Mehr Rückkehrer

Weniger Wechsler zur PKV

Den gesetzlichen Krankenkassen geht es derzeit gut - viele zahlen Prämien aus. Und immer weniger wechseln zu den Privaten.

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Da rollt der Euro.

Da rollt der Euro.

© Kai Remmers / dpa

BERLIN. Die gute Finanzlage der gesetzlichen Krankenkassen beschert dieses Jahr einer Rekordzahl von Mitgliedern Geldprämien. Zeitgleich wechseln immer weniger gesetzlich Versicherte in die private Krankenversicherung (PKV).

Nach einer Umfrage des Nachrichtenmagazins "Focus" unter allen 132 Kassen haben 22 Versicherungen eine Prämienausschüttung angekündigt. Vor zwei Jahren waren es erst neun Anbieter. Die Höhe der Zahlungen liege zwischen 30 und 139 Euro im Jahr.

So schüttet die Techniker Krankenkasse (TK) in diesem Jahr 80 Euro an ihre Mitglieder aus. Die hkk hat ihren Mitgliedern einen Scheck über 100 Euro für 2014 angekündigt. Auch mehrere Betriebskrankenkassen zahlen Geld aus - die BKK Mobil Oil sogar 120 Euro.

Mit der geplanten schwarz-roten Reform der Kassenfinanzierung soll die Möglichkeit von Kassenprämien und pauschalen Zusatzbeiträgen im kommenden Jahr entfallen. Stattdessen sollen Kassen prozentuale Zusatzbeiträge je nach Einkommen nehmen können. Experten rechnen wegen der steigenden Kosten mit unter dem Strich höheren Kassenbeiträgen in den kommenden Jahren.

Mehr PKV-Versicherte wollen zurückkehren

Die Zahl der Abgänge der gesetzlichen Krankenversicherung in Richtung PKV sank nach Angaben des Verbandes der Ersatzkassen (vdek) innerhalb von zehn Jahren von 360.000 auf 160.000 im Jahr 2012.

Nach einem Bericht der "Wirtschaftswoche" halbierte sich bei den drei größten Kassen TK, Barmer GEK und DAK-Gesundheit die Zahl der Wechsler zwischen 2009 und 2013 von knapp 88.000 auf 44.000 Versicherte.

TK-Vorstandschef Dr. Jens Baas, dessen Kasse viele freiwillig Versicherte hat, erwartet, dass die Zahl der Wechsler weiter sinkt. Zugleich wachse die Zahl derer stark an, die zurück wollten, sagte er der "Wirtschaftswoche".

Baas: "Vor allem Eltern mit kleinen Kindern bemühen sich, wieder zu uns zu kommen, und Leute ab 45, deren Beiträge in der Privaten stark steigen."

Die TK als größte Kasse mit 8,7 Millionen Versicherten, verlor laut dem Bericht voriges Jahr 26.781 Versicherte an die PKV. 2009 waren es noch 44.520, 2011 sogar 49.628. Von Privaten kamen voriges Jahr sogar 83.866 Kunden zur TK - über dreimal so viele, wie dorthin weggingen.

Die zweitgrößte Kasse Barmer GEK verlor demnach 2009 noch 28.480 ihrer zuletzt 8,6 Millionen Versicherten an die PKV. 2013 waren es nur 11.116. Die DAK-Gesundheit mit aktuell 6,3 Millionen Kunden verließen 2009 noch 14.836 zur Privaten, 2013 nur 6514.

Der PKV-Verband will die Zahl der Wechsler 2013 laut dem Bericht im März veröffentlichen. Die Tarife vieler PKV-Unternehmen stiegen in manchen Tarife in den vergangenen Jahren teils deutlich an. (dpa)

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Kommentare
Carsten Windt 04.02.201407:41 Uhr

Der "Focus" ist nicht zitierfähig

Die Zeitschrift ist weit davon entfernt als seriös bezeichnet zu werden.
Die gezogenen Schlüsse sind nur auf ein möglichst spektakuläres Ergebnis ausgelegt.
Sicher die PKV ist kleiner geworden. Die Ursachen sind vielfältig. Die Zeit der Babyboomer ist vorbei. Wer in den 60ern geboren wurde ist bereits privat versichert oder er kann bzw. darf es nicht. Umgekehrt die vormals privat versicherten Kinder sind per Gesetz pflichtig, weil sie eine Ausbildung begonnen haben oder versicherungspflichtig beschäftigt sind.
Im letzten Jahr wurde von Seiten der Politik und der Presse alles getan die PKV schlecht zu reden. Ein Großteil dieser Voraussagen hat sich natürlich nicht bewahrheitet. Der Bürger wurde aber verunsichert. Jede Lüge wird geglaubt, sofern sie oft genug wiederholt wird.

Ja die PKV wird in den nächsten Jahren (Jahrzehnten) kleiner werden, sie hat nur die Chance einen kleinen Teil der Bevölkerung als Vollversicherten zu gewinnen. Aber Größe allein ist nicht alles, sonst würden heute noch Dinosaurier leben. Wer es nicht glaubt: Die Unternehmen der PKV sind abgesehen von einer Handvoll Unternehmen mitnichten riesig. Die meisten haben Marktanteile im einstelligen Bereich und arbeiten dennoch sehr erfolgreich.

Thomas Hagel 03.02.201416:11 Uhr

Exodus aus der PKV

Die Zahl der Wechsler in die PKV hat sich mehr als halbiert, gleichzeitig steigt die Zahl Rückkehrer in die gesetzliche Krankenversicherung und das trotz erheblicher gesetzlicher Hürden – eine dramatische Entwicklung. Die Gründe liegen auf der Hand, viele Privatversicherte können oder wollen sich ihre Krankenversicherung nicht mehr leisten. Der Untergang des jetzigen Systems wird im Moment nur durch die gesetzliche Beschränkung aufrechterhalten. Durch die in dem Artikel beschriebene Entwicklung wird sich die Situation allerdings in den nächsten Jahren noch verschärfen, da immer weniger junge und gesunde PKV Versicherte in die PKV nachrücken. Über die Ursachen und Gründe wird viel diskutiert und lamentiert, aber wann wagt man von sich von gesetzlicher Seite endlich an eine grundlegende Reform unseres Krankenversicherungssystems?

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