut Studien viele Risiken für Beschäftigte und Unternehmen berge: Die Betroffenen erholten sich häufig nicht richtig, was dazu führen könne, dass Erkrankungen chronisch würden und es zu noch längeren Fehlzeiten komme.
„Auch das Fehler- und Unfallrisiko steigt nachweislich“, warnte Verbandschef Litsch. Gerade in Medizin und Pflege könnten Fehler kranke und pflegebedürftige Menschen in Gefahr bringen. (hom)