Klimagipfel in Scharm El Scheich
WHO: Mehr als 1,5 Grad wäre „Sabotage unserer Gesundheit“
Ärztinnen, Pfleger und Medizinstudenten sterben auf dem Klimagipfel COP27 im ägyptischen Scharm El Scheich „symbolische Tode“, um auf die Gesundheitsgefahren durch den Klimawandel aufmerksam zu machen.
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Ärzte und Medizinstudenten aus mehreren Ländern demonstrieren beim UN-Klimagipfel COP27 in Ägypten für das 1,5-Grad-Ziel.
© Christophe Gateau/dpa
Scharm el Scheich. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Mediziner aus aller Welt haben auf dem Klimagipfel in Ägypten Alarm geschlagen und die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels gefordert. „Alles andere wäre Sabotage unserer Gesundheit“, warnte die WHO-Direktorin für Klima und öffentliche Gesundheit, Maria Neira, im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Die Welt dürfe nicht einmal darüber nachdenken, dieses Ziel zu reißen. Bislang reichen die Anstrengungen der Staaten bei weitem nicht aus und drohen das Limit zu verfehlen.
„Das, was wir jetzt schon haben, ist dramatisch genug“, sagte Neira. Bei sieben Millionen Todesfällen durch Luftverschmutzung, Hunderttausenden Hitzetoten und Krankenhäusern voller chronisch Kranker bei einer bisherigen Erderwärmung von etwa 1,2 Grad sei es gegen jeden menschlichen Verstand, Szenarien jenseits von 1,5 Grad überhaupt in Erwägung zu ziehen. Bei einem blutenden Patienten würde man ja auch nicht die Wunden weiter aufreißen. Sollte das 1,5-Grad-Ziel gerissen werden, warnte Neira: „Erwarten Sie nicht, gesund zu bleiben.“
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Schneller Ausstieg aus fossilen Energien gefordert
Unterstützt wurde ihr Appell von Ärztinnen, Pflegern und Medizinstudenten, die am Mittwoch am Rande der Verhandlungen auf dem Gelände des Klimagipfels symbolische Tode starben – unter anderem an Hitzeschocks, Leberversagen, Luftverschmutzung oder Traumata durch Naturkatastrophen. „Wenn 1,5 Grad stirbt, sterben auch unsere Patienten“, warnten die aus den Niederlanden, Indien, Malaysia, Südafrika und anderen Ländern angereisten Mediziner.
Sie fordern den schnellen Ausstieg aus fossilen Energien und schlossen sich der Forderung eines Vertrag über die Nichtverbreitung von Öl, Gas und Kohle an – in Anlehnung an den Vertrag über die Nichtverbreitung von Kernwaffen (Atomwaffensperrvertrag). Auch die WHO stelle sich hinter diesen Vorschlag, betonte Neira. „Jemand muss den Hahn zudrehen“, sagte sie mit Blick auf die noch immer steigenden Emissionen klimaschädlicher Treibhausgase. (dpa)