Rettungsdienste

Zu viele Einsätze ohne wahren Notfall

Nur bei jedem fünften Rettungswagen-Einsatz schwebt der Patient wirklich in Lebensgefahr.

Veröffentlicht:

BERLIN. Bei mehr als 80 Prozent der Rettungsdiensteinsätze liegt kein akut lebensbedrohlicher Gesundheitszustand des Patienten vor. Das ergab eine bislang einmalige Rettungsdienststudie des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), an der sich mehr als 120 DRK-Dienste beteiligt haben.

Das DRK wertete 3130 Fälle aus. Davon wurden 2540 Fälle ohne vorherige Verordnung eines Arztes über die Rufnummer 112 durch die Leitstellen der Rettungsdienste disponiert und bis auf wenige Ausnahmen durch Rettungswagen und Notarzteinsatzfahrzeuge gefahren.

Knapp die Hälfte davon fand während der regulären Sprechzeiten der Vertragsärzte statt. Nur in 18,8 Prozent der Fälle hatte der Arzt die Krankenbeförderung verordnet. In diesen Fällen litten die Patienten in der Mehrzahl an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, an Erkrankungen des zentralen Nervensystems oder an Erkrankungen der Atemwege, so die Studie.

"Diese Ergebnisse zeigen, dass das Personal in den Leitstellen besser qualifiziert werden muss", sagte DRK-Bundesarzt Professor Peter Sefrin, der die Studienergebnisse im Rahmen eines DRK-Symposiums zur Zukunft der Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum in Berlin vorstellte.

Schließlich sei es das Personal in diesen Leitstellen, das aufgrund der Lageinformation zu der Überzeugung gelangen muss, dass beim Patienten ein lebensbedrohlicher Gesundheitszustand vorliegt.

SVR: Notfallversorgung neu ordnen

Nach Ansicht von Wolfgang Kast, Teamleiter Rettungsdienst beim DRK-Generalsekretariat, bestätigen die Studienergebnisse die Forderungen im aktuellen Gutachten des Sachverständigenrates für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen (SVR).

Darin schlägt der Rat vor, die Notfallversorgung neu zu ordnen. Die bislang voneinander getrennten Bereiche ärztlicher Bereitschaftsdienst, Rettungsdienst und Notaufnahme der Krankenhäuser sollten zusammengelegt werden, um Geld zu sparen und unnötig hohe Inanspruchnahmen abzubauen. Zudem solle es eine zentrale Leitstelle mit einer einheitlichen Telefonnummer je Region geben.

Der Ministerialdirigent und Leiter der Unterabteilung Krankenversicherung im Bundesgesundheitsministerium, Joachim Becker, kündigte auf dem DRK-Symposium Reformmaßnahmen im Bereich des Rettungsdienstes an.

Im Versorgungsstärkungsgesetz, zu dem in Kürze Eckpunkte vorliegen sollen, seien Verbesserungen der Notfalldienste geplant, so Becker. (mam)

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

WIdO-Qualitätsmonitor

Leistungskonzentration bei Speiseröhren-Operationen

Kooperation | In Kooperation mit: AOK-Bundesverband
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Bald nicht nur im Test oder in Showpraxen: Auf einem Bildschirm in der E-Health-Showpraxis der KV Berlin ist eine ePA dargestellt (Archivbild). Nun soll sie bald überall zu sehen sein auf den Bildschirmen in Praxen in ganz Deutschland.

© Jens Kalaene / picture alliance / dpa

Leitartikel

Bundesweiter ePA-Roll-out: Reif für die E-Patientenakte für alle

Figuren betrachten eine Blatt mit einer Linie, die zu einem Ziel führt.

© Nuthawut / stock.adobe.com

Tipps für die Praxis

So entwickeln Sie Ihre Arztpraxis strategisch weiter

Betritt unbekanntes Terrain: CDU-Politikerin und designierte Bundesministerin für Gesundheit Nina Warken.

© Bernd Weißbrod/dpa

Update

Überraschende Personalie

Eine Juristin wird Gesundheitsministerin: Das ist Nina Warken