Brandenburger Landärzte vernetzen sich
Die vor einem Jahr gegründete Organisation Innovative Gesundheitsversorgung in Brandenburg (IGiB) setzt auf die intersektorale Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen. Das soll Ärzten wie Patienten gleichermaßen zugute kommen.
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In Brandenburg sind die Wege zum Arzt oft weit.
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BERLIN. Der Abbau der Sektorengrenzen und eine bessere Versorgung chronisch Kranker durch innovative integrierte Versorgungskonzepte für den ländlichen Raum sind unter anderem die Ziele der kürzlich mit dem dfg-award des Dienstes für Gesellschaftspolitik ausgezeichneten Innovativen Gesundheitsversorgung in Brandenburg (IGiB).
Die IGiB wurde im Herbst 2009 auf Grundlage des Paragrafen 219 SGB V gegründet. Dem nach Angaben der Beteiligten bisher bundesweit einmaligen Joint Venture zwischen der KV Brandenburg (KVBB) und der AOK Berlin-Brandenburg gehört auch die Landesvertretung Berlin-Brandenburg der Barmer GEK an.
Logistik stellt die eigentliche Herausforderung dar
Zur Zielerreichung wollen die IGiB-Partner die ärztlichen Ressourcen von Kliniken und ambulant tätigen Ärzten einer Versorgungsregion - gegebenenfalls auch unter Einbindung von Spezialisten aus Regionen außerhalb der Versorgungsbereiche - zusammenführen. "Diese derzeit nicht übliche Logistik einer Funktionseinheit von regionalem Grundversorgungskrankenhaus und den Praxen beziehungsweise MVZ im Versorgungsbereich ist die eigentliche Herausforderung.
Finanzielle und gesetzliche Rahmenbedingungen erfordern hier sehr viel Kreativität", so der KVBB-Vorsitzende Dr. Hans-Joachim Helming. Zudem gelte es, bestehende Barrieren in den Köpfen der Ärzte und Entscheidungsträger abzubauen.
Konkrete Schritte in diese Richtung wurden nach Angaben von Helming schon vor Jahren eingeleitet. Dazu zähle zum Beispiel die Gründung des Vereins Integrierte Versorgung Belzig (IVB). Dieser habe zunächst die diabetologische Versorgung der Menschen in der strukturschwachen Region Bad Belzig auf neue Grundlagen gestellt. Die zentrale Struktur sei dabei eine sogenannte Diabetes-Dispensaire.
Abwechselnd würden dort die aus den Hausarztpraxen angemeldeten Diabetiker von einer niedergelassenen und einer im Krankenhaus angestellten Diabetologin gemeinsam mit einem Nephrologen aus Potsdam sowie einem Kardiologen und einem Ophthalmologen aus der Region begutachtet. Der betreuende Hausarzt erhalte noch am gleichen Tag das Ergebnis dieser interdisziplinären Konsultation mit Empfehlungen für die weitere Betreuung.
Auf Basis guter Erfahrungen mit diesem Modul sei laut Helming dann das erste Fachübergreifende Ärztliche Kooperationszentrum (FÄKZ) in Brandenburg gegründet worden. In diesem nehmen Ärzte aus der Klinik - ein Chirurg und ein Gynäkologe -spezielle gebietsärztliche Versorgungsaufgaben wahr. Die Einbindung einer niedergelassenen Schmerztherapeutin mit der zusätzlichen Ausrichtung Palliativmedizin sowie ein gastroenterologisches Angebot seien angedacht.
Fallmanagerin soll Ärzte bei der Bürokratie entlasten
Zudem entwickle die KV-COMM, die Managementgesellschaft der KVBB, gemeinsam mit dem Ärztenetz Südbrandenburg (ANSB) ein Pilot-Modell zur Einbindung einer sogenannten AGnES II. Diese soll sich laut Helming von der nichtärztlichen Praxisassistentin grundlegend unterscheiden, indem sie die Aufgaben einer Fallmanagerin für den behandelnden Arzt übernimmt. Damit soll der Arzt erheblich von bürokratischen Tätigkeiten entlastet werden, um sich intensiver der Medizin widmen zu können. Hierfür vorstellbare Gestaltungsoptionen sollen im ANSB und im FÄKZ probatorisch integriert werden.
Ein Schwerpunkt der mittelfristigen Arbeiten der IGiB soll die Entwicklung tragfähiger Versorgungskonzepte zur geriatrischen Versorgung sein - mit speziellem Blick auf die teilstationäre Rehabilitation zur Optimierung der Alltagskompetenz zum Beispiel dementer Patienten.