Votum der Fachausschüsse

Bundesrat: Vermittlungsausschuss bei Cannabisgesetz anrufen!

Die Fachausschüsse des Bundesrats empfehlen der Länderkammer, beim Cannabisgesetz in die Vermittlung zu gehen. Vollzugsprobleme seien absehbar, die Regelungen zur Suchtprävention unzureichend.

Veröffentlicht:
 Bundesrat

Der Bundesrat wird sich am 22. März mit dem Cannabisgesetz beschäftigen. Seine Fachausschüsse raten dazu, den Vermittlungsausschuss anzurufen.

© Frank Bräuer / Bundesrat

Berlin. Die Fachausschüsse des Bundesrats raten dem Plenum der Länderkammer, beim Cannabisgesetz den Vermittlungsausschuss anzurufen. Der Gesundheits- und der Innenausschuss monieren dabei sowohl inhaltliche Defizite im Gesetz, als auch absehbare Vollzugsprobleme auf Ebene der Länder und Kommunen.

Der Gesundheitsausschuss rät unter anderem dazu, die im Gesetz festgelegten Mengenbegrenzungen zu reduzieren. Laut Gesetz dürfen Erwachsene beim Eigenanbau legal bis zu 50 Gramm besitzen, die Höchstmenge zum Eigengebrauch im öffentlichen Raum ist auf 25 Gramm festgesetzt.

Unter Verweis auf den Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte oder die Bundesärztekammer heißt es, cannabisabhängige Jugendliche und Heranwachsende würden in der Regel zwischen einem und zwei Gramm Cannabis pro Tag konsumieren. Die Abgabenmenge sei für „Genusskonsumierende“ wesentlich zu hoch festgesetzt.

Ausschuss will Abstandsregeln wie bei Spielhallen

Der Innenausschuss kritisiert, die Regelungen zum Schutz von Kindern und Jugendlichen seien im Vollzug „nicht rechtssicher umsetzbar“. Der Konsum in sogenannten nicht-privaten Innenräumen sei nur dann zu erlauben, „wenn ein Mindestabstand von 500 Metern“ sichergestellt ist etwa zu Kitas, Schulen, Jugendclubs oder Spielplätzen.

Lesen sie auch

Handhabbar für Vollzugsbehörden wären Regelungen analog der Abstandsregelungen bei Spielhallen, schreibt auch der Gesundheitsausschuss. Die Ausschüsse stoßen sich an der Formulierung im Gesetz, der Konsum dürfe nicht „in Sichtweite“ der genannten Einrichtungen stattfinden.

Es bestehe zudem die Gefahr, dass sich in bestimmten Stadtteilen „gehäuft Anbauvereinigungen ansiedeln, damit gebietsprägend werden und eine große Anziehungskraft für Kinder und Jugendliche darstellen könnten“, heißt es weiter.

Ebenfalls sieht der Gesundheitsausschuss mit Blick auf „das erwartbar steigende Konsuminteresse“ die Regelungen zur Suchtprävention als unzureichend an. Die meisten Präventionsmaßnahmen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) seien Angebote, die von der Zielgruppe aktiv in Anspruch genommen werden müssen. „Dringend notwendige lebensweltbezogene Präventionsmaßnahmen sieht das Gesetz nicht vor.“ Im Ergebnis werde es den Ländern überlassen, den Konsumanreizen wirksame Instrumente entgegenzusetzen.

Lesen sie auch

Verschiebung des Inkrafttretens auf Oktober

Der Gesundheitsausschuss fordert schließlich, das Inkrafttreten des Gesetzes auf den 1. Oktober 2024 zu verschieben. Begründet wird dies unter anderem mit den Auswirkungen auf den Vollzug in Ländern und Kommunen. „Für eine effektive Prävention wird ausreichend Zeit zur Vorbereitung benötigt, damit in den Ländern und Kommunen auch die nötigen Kapazitäten aufgebaut werden können“, heißt es.

Der Bundesrat wird am 22. März darüber entscheiden, ob er sich dem Votum seiner Fachausschüsse anschließt. Das Gesetz ist allerdings zustimmungsfrei, kann also nicht von der Länderkammer dauerhaft gestoppt werden. (fst)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Wirkung des Risikostrukturausgleichs

Regierung: Finanzausgleich benachteiligt keine Kassenart

Verletzung der Vertraulichkeit

Polizei ermittelt wegen erotischer Videos aus Pflegeheim

Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz

Lunapharm-Geschäftsführerin zu Haftstrafe verurteilt

Das könnte Sie auch interessieren
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Winterblues oder Depression?

© Roman_Kozhevnikov | iStock (Symbolbild mit Modell)

Dunkle Jahreszeit

Winterblues oder Depression?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depressionen im Alter – macht Einsamkeit depressiv?

© simpson33 | iStock | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodell)

Einsamkeitsbarometers 2024

Depressionen im Alter – macht Einsamkeit depressiv?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

© Bayer Vital GmbH

Die Springer Medizin App

Wissen rund um Depression jetzt auch auf medbee

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Dr. Antigone Fritz und Hubertus Müller sitzen trocken am PC. Dort zu sehen: ein Bild vom Hochwasser in Erftstadt vor drei Jahren.

© MLP

Gut abgesichert bei Naturkatastrophen

Hochwasser in der Praxis? Ein Fall für die Versicherung!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: MLP
Susanne Dubuisson, Product Leader in Health Tech beim E-Health-Unternehmen Doctolib.

© Calado - stock.adobe.com

Tools zur Mitarbeiterentlastung

Online-Termine gegen den Fachkräftemangel

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Doctolib GmbH
Protest vor dem Bundestag: Die Aktionsgruppe „NichtGenesen“ positionierte im Juli auf dem Gelände vor dem Reichstagsgebäude Rollstühle und machte darauf aufmerksam, dass es in Deutschland über drei Millionen Menschen gebe, dievon einem Post-COVID-Syndrom oder Post-Vac betroffen sind.

© picture alliance / Panama Pictures | Christoph Hardt

Symposium in Berlin

Post-COVID: Das Rätsel für Ärzte und Forscher

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: vfa und Paul-Martini-Stiftung
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Suche nach Alternativen

Marktrücknahme von Humaninsulinen: Das sind Ihre Optionen

Interview über aktuelle Pläne der Politik

KBV-Vize Hofmeister: Gesetzentwurf zur Entbudgetierung hat Tücken

Lesetipps
Füße auf einer Waage.

© ryanking999 / stock.adobe.com

Primärprävention

Darmkrebs: Übergewicht als Ursache unterschätzt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung