Suche nach Ebola-Helfern
"Wir brauchen mehrere Hundert Freiwillige"
Das Deutsche Rote Kreuz sucht händeringend nach Helfern für den Einsatz in Ebola-Gebieten in Westafrika. Im Interview mit der "Ärzte Zeitung" erläutert DRK-Präsident Rudolf Seiters, wie hoch die Anforderungen sind und was die Freiwilligen erwartet.
Veröffentlicht:Ärzte Zeitung: Herr Seiters, suchen Sie gezielt nach Hilfskräften, zum Beispiel bei der GIZ oder dem ehemaligen Deutschen Entwicklungsdienst? Oder setzt das DRK eher auf Initiativbewerbungen?
Rudolf Seiters: Das DRK ist auf Initiativbewerbungen aus der Bevölkerung angewiesen. Aber ich denke, dass der Aufruf speziell an medizinisches Personal in den Medien auch große Aufmerksamkeit erzielt hat.
Wie viele Ärzte, aber auch Pflegekräfte haben sich beworben?
Seiters: Die Zahl der Anfragen hat in den vergangenen zwei, drei Tagen deutlich zugelegt. Bisher haben sich 2071 Interessenten gemeldet. Davon haben sich 576 konkret beworben. Von diesen wiederum sind 237 grundsätzlich für den Einsatz in Westafrika geeignet. Darunter befinden sich 94 Ärzte.
Welche Qualifikationen müssen die Bewerber mitbringen? Was wäre die optimale Zahl an Hilfskräften, um die geplante Station für einige Monate betreiben zu können?
Seiters: Wir suchen in erster Linie medizinisches Fachpersonal für jeweils ein Behandlungszentrum in Sierra Leone und Liberia mit zunächst jeweils bis zu 100 Betten. Konkret geht es um Ärzte, Pflegepersonal, Hebammen, Physiotherapeuten, Pharmazeuten, Labortechniker und Röntgenfachkräfte.
Die Freiwilligen müssen tropentauglich sein und sehr gut Englisch sprechen können. Außerdem muss ihr Arbeitgeber sie für insgesamt etwa sieben Wochen freistellen. Beide Einrichtungen sollen zwölf Monate lang betrieben werden.
Die ausländischen Helfer sollen wegen der hohen Belastung alle vier Wochen ausgetauscht werden. Um die beiden Kliniken über Monate hinweg betreiben zu können, brauchen wir sicherlich mehrere hundert Freiwillige. Natürlich werden aber auch lokale Helfer eingesetzt. Wir gehen davon aus, dass auf einen Ebola-Patienten in den Kliniken drei medizinische Helfer kommen.
Ab wann würden die Freiwilligen in den Einsatz geschickt werden? Wird schon an Einsatzplänen oder Rotationsplänen gearbeitet?
Seiters:In Sierra Leone geht es jetzt los. Nach Liberia sind die ersten technischen Helfer schon unterwegs.
Welche Art von Krankenstation soll in Monrovia aufgebaut werden und wer wird sie offiziell betreiben?
Seiters: In Liberia wird das DRK in Monrovia Mitte November ein Behandlungszentrum übernehmen, das derzeit von der WHO fertiggestellt wird. Das DRK wird die medizinische Ausstattung dafür liefern und mit personeller Unterstützung durch die Bundeswehr betreiben. Der Betrieb wird noch im November aufgenommen mit dem Ziel, zunächst bis zu 100 Ebola-Kranke zu behandeln. Die Bundeswehr beteiligt sich mit Sanitätspersonal, das dem DRK unterstellt wird. Die Leitung der Klinik hat das DRK.
Welche weitere Unterstützung erwartet das DRK von der Politik?
Seiters: Die beiden Projekte in Sierra Leone und Liberia sind nur durch die finanzielle Hilfe der Bundesregierung möglich. Die Zusammenarbeit mit Auswärtigem Amt, Verteidigungsministerium und Bundesgesundheitsministerium läuft sehr gut.
Warum ist aus Sicht des Deutschen Roten Kreuzes bislang die Hilfe aus Deutschland eher schleppend angelaufen?
Seiters: WHO und Bundesregierung haben bereits eingeräumt, dass die Gefahr durch Ebola unterschätzt wurde. Man ging lange davon aus, dass sich die Verbreitung, wie bei vergangenen Ebola-Ausbrüchen, auf kleinere Regionen beschränken würde.
Die Helfer des Liberianischen und Sierra leonischen Roten Kreuzes arbeiten seit Ausbruch der Epidemie bis zur Erschöpfung in der Seuchenbekämpfung. Sie gehen in die Dörfer und machen Aufklärungskampagnen, übernehmen die sichere Bergung von Leichen und unterstützen internationale Organisationen. Insbesondere für diese Basisarbeit sind wir auch dringend auf Spenden angewiesen.
Interessierte können sich hier direkt bewerben.