Antibiotika-Verordnungen

ZI-Studie zeigt Erfolge, aber auch Missstand

Der Einsatz von Reserve-Antibiotika muss weiter zurückgehen. Experten verweisen auf Leitlinien - und internationale Kooperation.

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BERLIN. Während bei Kindern und Jugendlichen Antibiotika deutlich zurückhaltender verordnet werden, entspricht der Einsatz bei Erwachsenen keineswegs immer den Leitlinien. Vor allem werden zu häufig Reserve-Antibiotika eingesetzt.

Zu diesem Ergebnis kommt der Versorgungsatlas des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (ZI), in dem Antibiotika-Verordnungen von Vertragsärzten in den vergangenen sechs Jahren analysiert worden sind.

Danach haben Vertragsärzte 2014 Kindern und Jugendlichen bis 15 Jahre 30 Prozent weniger Antibiotika verordnet als 2008. Es sei zu beobachten, dass Pädiater beim Einsatz von Antibiotika inzwischen sehr sensibilisiert seien, so Dr. Jörg Bätzing-Feigenbaum, der Autor der Studie.

Leicht rückläufig seien auch Antibiotika-Verordnungen bei älteren Menschen über 70 Jahre. Dies gelte insbesondere für die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt.

"Das bereitet uns große Sorge"

Hingegen blieb das Niveau der Verordnungen bei der 15- bis 69-jährigen Bevölkerung unverändert. Kritisch ist nach Einschätzung der Wissenschaftler der bundesweit gestiegene Einsatz von Cephalosporinen bei Erwachsenen, die als Reserve-Antibiotika nur bei schweren Infektionen indiziert seien.

Im Durchschnitt sei die Zahl der Verordnungen in den letzten sechs Jahren pro Jahr um 7,6 Prozent gestiegen. "Das bereitet uns große Sorge", sagte Bätzing-Feigenbaum.

Er verweist in diesem Zusammenhang auf Leitlinien, nach denen Cephalosporine bei Atemwegsinfektionen und Pneumonien lediglich als Alternative bei Unverträglichkeit gegenüber Penicillinen genannt werden. Diese Leitlinien müssten weiter verbreitet und besser beachtet werden.

Unerklärlich sind erhebliche regionale Unterschiede. Am niedrigsten ist das Verordnungsvolumen in Brandenburg mit 3115 DDD je 1000 GKV-Versicherte, am höchsten im Saarland mit 5728 DDD.

Internationaler Aktionsplan

Auf die Bedeutung einer internationalen Zusammenarbeit im Kampf gegen Antibiotika-Resistenzen hat am Freitag die elfte Jahreskonferenz der Gesundheitspartnerschaft der Ostseeanrainerstaaten in Berlin hingewiesen. In den vergangenen zwei Jahren hatte Deutschland den Vorsitz gehabt, der nun von Estland übernommen wird.

Unter dem deutschen Vorsitz seien eine neue strategische Ausrichtung der Gesundheitspartnerschaft für die Zeit bis 2020 und ein dazu gehörender Aktionsplan beschlossen worden, so die Parlamentarische Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Annette Widmann-Mauz.

Schwerpunkte seien HIV/Aids, Tuberkulose sowie Antibiotika-Resistenzen und nicht übetragbare Krankheiten. Deutschland werde sich weiter an den Arbeitsgruppen HIV/Aids und Antibiotika-Resistenzen beteiligen und die Leitung der Arbeitsgruppe "Gesundheit in Gefängnissen" übernehmen. (HL)

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