Galenus-Preis 2019
Ajovy® – CGRP-Antikörper zur zielgerichteten Migräneprophylaxe
Fremanezumab (Ajovy®) von Teva ist ein Antikörper gegen das Calcitonin Gene-Related-Peptid (CGRP) zur Prophylaxe der hochfrequenten episodischen und chronischen Migräne. Die Behandlung führt zu einer deutlichen Reduktion der Migränetage – sowohl bei monatlicher als auch bei vierteljährlicher subkutaner Injektion.
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Migräne ist eine der häufigsten und am stärksten beeinträchtigenden neurologischen Erkrankungen. Zusätzlich zu den Kopfschmerzen leiden viele Patienten an Begleitsymptomen wie Übelkeit/Erbrechen und relevanten Komorbiditäten wie Depression und Angststörungen. Von anderen Schmerzformen unterscheidet sich die Migräne durch eine komplexe Pathophysiologie: Im Zentrum steht das trigemino-vaskuläre System mit den trigeminalen Afferenzen und den von ihnen innervierten zerebralen Gefäßen. Migräne kann episodisch oder chronisch verlaufen. Bei der chronischen Form treten die Kopfschmerzen an mindestens 15 Tagen pro Monat auf (davon mindestens acht Tage mit Migräne-Kopfschmerz).
Für Patienten mit drei oder mehr schweren Migräneattacken pro Monat wird eine Migräneprophylaxe angeraten. Ziel dabei ist es, Häufigkeit und Intensität der Kopfschmerzen um mehr als 50 Prozent zu reduzieren. Zur medikamentösen Prophylaxe wird eine Vielzahl von Substanzen angewendet, die jedoch nicht spezifisch für den Migräneschmerz entwickelt wurden und somit auch nicht in die involvierten Pathomechanismen eingreifen. Mehr als 80 Prozent der Patienten brechen die prophylaktische Behandlung wegen mangelnder Wirksamkeit oder Unverträglichkeit ab.
Gezielte Blockade von CGRP
Die therapeutische Lücke in der medikamentösen Migräneprophylaxe kann nun durch CGRP-Antikörper geschlossen werden. Während einer Migräneattacke steigt der CGRP-Spiegel stark an und sinkt erst mit nachlassendem Kopfschmerz wieder ab. Hier setzt das Wirkprinzip der CGRP-Blockade an.Seit Mai 2019 ist mit Fremanezumab (Ajovy®) von Teva ein monoklonaler Antikörper für die spezifische Migräneprophylaxe am Markt. Das Präparat ist zugelassen zur Migräneprophylaxe bei Erwachsenen mit mindestens vier Migränetagen pro Monat. Angeboten wird das Medikament als Fertigspritzen in zwei unterschiedlichen Dosierungen: Aufgrund der Halbwertszeit von 32 Tagen kann das Präparat entweder einmal monatlich in einer Dosis von 225 mg Fremanezumab oder auch nur vierteljährlich in einer Einzeldosis von 675 mg Fremanezumab als subkutane (s. c.) Injektion appliziert werden, was die Flexibilität der Behandlung erhöht.
Die klinische Wirksamkeit und Sicherheit von Fremanezumab wurden in den randomisierten, placebokontrollierten, dreiarmigen, zwölfwöchigen Phase-III-Studien HALO EM und HALO CM bei Erwachsenen mit hochfrequenter episodischer und chronischer Migräne untersucht.
Deutlich weniger Migränetage
An der Studie HALO EM nahmen insgesamt 875 Patienten teil, die zuvor mindestens vier Migränetage pro Monat aufwiesen. Sie wurden entweder mit Fremanezumab 225 mg s.c. einmal monatlich oder mit 675 mg s.c. alle drei Monate oder mit Placebo s.c. behandelt. In beiden Verumgruppen hatte die Zahl der monatlichen Migränetage bis zum Studienende nach zwölf Wochen verglichen mit dem Ausgangswert (primärer Endpunkt) signifikant im Vergleich zu Placebo abgenommen (p < 0,001): Bei monatlicher Injektion von Fremanezumab betrug die Reduktion im Mittel 3,7 Tage, bei vierteljährlicher Gabe 3,4 Tage und mit Placebo 2,2 Tage.Eine Reduktion der monatlichen Migränetage um mindestens 50 Prozent wurde bei 47,7 Prozent der Patienten unter monatlicher und bei 44,4 Prozent der Patienten unter vierteljährlicher Injektion des CGRPAntikörpers erreicht (Placebo: 27,9 Prozent). Der Unterschied im Vergleich zu Placebo war statistisch signifikant (p < 0,001). Außerdem benötigten die Patienten an weniger Tagen eine Akutmedikation als zu Studienbeginn (p < 0,001 versus Placebo).
Rasch einsetzende Besserung
In die Studie HALO CM wurden 1036 Patienten mit chronischer Migräne einbezogen. Die Zahl der monatlichen Kopfschmerztage sank bei monatlicher Fremanezumab-Gabe um im Mittel 4,6 Tage, bei quartalsweiser Gabe um 4,3 Tage und mit Placebo um 2,5 Tage (p < 0,001 versus Placebo). Bereits nach einer Woche zeigte sich eine signifikante Besserung (p < 0,001 versus Placebo). Eine Halbierung der monatlichen Kopfschmerztage erreichten 40,5 Prozent der Patienten unter monatlicher und 37,6 Prozent bei vierteljährlicher Fremanezumab-Injektion. Auch Patienten, die mit Topiramat oder Onabotulinumtoxin A als Prophylaxe vorbehandelt waren, profitierten von der prophylaktischen Therapie mit Fremanezumab.In beiden HALO-Studien konnten unter Fremanezumab auch Verbesserungen der Lebensqualität, des allgemeinen Gesundheitsstatus, der psychischen Gesundheit und der Arbeitsproduktivität erreicht werden. Zudem war die schnell einsetzende und ausgeprägte Wirksamkeit des CGRPAntikörpers mit einem günstigen Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil assoziiert. (aam)