Weniger Stress für Ärzte - Nordhessen legt Bereitschaftsdienste zusammen
Im Landkreis Kassel in Hessen reagieren Ärzte auf den immer größer werdenden Mangel an Kollegen: Ab nächstem Jahr soll die ambulante Versorgung außerhalb der Sprechstunden neu strukturiert werden.
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Aus der Not geboren: Kassel geht bei den Bereitschaftsdiensten neue Wege.
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WABERN (ine). Im Landkreis Kassel ist der Ärztemangel, im Vergleich zu anderen Regionen in Hessen, groß. Für die Hausärzte vor Ort heißt das: Sie müssen noch öfter Bereitschaftsdienst machen, wenn der Kollege nebenan sich in den Ruhestand verabschiedet und keinen Nachfolger findet, der die Praxis übernimmt. Vor allem auf dem Land schließen sich deshalb viele ärztliche Bereitschaftsdienste zusammen.
"Das ist ein Trend in Nordhessen", bestätigt Dr. Norbert Strocka im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Der Allgemeinmediziner hat eine Praxis in der Dom- und Kaiserstadt Fritzlar. Das Städtchen, etwa 30 Kilometer südlich von Kassel, hat mehr als 14 500 Einwohner, 24 niedergelassene Ärzte und eine Klinik mit 142 Betten. Ab nächstem Jahr wird die ambulante Versorgung außerhalb der Sprechstunden neu strukturiert. Der Grund: In der zehn Kilometer entfernten Gemeinde Wabern - dort leben etwa 7500 Menschen - werden die Hausärzte knapp. Zwei der vier in Wabern niedergelassenen Mediziner sind älter als 60. Sie suchen Nachfolger - und das bislang ohne Erfolg. Ein Grund sind die häufigen Bereitschaftsdienste und die damit verbundene Arbeitsbelastung.
"Wenn wir den Dienst besser organisieren, verkaufen sich die Praxen besser", sagt Strocka. Er ist einer der Obmänner des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes. Wenn die beiden Bezirke zusammengelegt werden, verteilen sich die Dienste auf 17 Allgemeinärzte. Vier kommen aus Wabern, 13 aus Fritzlar. Die elf Fachärzte in Fritzlar lassen sich von den Hausärzten vertreten.
Ob die Zusammenlegung eine langfristige Lösung ist, wird sich zeigen. Stroka ist skeptisch. "Die umliegenden Gemeinden haben die gleichen Probleme." Ähnlich sieht dies auch die KV Hessen in Frankfurt/Main: "Das Problem der Überalterung wird sich in den nächsten Jahren zuspitzen."