Unterfinanzierung des NHS leistet Ausbreitung Vorschub

Zahl der Tuberkulose-Infektionen in Großbritannien nimmt zu

Im ersten Halbjahr haben Ärzte im NHS 2.400 Fälle von Tuberkulose-Infektionen in Großbritannien registriert. Die räumliche Verteilung der Fälle lassen einen sozialen Gradienten erkennen.

Veröffentlicht:

London. Britische Ärzte schlagen Alarm. Krankheiten aus viktorianischen Zeiten wie Tuberkulose breiteten sich in vielen Gegenden Großbritanniens aus. Das staatliche Gesundheitssystem schafft es bislang offenbar nicht, dem Einhalt zu gebieten.

Hausarztpraxen und Kliniken des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) berichten, dass immer mehr Patientinnen und Patienten mit bisher unentdeckter Tuberkulose in die Sprechstunden kommen. Laut offiziellen Statistiken wurden in England im ersten Halbjahr 2023 landesweit mehr als 2.400 neue Tuberkulose-Infektionen gemeldet. Das ist im Vergleich zum Vorjahr, als die Zahlen bereits relativ hoch waren, ein nochmaliger Anstieg um sieben Prozent.

Die höchsten Zuwachsraten wurden laut Londoner Gesundheitsministerium aus dem Südwesten Englands gemeldet, wo Tuberkulose-Infektionen regional im Vergleich zum Vorjahr um 62 Prozent zunahmen. Im Nordosten stieg die Zahl der gemeldeten Krankheitsfälle um 51 Prozent, im wohlhabenden Südosten Englands um knapp 15 Prozent.

Patienten wissen wenig über Erkrankungen aus viktorianischer Zeit

Zum Vergleich: Laut Angaben des Robert Koch-Instituts vom 21. September sind in Deutschland seit Jahresbeginn 3.227 Tuberkulose-Infektionen gemeldet worden. Im gleichen Zeitraum des Vorjahres sind es bundesweit 2.991 Meldungen gewesen.

NHS-Hausärzte berichten, dass viele Patienten nur wenig über diese und andere Krankheiten aus den Zeiten Königin Victorias wüssten. Oft werde die Infektion eher zufällig diagnostiziert, weil der Patient wegen anderer Beschwerden in die Sprechstunde komme. Sozialschwache Familien sind deutlich öfter von Tuberkulose betroffen als wohlhabendere.

Auch andere Krankheiten aus viktorianischen Zeiten erleben laut Ärzten in Großbritannien ein Comeback. Dieser Trend sei durch die Corona-Pandemie beschleunigt worden, da viele Patienten aus Angst vor Ansteckung Kliniken und überfüllte Wartezimmer in den Primärarztpraxen vermieden hätten – und dies zum Teil heute noch tun. Ob Scharlach oder Keuchhusten – auch dort habe die Zahl der gemeldeten Fälle zugenommen.

Zugleich stehen die staatlichen Kliniken und Arztpraxen bereits seit Längerem unter Druck, mit immer weniger Personal und Mitteln immer mehr Patienten behandeln zu müssen. Das leistet der Ausbreitung dieser Krankheiten unweigerlich Vorschub. (ast)

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar

Rund um die Uhr Praxis: Gute Idee, die Folgen haben könnte

24/7-Versorgung

Radiologie: Im Süden von Paris gibt es Termine Tag und Nacht

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!

Das könnte Sie auch interessieren
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Für Menschen ab 60 Jahren sind die Impfungen gegen Influenza, Corona, Pneumokokken und Herpes zoster (beide nicht im Bild) Standard-Impfungen. Für Menschen ab 75 Jahren kommt die RSV-Impfung hinzu.

© angellodeco / stock.adobe.com

Respiratorisches Synzytial Virus

STIKO: Alle Menschen ab 75 gegen RSV impfen!

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Erhöhtes Thromboserisiko

Fallbericht: Lungenembolie bei einem Hobby-Bergsteiger

Lesetipps
Ein Mettbrötchen

© juefraphoto / stock.adobe.com

Tödlicher Einzeller im Hirn

Fallbericht: Amöbenenzephalitis nach Verzehr von rohem Fleisch?

Ärztin misst bei einer Patientin den Blutdruck

© goodluz / stock.adobe.com

Unter 120 mmHg

Striktere Blutdruckkontrolle bei Diabetes wohl doch sinnvoll