Kommentar zu TI-Anschlüssen

Ärzte nicht mit Kabelsalat alleine lassen

Bei der Digitalisierung wird auch Ärzten viel abverlangt. Auch für Sicherheit im Praxisnetz sollen sie sorgen. Diese Verantwortung gehört aber auf eine andere Ebene.

Denis NößlerVon Denis Nößler Veröffentlicht:

Das Medizinstudium im Jahr 2030: Zur Vorklinik gehört das Fach Informatik. Die Famulatur beinhaltet ein IT-Praktikum. Das PJ ist in Quintile unterteilt: neben der Allgemeinmedizin ist eine Hospitanz im IT-Systemhaus Pflicht. Im M3-Examen müssen die Cand. med. ein Praxisnetzwerk sicher verkabeln.

Klingt blöde? Ist es auch. Denn Ärzte sollten Ärzte sein und nicht Informatiker. Und doch schwingt in der Diskussion um die Telematikinfrastruktur die Erwartung mit, Ärzte müssten mehr IT können. Der Verweis auf die Techniker, die ihnen diesen Job abnehmen, ist wohlfeil. Denn wenn es knallt, ist am Ende der Praxischef in der Verantwortung. Das ist er in Sachen Datensicherheit und Schweigepflicht seit eh und je. Nur sind die Dinge im digitalen Zeitalter halt etwas komplizierter geworden. Aktenschränke zu sichern, ist leichter, als Firewalls zu programmieren.

Dass fast alle Ärzte ihre Konnektoren auf eine nicht empfohlene Weise anschließen müssen, weil sonst ihr Internet nicht funktioniert, kann nur bedeuten, dass bei der TI-Einführung etliches falsch gemacht wurde. Schuldige zu suchen, ist müßig.

Die Frage ist: Wie rauskommen aus der Misere? Dafür müssen ganz basale Dinge geklärt werden. E-Patientenakte, E-Rezept, ein wirklich sicherer Datenaustausch zwischen Ärzten, Kliniken, Apotheken oder Pflegeheimen können ein Segen für unser Gesundheitswesen sein. Doch dafür die informationelle Selbstbestimmung aufs Spiel zu setzen ist keine Lösung.

Wenn der Gesellschaft die Digitalisierung wichtig ist – wofür einiges spricht –, dann sollte sie ihr auch genügend wert sein. Dann darf sie Ärzte nicht mit Kabelsalat alleine lassen, sondern muss sie dabei auch monetär sehr viel mehr unterstützen. Sichere Gesundheits-IT müsste als Gemeinschaftsaufgabe verstanden und so auch umfassend finanziert werden.

Schreiben Sie dem Autor: denis.noessler@springer.com

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