Mittel gegen Diabetes und Adipositas?

Wirtschaftsforscher raten von pauschaler Zuckersteuer auf Softdrinks ab

Steuer auf zuckerhaltige Getränke? Die Debatte läuft in Deutschland seit Jahren. Forscher am DIW Berlin haben sich die Erfahrungen Dänemarks mit der Zuckersteuer angeschaut – und die seien gemischt. Ein anderes Modell habe mehr Erfolg.

Veröffentlicht:
Limos in Flaschen

Süß und süßer: Hält eine Steuer vom Griff nach zuckerhaltigen Getränken ab?

© Scott Karcich / stock.adobe.com

Berlin. Kinder- und Jugendärzte, Krankenkassen und Verbraucherschützer in Deutschland fordern seit geraumer Zeit die Einführung einer Extrasteuer auf zuckerhaltige Getränke. Auf diese Weise, so das Argument etwa der Deutschen Diabetes Gesellschaft, ließen sich die Folgen eines zu hohen Zuckerkonsums zumindest abmildern.

Zur Erinnerung: In Deutschland sind etwa 8,9 Millionen Menschen an Diabetes erkrankt. Tendenz steigend. Etwa 25 Prozent aller erwachsenen Bundesbürger gelten als adipös. Die Folgekosten der Adipositas werden auf insgesamt 63 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt.

Forscher am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zeigen sich allerdings skeptisch, dass eine Zuckersteuer tatsächlich die Wirkung entfaltet, die sich viele, auch Ärztinnen und Ärzte, davon erwarten. Die Wissenschaftler verweisen dazu auf Dänemark. Dort wurde die 2011 eingeführte Steuer auf zuckerhaltige Getränke ein Jahr später stark erhöht und 2014 wieder komplett abgeschafft.

„Menschen mit geringer Selbstkontrolle reagieren kaum“

Die Erfahrungen der Dänen mit ihrer Zuckersteuer fielen gemischt aus, schreibt das Forschungsinstitut in einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung: Als die erhöhte Steuer gestartet sei, hätten die Dänen im Schnitt zwar deutlich weniger süße Getränke getrunken.

Lesen sie auch

Jedoch hätten diejenigen, die ihren Zuckerkonsum „wenig unter Kontrolle“ haben, ihren Konsum an Softdrinks trotz der um elf Prozent höheren Preise im Vergleich zu den Menschen mit hoher Selbstkontrolle kaum abgesenkt. Als die Regierung in Kopenhagen die Steuer wieder abgeschafft habe, hätten beide Gruppen wieder etwa ein Viertel mehr Softdrinks gekauft.

Gestaffelte Steuer wie in UK zielführender

„Zu viel Zucker macht krank und verursacht hohe Kosten – nicht nur individuell, sondern beispielsweise über Krankenkassenkosten sowie Arbeits- und Steuerausfälle auch für die Gesellschaft insgesamt“, erklärte Renke Schmacker, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Staat beim DIW. Eine pauschale Zuckersteuer wie in Dänemark, so Schmacker, stelle aber kein Allheilmittel dar. Es komme vielmehr auf die richtige Ausgestaltung an.

Vorbild hierfür könne Großbritannien sein, so der DIW-Experte. Auf der „Insel“ wurde 2018 eine gestaffelte Steuer auf Süßgetränke eingeführt: je höher der Zuckergehalt, desto höher auch die Steuer. „Durch eine solche stufenweise Zuckersteuer entsteht ein Anreiz, der Produzentinnen und Produzenten dazu bewegt, den Zuckergehalt der Getränke deutlich zu reduzieren ohne die Getränke teurer zu machen.“ (hom)

Jetzt abonnieren
Lesen sie auch
Mehr zum Thema

Juristin an BMG-Spitze

Selbstverwaltung hofft auf neuen Kommunikationsstil unter Nina Warken

Das könnte Sie auch interessieren
Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

© Janssen-Cilag GmbH

Video

Wie patientenzentriert ist unser Gesundheitssystem?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Höhen- oder Sturzflug?

© oatawa / stock.adobe.com

Zukunft Gesundheitswesen

Höhen- oder Sturzflug?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

© MQ-Illustrations / stock.adobe.com

Digitalisierung

Patientenzentrierte Versorgung dank ePA & Co?

Kooperation | In Kooperation mit: Janssen-Cilag GmbH
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

© Springer Medizin Verlag

Neues Wocheninsulin für Typ-2-Diabetes

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Novo Nordisk Pharma GmbH, Mainz
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken