Fachkräftemangel im Gesundheitswesen
Ausländische Ärzte: Kabinett verabschiedet Fachkräftestrategie
Die Bundesregierung ruft alle Akteure am Arbeitsmarkt zu einem gemeinsamen Kraftakt auf. Die Weiterentwicklung des Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll Anfang 2023 im Kabinett gebilligt werden.
Veröffentlicht:Berlin. Das Zusammenwirken von Digitalisierung, demografischem Wandel und Dekarbonisierung wird den Arbeitsmarkt in Deutschland nach Ansicht der Bundesregierung quantitativ und qualitativ weiter stark verändern.
Kurz- und mittelfristig kommen die Einflüsse der COVID-19 Pandemie und vor allem die wirtschaftlichen Folgen des Krieges in der Ukraine hinzu. Bis zum Jahr 2026 erwartet die Bundesregierung einen Rückgang bei der Zahl der Erwerbstätigkeit um 220.000 Menschen im Vergleich zu heute.
Vergleiche man alle Arbeitsplätze, die voraussichtlich bis 2026 erstmalig oder neu zu besetzen sind mit allen Arbeitskräften, die voraussichtlich dem Arbeitsmarkt neu zutreten oder den Arbeitsplatz wechseln, so zeige sich, dass nach aktuellen Ergebnissen des Fachkräftemonitorings etwa 240.000 Arbeitsplätze mehr neu zu besetzen sind, als Arbeitskräfte verfügbar sein werden.
Fachkräfteparadox wird zunehmen
Das damit einhergehende Fachkräfteparadox – die zunehmende Gleichzeitigkeit von Fachkräftemangel in einigen Branchen und Regionen und der Arbeitsplatzabbau in anderen Branchen und Regionen – werde in Zukunft weiter zunehmen, lautet die Prognose.
Um dem effektiv gegensteuern zu können, hat die Ampel-Koalition am Mittwoch ihre neue Fachkräftestrategie im Kabinett beschlossen. Mit dem Maßnahmenpaket der Fachkräftestrategie will sie nach eigener Aussage die Anstrengungen der Unternehmen und Betriebe, Fachkräfte zu gewinnen und zu halten, unterstützen.
Damit das Sicherstellen des angemessenen Fachkräftereservoirs gelinge, müssten alle Akteure des Arbeitsmarktes – Unternehmen und Betriebe, Beschäftigte, Länder und Kommunen, Sozialpartner, Kammern, die Bundesagentur für Arbeit, Bildungs- und Weiterbildungsträger sowie die Bundesregierung – ihren Beitrag leisten.
Fünf zentrale Handlungsfelder benannt
Fünf Handlungsfelder sind laut Strategie für die Bundesregierung bei ihrer Fachkräftestrategie zentral – die zeitgemäße Ausbildung, die gezielte Weiterbildung, das wirksamere Heben von Arbeitspotenzialen und die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung, die Verbesserung der Arbeitsqualität und ein Wandel der Arbeitskultur sowie die Modernisierung der Einwanderung und Minderung der Abwanderungszahlen.
Die Strategie alleine ist aber nicht mehr als ein Papiertiger. Um an wichtigen Stellschrauben wie der Einreisemöglichkeit und der Anerkennung von im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen zu drehen, bedarf es der Weiterentwicklung des 2020 in Kraft getretenen Fachkräfteeinwanderungsgesetzes.
„Die Gesetz- und Verordnungsentwürfe zur Weiterentwicklung des Aufenthaltsrechts sollen Anfang 2023 vom Kabinett beschlossen werden“, heißt es dazu in der Strategie.
Vertreter der Gesundheitsberufe explizit adressiert
In ihrer Strategie benennt die Ampel mehrere Berufszweige, in denen sich der Fachkräftemangel deutlich bemerkbar macht – so zum Beispiel bei den Vertretern der Gesundheitsberufe.
„In den Gesundheits- und Erziehungsberufen ist durchweg mit einer zunehmenden Beschäftigung zu rechnen. Hier spiegelt sich die demografische Entwicklung wider. Der Zustrom junger geflüchteter Frauen mit Kindern aufgrund des Krieges in der Ukraine erhöht die Nachfrage nach Arbeitskräften in den Berufsgruppen ‚Erziehung, Sozialarbeit, Heilerziehungspflege‘ und ‚Lehrtätigkeit an allgemeinbildenden Schulen‘, die zunehmende Zahl älterer Menschen die Nachfrage nach Arbeitskräften in den Berufsgruppen ‚Altenpflege‘ und ‚Gesundheits-, Krankenpflege, Rettungsdienst, Geburtshilfe‘. Auch die Nachfrage nach ‚Human- und Zahnmedizin‘ sowie ‚Nicht ärztlicher Therapie und Heilkunde‘ nimmt zu“, steht es in der Fachkräftestrategie zu lesen.