Nordrhein
Apothekerverband Nordrhein mit Impfungen in Apotheken zufrieden
Das niedrigschwellige Impfangebot habe sich bewährt. 80.000 Corona-Impfungen gab es in Apotheken im Rheinland seit Februar 2022.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Der Apothekerverband Nordrhein (AVNR) ist mit der bisherigen Nutzung des Impfangebots der Apotheken im Rheinland sehr zufrieden. Nachdem am 6. Oktober 2020 in Bonn zum ersten Mal in Deutschland in einer Apotheke gegen Grippe geimpft wurde, haben im Jahr darauf schon knapp 150 Apotheken im Rheinland im Rahmen eines Modellprojektes mit der AOK Rheinland/Hamburg insgesamt rund 1300 Grippeimpfungen durchgeführt.
Dass sich seit Herbst 2022 alle Bürgerinnen und Bürger unabhängig von der Art ihrer Versicherung in Apotheken gegen Grippe impfen lassen können, hat die Entwicklung deutlich beschleunigt: In der aktuellen, noch laufenden Saison 2022/23 wurden bereits mehr als 10.000 Impfungen durchgeführt, berichtet der AVNR jetzt. Ihr Vorsitzender Thomas Preis hält das für „sensationelle Zahlen“.
Vorteil: Unkomplizierte Erreichbarkeit
Die im Februar 2022 in Apotheken gestarteten Corona-Impfungen beliefen sich bis Jahresende auf fast 80.000. Das niedrigschwellige Impfangebot habe sich bewährt, ist sich Preis sicher. „Viele impfende Kollegen berichten auch davon, dass alle diejenigen, die im Sommer mit der Corona-Impfung in der Apotheke positive Erfahrungen gemacht haben, dann auch im Herbst das Angebot genutzt haben und jetzt schon fast automatisch zur Grippeimpfung in die Apotheke kommen.“
Der AVNR hält dabei das Rheinland für führend: Der Anteil der Apotheken in Nordrhein an allen bundesweit impfenden Apotheken belaufe sich auf 20 Prozent und sei damit mehr als doppelt so hoch wie in den anderen Bundesländern. Ein Vorteil des Impfens in der Apotheke sei die gute und unkomplizierte Erreichbarkeit, betont Preis. Auch die Öffnungszeiten spielten eine Rolle. Impfen sei zum Beispiel auch mittwochs- und freitagsnachmittags sowie samstags möglich.
Verband fordert weitere Impfungen
Die Steigerung der Impfquoten sei nicht nur bei Corona, sondern auch bei vielen anderen Schutzimpfungen wichtig, so der AVNR-Vorsitzende. Der Verband fordert deshalb, dass Apotheken bald weitere Impfungen anbieten dürfen, beispielsweise gegen FSME, eine durch Viren hervorgerufene Entzündung des Gehirns und der Hirnhäute.
Grippe-Impfungen in der Apotheke wurden in den vergangenen Jahren immer wieder als überflüssig bezeichnet – und sind nach wie vor umstritten. Die Ärztekammer Nordrhein hatte bereits kurz nach dem Start des Modellprojekts im Herbst 2020 einen sofortigen Stopp gefordert. Nur Ärztinnen und Ärzte seien qualifiziert für die Impfanamnese, den Ausschluss akuter Erkrankungen und die Aufklärung zur Impfung, lautete die Begründung damals. Protest kam auch von Kassenärztlichen Vereinigungen, etwa in Brandenburg.
Im Juni 2021 teilte die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein mit, Grippeschutzimpfungen in der Apotheke machten angesichts der geringen Nachfrage keinen Sinn. Zum damaligen Zeitpunkt waren in den Apotheken erst 400 Impfungen durchgeführt worden, während es die in Nordrhein niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte vom April bis zum Dezember des Vorjahres auf mehr als 1,5 Millionen verimpfte Dosen gebracht hatten. (bel)