Honorar
Corona-Tests: Preis fällt auf 39,40 Euro
Das Honorar für Corona-Tests soll um 33 Prozent sinken. Das hat der Bewertungsausschuss gegen die Ärzte beschlossen. Die Laborärzte reagieren konsterniert.
Veröffentlicht: | aktualisiert:Berlin. Gerade erst hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mit einer Verordnung den Weg für deutlich mehr Tests auf Infektionen mit SARS-CoV-2 freigemacht. Jetzt gibt es bereits Ärger um die Vergütung: Der Erweiterte Bewertungsausschuss hat die Vergütung von bisher 59 Euro gegen die Stimmen der Vertragsärzte auf 39,40 abgesenkt.
Damit ist zunächst auch das von Jens Spahn in einer Verordnung vom 9. Juni anvisierte Preisziel von 50,50 Euro vom Tisch. „Wir haben einen sachgerechten Preis gefunden, der die Entwicklung von vereinzelten Tests hin zu Massentests widerspiegelt“, verteidigte Stefanie Stoff-Ahnis, Vorstand beim GKV-Spitzenverband, die Entscheidung.
KBV-Chef Dr. Andreas Gassen sprach dagegen von einer „bitteren Enttäuschung“. Das Vorgehen der Kassen bedeute einen Rückschlag für das von der Politik ausgegebene Ziel, möglichst umfangreich zu testen.
„Der Wind auf der Kassenseite hat sich gedreht“, sagte Gassen. Nach einer Phase konstruktiver Zusammenarbeit träten die Kassen nun wieder „in ihrer alten Rolle als Pfennigfuchser“ auf. Er sei nicht sicher, ob die Labore die hohen Testkapazitäten unter den verschlechterten Rahmenbedingungen noch vorhalten könnten, warnte KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister.
CDU-Politiker: „Tritt in den Hintern“
Die Labore hatten in den vergangenen Wochen ihre Kapazitäten auf knapp 900.000 Tests in der Woche hochgefahren. Dies geschah auch vor dem Hintergrund, die Test-Strategie der Bundesregierung umzusetzen. Die sieht vor, dass die Gesundheitsämter ab sofort Reihentests in Krankenhäusern und Pflegeheimen auch bei Menschen ohne Symptome einer COVID-19-Erkrankung anordnen können.
Der CDU-Gesundheitspolitiker Alexander Krauß zeigte wenig Verständnis für die Haltung der Kassenseite. Der GKV-Spitzenverband habe eine Entscheidung getroffen, die auf keiner fachlichen Einschätzung beruhen könne. „Das war nicht einmal das klassische Erbsenzählen, wofür der GKV-Spitzenverband sonst bekannt ist.“ Der nun beschlossene Erstattungspreis liege viel zu niedrig. Die Labore hätten einen großen Beitrag dafür geleistet, damit Deutschland gut durch die Krise gekommen sei. „Ihnen jetzt in den Hintern zu treten, ist mehr als undankbar“, zog Krauß vom Leder.
Unklar bleiben bislang die Grundlagen, auf denen die Preisvorgabe der Kassen entstanden ist. Der GKV-Spitzenverband führt ins Feld, dass der bisherige Preis von 59 Euro Anfang Februar festgelegt worden sei, als es nur vereinzelte Tests gab. Es gehe derzeit um eine Massenproduktion von 400.000 Tests in der Woche, die zum großen Teil automatisiert ablaufe, begründete Stoff-Ahnis das Vorgehen. Hinzu kämen noch Honorare für die verordnenden Ärzte und eine Transportpauschale.
Krankenkassen unter Druck
Vor wenigen Tagen erst hatte das Gesundheitsministerium in seiner Verordnung den Wert genau dieses Pakets mit 50,50 Euro beziffert. Die Verordnung sieht allerdings auch vor, dass der Bewertungsausschuss nach Inkrafttreten der Verordnung an dieser Stelle tätig werden kann.
Die Auseinandersetzungen zwischen Vertragsärzten und Krankenkassen finden vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden Kassenlage ab. Nach Informationen der „Ärzte Zeitung“ beläuft sich das Minus für das erste Quartal 2020 auf rund 1,3 Milliarden Euro. Schon 2019 war die Bilanz der gesetzlichen Krankenversicherung unter dem Strich mit 1,5 Milliarden Euro im Soll.
ALM entsetzt über Absenkung der Vergütung
Konsterniert und befremdet nehmen die Mitgliedslabore des Verbandes der Akkreditierten Labore in der Medizin – ALM e.V. den Beschluss des Erweiterten Bewertungsausschusses zur deutlichen Absenkung der Vergütung für die SARS-CoV-2-PCR zur Kenntnis. „Wir sind entsetzt darüber, wie wenig die für diesen Beschluss Verantwortlichen die Versorgung der Patienten im Blick haben“, reagiert Dr. Michael Müller, 1. Vorsitzender des ALM e.V., verärgert in einer Mitteilung. Die Bestrebungen des BMG durch Ausweitung der Testmöglichkeiten die Pandemie einzudämmen würden so konterkariert.
Als willkürlich und sachfremd kritisiert auch ALM-Vorstandsmitglied Professor Jan Krämer den neuen Beschluss. Es sei fraglich wie mit einem Betrag von unter 40 Euro eine flächendeckende und nachzu 24/7-Testkapazitäten geschultert werden könnten, heißt es weiter seitens der ALM. Es werde ein inakzeptables Versorgungsrisiko von den Kassen in Kauf genommen. „Ich hätte mir von den Kolleginnen und Kollegen der GKV mehr Weitsicht und Verantwortungsbewusstsein gewünscht“, bedauert auch Cornelia Wanke, Geschäftsführerin des ALM e.V..